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Ein Dicker Hund.

Ein Dicker Hund.

Titel: Ein Dicker Hund. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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Twixt einen kleinen Bären erstanden hatte. Elias, der gerade den Ringerwettbewerb gewonnen und zum Meister des Hochlands ausgerufen worden war, hatte zur Feier des Tages große Mengen Bier getrunken und geglaubt, das Tier sei ein ausgewachsener Bär, und daß es Spaß machen müsse, gelegentlich abends seine Kräfte mit denen des wilden Tieres zu messen. Dabei waren die Zigeuner froh gewesen, den Bären loszuwerden. Sie hatten ihn im Hafen von Tween irgendwelchen Matrosen abgekauft, die den Bären von einer Kanadareise mitgebracht hatten, auf der einer von ihnen die Bärenmutter erschossen hatte. Kurz und gut, der Bär war noch sehr jung gewesen und wuchs zu einem sehr großen Exemplar heran. Da Elias Midden sehr viel Geld für das Tier bezahlt hatte, wollte er ihm unbedingt die bestmögliche Unterkunft bieten und ihn für abendliche Kämpfe in der Nähe wissen. Seine Frau war alles andere als begeistert gewesen. Sie teilte nur ungern das Bauernhaus mit einem jungen und noch nicht ausgewachsenen Bären, auch wenn er einen Maulkorb trug. Sie hatte gedroht, Elias und seinen Bären zu verlassen und die Kinder mitzunehmen, falls das Monstrum nicht sicher weggeschlossen würde. Da Elias Midden das Tier nur ungern aufgab, aber wußte, daß ihn jeder Bauer zwischen Stagstead und ... nun, so ziemlich überall sonst auslachen würde, falls er seine Frau wegen eines Bären aus dem Haus trieb – die Leute hätten unflätige Dinge über seine Beziehung zu dem Viech erzählt –, hatte er ein sehr stabiles Zimmer gebaut und ihn dort untergebracht. Und das war auch gut so. Wochen und Monate gingen ins Land, und der Bär wuchs. Er wuchs so gewaltig, daß sogar Elias, ein stolzer Mann mit einem phantastischen Körperbau, seine Unterlegenheit eingestehen mußte. Dieser Bär war zum Ringen ungeeignet. Er war äußerst stark und äußerst bösartig. Und er war riesig, so riesig und so bösartig, daß die Fütterung des Tieres zu einem gefährlichen Unterfangen wurde. Da Elias das Bärenzimmer in der Annahme gebaut hatte, sein Bewohner sei ausgewachsen und umgänglich, hatte er keine Luke in der Tür gelassen, durch die man Futter hätte durchreichen können, und da sich die schwere Tür nur nach innen und nicht nach außen öffnen ließ (Mrs. Midden hatte vernünftigerweise auf dieser Vorsichtsmaßnahme bestanden. In ihren Alpträumen brach der Bär mitten in der Nacht aus seinem Zimmer aus und tat ihr und den Kindern gräßliche Dinge an), riskierte Elias jedesmal sein Leben, wenn er sie öffnete. Das Maß war voll, als er bei dem Versuch, etwas Streu ins Zimmer zu schieben, zwischen Tür und Türpfosten drei Finger seiner rechten Hand verlor.
    »Das ist allein deine Schuld«, hatte er seine Frau angebrüllt. »Du mußtest dich ja über den Gestank beschweren.« Mrs. Midden hatte entgegnet, er sei so blöde gewesen, einen Haufen Geld rauszuwerfen und einen Welpen zu kaufen oder wie auch immer man junge Grizzlies nennen mochte, und sie teile ihr Haus nicht mit einem Bären, der sein Geschäft nicht im Freien verrichten konnte, und der Gestank sei widerwärtig und nichts, womit sich eine anständige Frau, die ihren Ruf, eine gründliche Hausfrau zu sein, zu verlieren habe, abfinden könne, und er solle etwas unternehmen, sonst ... Elias Midden hatte entgegnet, er beabsichtige, wegen des beschissenen Bären etwas zu unternehmen. In Wahrheit unternahm er gar nichts. Nicht für Geld und gute Worte wollte er diese Tür noch mal öffnen. Sollte der Bär doch ins Gras beißen. Das tat der Bär. Bei ihm war auch schon vorher Schmalhans Küchenmeister gewesen, doch jetzt verhungerte er. Sein letzter Happen waren besagte drei Finger gewesen. Tag für Tag und Nacht für Nacht schlug er gegen die Tür und kratzte daran. Er probierte es auch an den Wänden und verbog die Gitterstäbe am Fenster. Schließlich verendete er, doch Elias verbreitete, er habe das Tier in einem fairen Kampf getötet und dabei seine Finger verloren. Er verscharrte den stark abgemagerten Kadaver und mehrere Schubkarrenladungen Bärendung im Küchengarten, wo er zu mehr nutze war als im Haus. Weil sich seine Frau danach immer noch weigerte, die Bärenhöhle zu betreten, putzte er sie gründlich und strich die Wände neu. Die Tür rührte er nicht an. Sie blieb zerkratzt, zerbissen und ramponiert, damit er Besuchern zeigen konnte, wie wild der von ihm getötete Bär gewesen war. Kultivierteren Middens nach ihm blieb es überlassen, den Raum in »altes Kinderzimmer«

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