Ein Dicker Hund.
vorbei. All die großzügig dotierten Direktionsposten für geleistete Dienste, all die hübschen Jobs, die einflußreiche Persönlichkeiten wie Fred Bload dir auf dem Tablett servieren wollten, weil du den Objektschutzdienst leitest, den du deine Polizei nennst, die sind jetzt alle futsch und weg. Du steckst bis
über beide Ohren in Exkrementen, wie Daddy es immer formuliert hat. Und es ist ganz egal, was irgendein seniler alter Richter sagt, den die Generalstaatsanwaltschaft handverlesen hat, damit du nicht ins Gefängnis kommst. Du bist total am Ende, Baby.«
Sir Arnold Gonders hörte sie nur unterschwellig, und außerdem wußte er es ohnehin. Es gab einige Verbrechen, die auch ein Chief Constable nicht ungestraft begehen konnte, und zu denen gehörte zweifellos, in seinem eigenen Bett einen jungen Mann mit einem stumpfen Gegenstand totzuschlagen. Als ob das noch nicht schlimm genug wäre, konnte er auch nicht die ehemalige Premierministerin um Hilfe bitten. Sie war nicht mehr an der Macht.
Er nahm Timothy Brights Handgelenke und fühlte nach dem Puls. Der war, alles in allem, erstaunlich kräftig. Im nächsten Augenblick kramte er im Schrank nach einer Taschenlampe. »Was hast du jetzt vor?« wollte Lady Vy wissen, als er mit der Lampe in einen von Timothys Augäpfeln leuchtete und dessen Iris betrachtete.
»Unter Drogen«, stellte er schließlich fest. »Bis unter die Schädeldecke voll mit Drogen.«
»Schon möglich«, sagte Lady Vy, die jetzt ein wenig weinerlich wurde. »Aber sieh dir mal an, was du mit seiner Schädeldecke gemacht hast.«
Sir Arnold zog es vor, das lieber nicht zu tun. »Wenn du bei dem einen Urintest machst, brennt der dir glatt’n Loch ins Röhrchen«, sagte er.
»Bist du sicher? Es kommt einem so unwahrscheinlich vor.« Der Chief Constable senkte die Taschenlampe und drehte sich zu ihr um.
»Unwahrscheinlich? Unwahrscheinlich? Alles was unwahrscheinlicher ist, als nach Hause zu kommen, und ...
Vergiß es. Sieh dir seine Knie, sieh dir seine Hände an. Was verraten sie dir?«
»Er kommt einem ziemlich wohl ... wohlproportioniert vor, jetzt wo du es erwähnst.«
»Scheiß auf seine Proportionen«, knurrte der Chief Constable. »Die Haut darauf ist abgeschürft. Der Dreckskerl wurde über den Boden geschleift. Und wo sind seine Klamotten?« Nachdem er sich im Zimmer umgesehen hatte, zog er einen Morgenmantel an und ging nach unten. Es war keine Kleidung zu finden. Als der Chief Constable schließlich ins Schlafzimmer zurückkam, wußte er, was passiert war, und versuchte sich mit dem abzufinden, was auf ihn zukam.
»Das ist eine abgekartete Sache und nichts anderes. Hier will mich jemand reinlegen. Jeden Moment werden jetzt die Presseschweine eintreffen, und ...«
»O Gott, wir haben für zwölf Uhr Leute auf ein paar Drinks eingeladen«, unterbrach Lady Vy, deren gesellschaftliche Verpflichtungen ihren Tribut forderten. »Mit dem Parlamentsabgeordneten, mit dem du so gut befreundet bist. Glaubst du ...«
Der Chief Constable glotzte in den nächsten Abgrund. »Wir müssen rasch handeln«, sagte er. »Dieser Mistkerl wird nicht mehr hier sein, wenn sie kommen. Er kommt runter in den Heizungskeller.«
Jetzt war Lady Vy an der Reihe, einen Blick in die Hölle zu werfen.
»Aber die Heizung wird mit Öl betrieben. Du kannst dich seiner unmöglich im Heizkessel entledigen. Wie kommst du nur auf solche Einfälle?«
»Das tu ich ja gar nicht, Herrgott noch mal. Ich will ihn überhaupt nicht verbrennen. Ich will ihn doch bloß auf Eis legen, bis die Sache nicht mehr so heiß ist, mehr nicht.«
Sir Arnold ließ seine Frau allein mit diesen seltsamen Widersprüchen fertigwerden, und eilte wieder nach unten. Als er zurückkam, hatte er Paketklebeband und zwei Plastikmüllsäcke dabei.
»Was hast du vor?« fragte Lady Vy. Sir Arnold verließ das Zimmer erneut und durchstöberte das Bad. Er kam mit einer Rolle Hansaplast zurück. Lady Vy glotzte ihn groß an. »Was ... Was willst du ...«
»Halt die Klappe, und mach dich nützlich«, fuhr er sie an. »Wir werden diesen Scheißkerl so fest verschnüren, daß er nicht weiß, wo zum Teufel er gesteckt hat.«
»Mein lieber Arnold, du glaubst doch nicht allen Ernstes, daß ich dir bei diesem gräßlichen Plan behilflich sein werde.« Der Chief Constable unterbrach seine Bemühungen, Timothys Beine in einen Müllsack zu stecken, und richtete sich auf. »Hör mir zu«, sagte er mit beängstigendem Nachdruck. »Ich will nichts mehr hören
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