Ein Dicker Hund.
von deinem hochnäsigen ›Lieber Arnold‹-Gewäsch. Und damit eins klar ist: Wenn ich wegen dieser Sache hier gesellschaftlich in die Gosse gespült werde, glaub bloß nicht, daß du nichts abbekommst, denn da täuschst du dich. Diesmal machst du dir die Hände schmutzig.«
»Also wirklich. Man könnte meinen, ich hätte etwas mit seiner Anwesenheit zu tun.«
»Hört sich nach einer vernünftigen Annahme an. Und ich werd dir zuliebe noch ein bißchen deutlicher. Du und dein Tantchen Bea, ihr steht auf S und M. Ihr gabelt ihn irgendwo auf – er sieht aus, als könnte er aus Harrowgate sein – und injiziert ihm Crack, oder die süße B verpaßt ihm mit ihrer Spritze und kolumbianischem Eis ’ne Wirbelsäulenpunktion, und dann schleppt ihr ihn hier rein und amüsiert euch ein wenig. Alles klar?«
Lady Vy blickte allmählich durch. »Das würdest du nie wagen. Du würdest es nicht wagen, so etwas ... ich meine, Daddy ...«
»Versuch’s doch«, sagte Sir Arnold. »Laß es doch drauf ankommen. Und deinem verdammten Daddy wird dein Foto in der verdammten ›Sun‹ gefallen mit der Unterschrift ›TOCHTER EINES EARLS IN LESBISCHEM LIEBESNEST
ENTDECKT‹, und dazu alles über dich und deinen kessen Transvestiten mit ihrer Heroinsucht und ...«
»Aber Bea ist Aromatherapeutin und Streßberaterin. Sie ist ...«
»Wie geschaffen für die ›Sun‹ und die ›News of the World‹, das ist sie. Und verglichen mit dem Aroma, das sie absondern wird, wenn du mir jetzt nicht hilfst, riecht diese Hundescheiße wie Chanel No. 5. Also halt jetzt diesen verfluchten Sack auf, während ich seine Beine reinstopfe.«
Doch Timothy Bright war augenscheinlich zu groß und sperrig für den Müllsack. Schließlich zogen sie die Bettlaken ab und wickelten ihn darin ein. Sir Arnold nahm das Paketklebeband und machte sich so gründlich an die Arbeit, daß das Etwas, das sie unter gewaltigen Schwierigkeiten runter in den Keller zerrten, wie eine mumifizierte Leiche mit Nasenlöchern aussah. Schließlich ließen sie Timothy in der allerdunkelsten Ecke des Kellers fallen, hinter den alten gemauerten Weinregalen.
»Das müßte den Scheißkerl eine Weile ruhigstellen«, sagte Sir Arnold, dessen Hoffnungen umgehend zunichte gemacht wurden, als sich Timothy Bright bewegte und stöhnte. Einen Augenblick lang zögerte der Polizeichef. Dann reichte er Lady Vy die Taschenlampe und begab sich zur Treppe. »Sorg nur dafür, daß er sich nicht rührt«, sagte er und eilte in die Küche hoch. Er kehrte mit einer Bratenspritze aus Plastik, einem Meßbecher und einer Flasche Whisky zurück.
»O mein Gott, was hast du jetzt vor?«
»Halt die Klappe«, befahl der Chief Constable. »Und wackel nicht mit der Taschenlampe rum. Ich will mich mit der Menge nicht vertun.«
»Wozu ist diese Bratenspritze?« fragte Lady Vy. »Na, jedenfalls nicht, um Hähnchen mit Bratensaft zu begießen«, sagte Sir Arnold. »Damit flößen wir dem Dreckskerl etwas ein, um ihn ruhigzustellen. Beispielsweise alle zwei Stunden fünfzig Milliliter Scotch mit ein paar von deinen Valium und etlichen dieser rosa Pillen, die du abends schluckst. Dann weiß der Bursche nicht, wo er ist oder war oder welche Tageszeit gerade ist.«
Lady Vy betrachtete das auf dem Kellerboden liegende Bündel und bezweifelte, daß der Whisky nötig war. Die anderen Beruhigungsmittel waren es gewiß nicht. »Gib ihm die Pillen, dann faßt er ohnehin nie wieder einen klaren Gedanken«, sagte sie. »Und du solltest es meiner Meinung nach nicht mit diesem Ding in ihn reinpumpen. Sonst erstickt er mit ziemlicher Sicherheit.«
»Ich werd’s nicht reinpumpen. Eher reinträufeln. Einverstanden?«
Doch Lady Vy starrte ihn an.
»Du bist wahnsinnig. Absolut durchgedreht. Du schlägst vor, fünfzig Milliliter mit Valium vermischten Whisky zu träufeln ... Großer Gott.«
»Nein«, sagte der Chief Constable bestimmt. »Und ich will mir das in diesem Augenblick nicht anhören müssen. Also, halt das Ding mal ...«
Er hielt die große Plastikspritze hoch. »Ich halte gar nichts«, sagte Lady Vy genauso bestimmt. »Du kannst machen, was du willst, aber ich werde mich nicht der Beihilfe zum Mord schuldig machen.«
»Und ob du das tun wirst«, sagte der Chief Constable mit furchterregender Miene. Lady Vy hielt die Spritze. Fünf Minuten später hatte Timothy Bright erfolgreich seine erste Dosis Valium mit Whisky eingenommen. Lady Vys rosa Antidepressiva waren am Ende doch nicht in dem tödlichen Gebräu
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