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Ein Dicker Hund.

Ein Dicker Hund.

Titel: Ein Dicker Hund. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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sagte, war er immer ein wenig peinlich berührt. Wie jemand, der in der Kirche furzte. Es war unpassend, und außerdem war er sich gar nicht so sicher, von wegen Eiserne Jungfrau. Während er wartete, schaltete er sich durch die verschiedenen Kanäle auf der Fernsehüberwachungsanlage mit ihren diversen Bildschirmen. Im Speiseraum 1 war gar nichts los. Im Speiseraum 3 goß sich ein mageres und ziemlich nervöses Individuum einen großzügigen polnischen Wodka ein. Sir Arnold schüttelte mißbilligend den Kopf. Er hatte Fred Phylleps erkannt, Wahlkampfmanager der Konservativen für South Twixt und außerdem einflußreicher Geschäftsführer für den Bereich Transportwesen der Firma Intergrowth Chemicals. Ja, Sir Arnold wußte aus zuverlässiger Quelle, daß FF, wie Fred Phylleps von seinen Freunden genannt wurde, der Überbringer einer Schmiergeldzahlung an jemanden war, der ein wenig zuviel über die finanziellen Angelegenheiten eines engen Verwandten einer gewissen Person wußte. Verschwiegenheit Ehrensache. Es war bestimmt eine gute Idee, wenn er FF seiner kleinen Sammlung von Prominenten auf Video einverleibte, obwohl Sir Arnold von dessen Speisenwahl ehrlich gesagt alles andere als beeindruckt war. Fünfunddreißigjährige, die sich als Teenybopper gerierten, machten ihn überhaupt nicht an, und Leder hatte er sich kürzlich komplett abgewöhnt. Dennoch konnte sich FF als nützlich erweisen, falls er einmal Schutz brauchte. Nachdem der Chief Constable noch ein paar andere Speiseräume überprüft hatte, widmete er sich wieder seinen eigenen Bedürfnissen. Er war nicht zum Speisen hergekommen. Er brauchte Informationen.
    »Für einen Montagabend haben Sie nicht viele Kunden«, sagte er, als Maxie seinen dritten Whisky brachte. »Mal so, mal so. Montags. Manchmal ist hier der Bär los, wenn beispielsweise die Frauen weg sind oder gerade ein Kongreß stattfindet. Und natürlich kommen nachmittags die Stammkunden, aber auch morgens haben wir ein paar. Kommen hauptsächlich mit ihren Angelruten an. Morgens ist erstaunlich viel los.«
    »Muß wohl so sein«, sagte der Chief Constable. »Haben Sie eigentlich viele Kunden, die auf Fesselung stehen?«
    »Probieren Sie’s im Kerker«, empfahl Maxie, beugte sich vor und drückte auf einen mit »K« beschrifteten Knopf. Sir Arnold starrte unversehens in einen Raum, der aussah, als enthielte er einen mit Riemen versehenen Operationstisch, einen Zahnarztstuhl und, was besonders unheimlich war, einen kleinen Galgen mit Seil und Schlinge. An den Wänden hingen diverse Gerätschaften und Peitschen.
    »Ich glaube, sagen zu können, daß wir gut ausgestattet sind«, sagte Maxie. »Yea, Mann, wir können den Leuten die volle Behandlung verabreichen. Einen Kunden haben wir, der ist Arzt und glaubt, wir brauchten bloß ein Wiederbelebungszimmer, schon könnten wir dem staatlichen Gesundheitssystem Konkurrenz machen. Was er nicht weiß, ist, daß wir gleich eine Tür weiter in dieser Ecke ein Wiederbelebungszimmer haben. Sie würden nicht glauben, was sich einige Leute gern antun. Wir hatten mal so’n alten Sack da, der zur Beichte seinen eigenen Priester mitgebracht hat, und zwar einen koscheren Priester. Ich schwör’s bei Gott, der Typ hatte einen echten Priester dabei. Also war er katholisch oder so was. Dann mußte sich eins der Mädchen umziehen und darf nichts weiter tragen als eine Kapuze, diese Hosen und einen BH mit freiliegenden Brustwarzen, alles aus schwarzem Leder. Sie macht den Henker, und zwei andere Mädels schnüren den Alten total fest zusammen, und der Priester nimmt ihm die Beichte ab und verabreicht ihm die Letzte Ölung, Sie wissen schon, das Übliche. Und da wird mir klar, daß der Priester echt ist, weil ... ihm gefällt kein bißchen, was er da macht. Schwitzt und bekreuzigt sich die ganze Zeit. Und Rudy, sie macht den Henker, zieht dem Alten erst einen Seidenbeutel über den Kopf und bindet dann die Schlinge an so’n Bungeegummi, läßt sich dabei aber Zeit, damit er was kriegt für sein Geld, denn der Zauber kostet. Bei diesen ganzen Geräten und den Extras wie dem Galgen und so weiter. Dann tritt sie einen Schritt zurück und betätigt den Hebel, und schon saust der Alte an dem Bungeeseil runter. Das hätten Sie sehen sollen. Wir hatten allerdings die Geräusche auf der Tonspur, hörten also seinen richtigen Lärm nicht. Mann, war ich froh, daß wir an diesem Abend einen Spitzenarzt im Speiseraum 10 hatten. War das einzige Mal, daß ich einen Kunden

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