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Ein Dicker Hund.

Ein Dicker Hund.

Titel: Ein Dicker Hund. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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Constable und Lady Vy betrachteten gerade, was er angerichtet hatte, als sich jemand an der Schlafzimmertür zu Wort meldete.
    »Ich bin hier, um zu kündigen«, erklärte Mrs. Thouless mit fester Stimme. »Ich bleibe in keinem Haus, wo so seltsame Dinge passieren. Das heißt, verzeihen Sie bitte die Störung, Ma’am, aber dieses Ding unten ist wieder aus dem Keller gekommen, und für eine anständige Frau ist es nicht der passende Anblick am frühen Morgen.«
    Mit einer Unbekümmertheit, die vom jahrelangen Umgang mit peinlichen Momenten und betretenen Dienstboten herrührte, glitt Lady Vy von dem Bett und näherte sich der armen Haushälterin.
    »Wie können Sie es wagen, hier einzutreten ohne anzuklopfen?« wollte sie wissen. Für den Chief Constable, der mit der Begeisterung eines Mannes über Tante Beas Knie spähte, der vorübergehend dem Tod von der Schippe gesprungen war, und dem es im Grunde herzlich egal war, was aus seinem Ruf in der Öffentlichkeit wurde, war Mrs. Thouless’ Eingreifen ein Geschenk des Himmels. Wenn andererseits Lady Vy so anmaßend und arrogant auftrat, verließ die verdammte Haushälterin das Haus womöglich auf der Stelle. Das war keine Aussicht, die ihm zusagte.
    »Liebe Mrs. Thouless«, rief er, »Sie dürfen uns nicht verlassen.«
    Von der Zimmertür aus bemerkte die Haushälterin, welch fragwürdiger Natur die ehelichen Arrangements ihrer Arbeitgeber waren. Sie glotzte aus kurzsichtigen Augen auf Sir Arnolds Kopf, dann auf Tantchen Bea und schließlich zu Lady Vy hoch.
    »O Mum«, sagte sie, und auch der letzte Rest ihres schottischen Akzents war verschwunden. »O Mum, ich weiß nicht, was ...«
    Lady Vy erstickte ihren Protest.
    »Jetzt reißen Sie sich mal zusammen, Mrs. T«, sagte sie. »Ich weiß, es war ein anstrengender Morgen, und Sie hatten ein langes Wochenende, aber es besteht kein Grund, das alles zu dramatisieren. Gehen Sie einfach runter, und machen Sie uns allen eine schöne Kanne Tee.«
    »Jawohl, Mum, wie Sie wünschen, Mum«, sagte Mrs. Thouless mit hängendem Unterkiefer und begab sich völlig verstört zur Treppe.
    Lady Vy widmete ihre Aufmerksamkeit nun dringenderen Problemen und nahm den Revolver wieder in die Hand. »Ich muß schon sagen«, sagte sie mit offenbar wiedergewonnenem sozialen Selbstbewußtsein. »Es ist schon ein starkes Stück, wenn das Personal einfach ohne anzuklopfen ins Schlafzimmer marschiert. Es ist unfaßbar, was aus diesem Land geworden ist.«
    Auf dem Bett reagierte Tantchen Bea auf den Appell an ihre Kinderstube.
    »Meine Liebe«, sagte sie, »ich habe in Washam genau die gleichen Schwierigkeiten. Es ist beinahe unmöglich, jemanden zum Bleiben zu überreden, und sie fordern ganz horrend hohe Löhne und zwei freie Abende die Woche.« Und dann bedeutete sie dem Chief Constable mit einem letzten obszönen Rucken ihres Rocks, er könne jetzt gehen. Sir Arnold kletterte vom Bett und verschwand fluchtartig im Bad, wo er hektisch mit einer Zahnbürste und kaltem Wasser hantierte. Heißes gab es keins. Es war keine Zeit gewesen, den Boiler reparieren zu lassen. Und der Chief Constable starrte in den Badezimmerspiegel und fragte sich, was Gott ihm damit hatte sagen wollen, daß er ihn so eine furchtbare Tortur hatte durchmachen lassen, als ihm dämmerte, daß Mrs. Thouless etwas Wichtiges gesagt hatte. Was war es gewesen? »... dieses Ding ist wieder aus dem Keller gekommen ...« Welches Ding? Und warum war dieses Etwas nicht der passende Anblick für eine anständige Frau? Zum erstenmal an diesem Morgen sah der Chief Constable plötzlich alles in einem größeren zeitlichen Rahmen und nicht mehr nur die vergangenen fünf Minuten. Jemand war unten im Keller gewesen und hatte bemerkt, daß der junge Lump verschwunden war. Natürlich. Das erklärte alles, insbesondere Tantchen Beas mörderische Attacke auf ihn. Sie hatte herausgefunden, daß ihr Komplize verschwunden war, und war nach oben geeilt, um ihn aus Rache umzubringen. Oder so ähnlich. Die nächtlichen Unternehmungen und das furchtbare Wochenende forderten ihren Tribut, was seine Fähigkeit zu rationalem Denken anlangte. Nur eins wußte er mit Sicherheit, daß er sich mit drei Frauen in einem abgeschiedenen Haus befand, von denen er die eine verabscheute, die andere verachtete und die dritte gerade in der Küche eine Kanne Tee machte. Von den dreien hatte einzig Mrs. Thouless einen minimalen Reiz für ihn, und der war ausschließlich praktischer Natur. Gerade wollte er aus dem Bad

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