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Ein Dicker Hund.

Ein Dicker Hund.

Titel: Ein Dicker Hund. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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wenig bedeuten«, hatte sie auf einer öffentlichen Versammlung gesagt, »aber er verkörpert das Recht des gemeinen Mannes auf die Gemeindeflur. Für seine Rechte muß man kämpfen, und solange ich da bin, tritt man sie nicht mit Füßen.« Sir Arnold hatte es mit dem Argument versucht, er wolle nur Stacheldraht hochziehen, um anderer Leute Schafe fernzuhalten, und Jimmy Hall könne das Land nutzen, wenn er wollte. Es half alles nichts. Miss Midden hatte erwidert, Stacheldraht zeige nur allzuoft die Grenzen der Freiheit an und begrenze ungerechtfertigterweise die Bewegungsfreiheit der Menschen. Die Gemeindeflur war nicht eingezäunt worden. Es gab noch anderen Ärger. Einer von Sir Arnolds Streifenwagen hatte ein offenkundig von einem Betrunkenen gelenktes Fahrzeug über die Auffahrt auf das Middenhallsche Gut verfolgt. Einen älteren Mann, der über den Rasen gestolpert war, hatte man zu Boden geworfen und ihm Handschellen angelegt. Überall sonst in der Gegend von Twixt und Tween wäre ein derartiges Vorgehen der Polizei unkommentiert geblieben. In etlichen Wohngegenden am Stadtrand von Tween hätte es vielleicht höchstens den dortigen Jugendlichen einen Vorwand für eine Schlägerei mit den Cops geliefert, aber das war ja nicht anders zu erwarten. Doch der Chief Constable fand es erschreckend und schockierend, daß ein angeblich gesetzestreues Mitglied der Mittelklasse das Gesetz benutzte, um zwei seiner Beamten vor Gericht zum Gespött zu machen, obwohl die ganze Angelegenheit durch ein kurzes Gespräch mit ihm hätte bereinigt werden können.
    Darauf hatte Miss Midden allerdings verzichtet und statt dessen eine völlig überzogene Vendetta gegen die beiden Constables geführt. Schließlich hatten sie lediglich den vermeintlichen Fahrer zum Polizeirevier nach Hexstead mitgenommen, als er nicht ins Röhrchen pusten wollte – und sie beide in der Ausübung ihrer Pflichten angegriffen hatte –, wo die von einem Polizeiarzt entnommene Blutprobe eindeutig ergab, daß der Blutalkoholspiegel des Beschuldigten weit über dem zulässigen Wert lag. Das führte dazu, daß der Beschuldigte, Mr. Armitage Midden, ein älterer Großwildjäger, der kürzlich aus Kenia zurückgekehrt war, wo man ihn als »Buffalo« Midden kannte, des gefährlichen Fahrens, des Fahrens mit einem defekten Rücklicht, des Angriffs auf zwei Polizeibeamte und des Fahrens unter Alkoholeinfluß angeklagt wurde. Am nächsten Tag wurde besagter Mr. Midden auf Kaution freigelassen, nachdem er zur Begrüßung eine unangenehme Nacht hinter Gittern verbracht hatte und von Miss Midden persönlich zurück nach Middenhall gefahren worden war. Zu allen Beamten auf dem Polizeirevier von Hexstead war sie ausgesprochen unausstehlich gewesen.
    Doch erst während des Prozesses erfuhr die Polizei, daß der Angeklagte a) keinen Führerschein besaß, b) eine solche Abneigung gegen Automobile hatte, daß er einmal zu Fuß von Kapstadt bis Kairo gegangen war und sich c) seinen beachtlichen Ruf als ausgezeichneter Schütze durch lebenslange Abstinenz erworben hatte. Kurz gesagt, es war für den Chief Constable, die beiden an der Festnahme beteiligten Beamten und den Polizeiarzt ein gräßlich peinlicher Fall gewesen, der nicht dazu beigetragen hatte, den Ruf der Polizeibehörde von Twixt und Tween zu verbessern. Miss Midden war zu ihrem Vetter Lennox gegangen und hatte ihm aufgetragen, einen äußerst süffisanten und erfahrenen Anwalt aus London mit der Wahrnehmung des Falles zu beauftragen. Das Kreuzverhör der polizeilichen Zeugen durch den Anwalt war für den Chief Constable besonders peinlich geworden, da er sich dummerweise hatte aufrufen lassen, um als Zeuge zugunsten seiner eigenen Constables und der Polizeibehörde von Twixt und Tween auszusagen.
    Im nachhinein war Sir Arnold der Meinung, daß man ihn verleitet hatte, als Zeuge aufzutreten und wie ein Idiot oder Schlimmeres dazustehen. Er hatte die absolute Integrität des Polizeiarztes bezeugt, ehe der Richter das Verfahren einstellte. Und dann war da noch »Buffalo« Middens makellose militärische Laufbahn, während der ihm für hervorragende Tapferkeit in Burma zweimal der DSO und das Verdienstkreuz verliehen worden war. Im Zuschauerraum hatte Miss Midden ihren Triumph genossen. Der Chief Constable hatte sich bemüht, sie nicht anzusehen, konnte sich aber vorstellen, was sie empfand. Nämlich das genaue Gegenteil von dem, was er empfand.
    Doch jetzt ging ihm nicht Miss Middens Arroganz durch den Kopf. Im

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