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Ein Dicker Hund.

Ein Dicker Hund.

Titel: Ein Dicker Hund. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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eben diese Wandgemälde verfehlten auch heutzutage ihre Wirkung auf die Besucher nicht. Es hieß sogar, bei einigen Herren sei es zur Ejaculatio praecox gekommen, bevor sie sich auch nur ihres Mantels entledigt hatten. Und an eben diesen Friesen lag es, daß das Haus nach einer langen Phase der Vernachlässigung von Maxie Schryburg, einem Unternehmer aus Miami, zu einem, wie er es nannte, »Kurhotel« umgebaut worden war. Sir Arnold Gonders hatte sich von Anfang an für Maxie Schryburgs Unternehmungen interessiert. Das Kurhotel würde, soviel stand für den Chief Constable fest, die Klientel anziehen, über die er genauestens Bescheid wissen wollte. Außerdem war Maxie selbst für Sir Arnold interessant. Maxie hatte immer behauptet, er sei »aus ’m Big Apple«, also aus New York, doch dem Chief Constable lagen Informationen vor, daß er in Wirklichkeit ein kleinerer Gangster in Florida war, bevor er es für ratsam hielt, wegen einiger kubanischer Konkurrenten dort das Feld zu räumen. Zweifellos war Urnmouth der letzte Ort, wo man einen so skurrilen Restaurateur wie ihn suchen würde. Der vom Meer einfallende kalte Wind machte das Städtchen für Fremde nicht gerade einladend. Von etlichen Pubs entlang der Hauptstraße abgesehen, bot das Kurhotel die einzige Zerstreuung im Ort, doch die theoretisch für alle zahlenden Gäste offene Mitgliedschaft war in der Praxis denen vorbehalten, die sehr viel zahlen konnten, ob in Geld oder in Naturalien. Sir Arnold, der immer den Künstlernamen Mr. Will Cope benutzte, gehörte zwar zu letzteren Gästen, doch im Austausch für seine schützende Hand entlockte er Maxie eine Menge Informationen. Als Sir Arnold jetzt das Gebäude durch den Privateingang an der Rückseite betrat, von wo es auf einem überdachten Weg zu Maxies Bungalow ging, stieg er in dem angenehmen Bewußtsein die Treppe zu seinem gewohnten privaten Speisezimmer empor, daß er es sich – nun, da Vy und die ekelhafte Bea fort waren, vermutlich in Harrogate – leisten konnte, alles lockerer zu nehmen und das Angenehme mit dem Nützlichen zu verbinden. Er ließ sich von dem servilen Maxie in dessen Rolle als Oberkellner die Speisenkarte reichen. »Darf ich Ihnen als Vorspeise die Nummer drei empfehlen?« sagte er. »Sehr frisch und zart.«
    »Tatsächlich? Interessant. Ansprechende Proportionen, wie?«
    »Ich glaube, Sie werden durchaus zufrieden sein, Sir. Sehr, wie sagt man, ›üppig‹.«
    »Hört sich gut an«, sagte Sir Arnold. »Und als Hauptgericht? Was gibt’s heute abend? Irgendwas Besonderes?«
    »Die gemischte Grillplatte wird gegen zehn soweit sein. Vorher sind wir leider ‘n bißchen knapp besetzt. Die Zeiten sind nicht mehr wie früher.«
    »Wem sagen Sie das, Maxie, wem sagen Sie das«, sagte der Chief Constable. »Ich warte dann wohl auf die gemischte Grillplatte. Ist doch frisch, oder?«
    Maxie kombinierte ein Nicken mit einem Schulterzucken als Dementi.
    »Tja, Mr. Cope, was soll ich sagen? Ich liefere frisch, muß aber nehmen, was reinkommt. Dabei zahle ich Spitzenlöhne.«
    »Es bleibt also bei der gemischten Grillplatte«, sagte Sir Arnold und lehnte sich zurück, um sich die Vorstellung anzusehen. Sie war, gelinde gesagt, dem äußeren Rahmen absolut angepaßt. Zwei junge Frauen tanzten einigermaßen unbeholfen auf einem ölbeschmierten Wasserbett, bevor sie mit dem Höschen der jeweils anderen rangen und sich schließlich auf eine eigenartige längere Küßorgie einließen. Der Chief Constable trank seinen Whisky aus und bestellte gleich noch einen.
    »Diesmal einen spanischen, Maxie«, sagte er. »Und wie steht’s mit der Vorspeise? Die dauert ja eine halbe Ewigkeit.«
    »Is noch nicht eingetroffen«, teilte Maxi ihm mit. »Und was mache ich in der Zwischenzeit?«
    »Sie könnten sich jederzeit eine kleine Massage gönnen.«
    »Sie überraschen mich, Maxie. Sie kennen mich doch. Für so was hab ich nichts übrig.«
    Wieder nickte Mr. Schryburg und zuckte mit den Schultern. »Ich auch nicht«, sagte er. »Ich auch nicht. Sie werden es nicht für möglich halten, aber ich glaube fest an familiäre Werte. Klar, Sie lachen, aber es stimmt. Wie sagte die Große Regierungschefin doch gleich: ›Was wir brauchen, sind familiäre Werte, wie sie die Viktorianer hatten.‹ Und damit hatte sie recht. Wissen Sie, Mr. Cope, sie hätte es durchstehen müssen. Eine tolle Frau. Ich trinke auf sie. Die Eiserne Jungfrau.«
    Der Chief Constable hob sein Glas und trank. Wenn Mr. Schryburg solche Sachen

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