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Ein Dicker Hund.

Ein Dicker Hund.

Titel: Ein Dicker Hund. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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Rottweilers wider, der sich alle paar Sekunden gegen die Tür warf. Sogar die normalerweise tief schlafende Mrs. Thouless, deren Taubheit verhinderte, daß man sie in die Gehässigkeiten dieses Haushalts hineinzog, wurde so sehr durchgerüttelt, daß sie zu dem Schluß kam, in ihrer unmittelbaren Umgebung erfolge gerade so etwas wie ein Luftangriff. Da sie im Krieg in Little Kineburn direkt im Schatten des großen Staudamms aufgewachsen war, als viele Leute annahmen, die Deutschen würden den Damm bombardieren und die Wasser des Stausees sich über das Dörfchen ergießen, jagten Luftangriffe Mrs. Thouless eine Heidenangst ein. Um sechs Uhr zwanzig aus ihrem Bett vertrieben, begab sie sich in ihrem Morgenmantel in die Küche und beabsichtigte, eventuell im Keller Zuflucht zu suchen. Mittlerweile hatten Genschers Bemühungen, Aufmerksamkeit zu erregen, ein wenig nachgelassen. Nichtsdestotrotz erbebte die Kellertür jedesmal, wenn er sich dagegen schmiß. Mrs. Thouless betrachtete die Tür. Sie wußte nicht, was sie davon halten sollte. Dann schloß sie sie ganz vorsichtig auf und schob den Riegel zurück. Gleich darauf wußte sie mit absoluter Sicherheit, daß sie nicht Gefahr lief, in ihrem Bett ertränkt oder bombardiert zu werden. Ein viel schlimmeres Grauen hatte sie umgeworfen, und zwar in Gestalt eines irrsinnigen Rottweilers, um dessen Kopf ein grotesker Knoten aus zwanzig Meter Isolierband gewickelt war. Mrs. Thouless, die Hunde schon an guten Tagen nicht leiden konnte und sich besonders vor großen deutschen in acht nahm, konnte angesichts dieser Erfahrung und Erscheinung ihre halb ehrerbietige Haltung nicht beibehalten und schrie laut auf. Wenn es etwas bedurft hätte, um Genscher in noch größere Panik zu versetzen, dann dieser Schrei. Im Haus gab es nirgends Sicherheit. Er mußte ins Freie, koste es, was es wolle. Ohne zu zögern rannte er gegen die Hintertür und prallte gegen Sir Arnolds Golfschläger, die klappernd auf den gefliesten Boden fielen. Es folgte ein weiteres Krachen, vermischt mit Mrs. Thouless’ schottischen Schreien, als das Riesentier mit unter dem Gewicht von Unmengen Isolierband hängendem Kopf die Kommode irrtümlich für eine leichtere Tür hielt und sich dagegen warf. Doch Genschers Zeit war abgelaufen. Umgeben von fallenden Tellern und Untertassen, rutschte der Rottweiler, der mittlerweile sichtlich an Sauerstoffmangel litt und überlaut durch seine blutigen Nasenlöcher röchelte, über Mrs. Thouless’ liegenden Körper und fiel in den dunklen Keller zurück. Im ersten Stock hatte der Krach in der Küche sogar den erschöpften Chief Constable aus einem tiefen und willkommenen Schlaf gerissen. Er setzte sich im Bett auf und sah, wie Lady Vy in ihrem Morgenmantel, seine 38er Scott & Webley umklammernd, auf die Tür zumarschierte, die schwarze Augenblende drohend hoch in die Stirn geschoben. »Was zum Teufel geht hier vor?« fragte er heiser. »Bestimmt wieder einer deiner blöden Streiche«, sagte seine Frau und stieß mit ihrem Fuß die Tür auf. Unten hatte Mrs. Thouless ihre Schreie intensiviert, und das auf den gefliesten Boden scheppernde Geschirr ließ vermuten, daß jemand die gesamte Küche zerdepperte. Weit mehr als das Geschrei der Haushälterin versetzte dieses Geräusch Lady Vy in Wut. »O weh, meine Platzteller«, brüllte sie und stürzte die Treppe hinunter.
    In einem gräßlich aussehenden durchsichtigen Nachthemdchen, das sie hastig in einen schwarzen Lederrock gesteckt hatte, kam hinter ihr Tantchen Bea in der irrtümlichen Annahme aus ihrem Zimmer geschlurft, ihre geliebte Vy werde von dem widerwärtigen Sir Arnold geprügelt. »Laß sie los«, rief sie, als sie das Schlafzimmer betrat, ihre Lenden mit dem Rock gürtend, den sie so hastig übergezogen hatte. »Laß los, du abscheuliches Geschöpf. Hast du mit deinen Untaten nicht schon genug Schaden angerichtet?« Sir Arnold, der gerade dabei war, seine Pantoffeln zu suchen, und sich über die Seite des Bettes bückte, konnte nichts Passendes erwidern, denn gleich darauf wurde er von schwarzem Leder umfangen, als Bea sich auf ihn warf. Eine halbe Minute lang rangen sie auf dem Bett miteinander, bis Tantchen Bea ihn aufs Bett gedrückt hatte, ihren Irrtum erkannte und sich fragte, was nun zu tun war. Was sie von Sir Arnold sah, nämlich ein Auge, das bösartig über den Saum des schwarzen Rocks schielte, während das andere möglicherweise die darunterliegenden Wonnen genoß, war für sie kein Anreiz, den festen

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