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Ein Dicker Hund.

Ein Dicker Hund.

Titel: Ein Dicker Hund. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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umzubenennen. Mit seinen verbogenen Gitterstäben und der ramponierten Tür hatte der Name des Zimmers einen leicht makabren Zug, und die jungen Middens, die in ihm schliefen, litten an entsetzlichen Alpträumen, derer sich in aufgeklärteren Zeiten Psychotherapeuten, Spezialisten für Extremtraumatisierung und Streßberater angenommen hätten. In diesem Bärenzimmer hatte »Black« Midden zum erstenmal von einem wüsten Leben in Afrika geträumt, wo es keine Bären gab. Jetzt sperrte man Timothy Bright dort ein. »Sie bleiben da drin, bis Sie uns verraten, wer Sie sind und warum Sie ausgerechnet in mein Haus eingebrochen sind«, sagte sie ihm, als er gegessen hatte. »Wenn Sie nicht bleiben wollen, müssen Sie es nur sagen, und ich rufe die Polizei.« Timothy Bright sagte, mit der Polizei wolle er auf keinen Fall etwas zu tun haben, aber ob er bitte seine Kleidung zurückhaben könne.
    »Falls wir sie finden«, antwortete Miss Midden und verriegelte die Tür. Dann ging sie nach unten, saß im nachlassenden Abendlicht und fragte sich, welcher der arroganten und idiotischen Middens drüben in der Hall für dieses Verbrechen verantwortlich sein mochte. Unter anderen Umständen hätte sie den Major verdächtigt, doch der war bei ihr gewesen und hatte seine panische Angst nicht gespielt, als er den jungen Mann fand. Wenn ihr andererseits jemand verraten konnte, welcher Insasse des Schlangennests sadomasochistische Neigungen hatte, dann war er das. Nicht daß sie mit dem lächerlichen Männlein reden wollte. Sie hatte immer noch eine Mordswut auf ihn, und ihre Verachtung für seine Feigheit war enorm. Und doch mußte sie ihn fragen. Als sie ihn aufsuchte, betrachtete er gerade sein verschmutztes Bett. Auch roch es im Zimmer ekelhaft.
    »Hundekacke«, sagte Miss Midden. »Danach stinkt es.« Aber unten im Schlangennest hatte niemand einen Hund. »Es muß jemand sein, der wußte, daß ich fort war«, sagte sie zum Major. »Und eigentlich wußten es nur die Leute da unten.«
    »Soll ich runtergehen und soviel wie möglich herausfinden?« fragte er, aber Miss Midden schüttelte den Kopf. »Ein Blick auf Sie, und wer auch immer es getan hat, wird beruhigt schlafen. Mit Ihrem blauen Auge und der genähten Wunde sind Sie der perfekte Verdächtige.«
    »Aber ich kann beweisen, daß sie aus diesem Pub in Glasgow stammen.«
    »Aus welchem Pub?«
    Der Major dachte angestrengt nach. Er war in so vielen Pubs und dermaßen betrunken gewesen.
    »Da sehen Sie’s. Sie wissen es nicht mal«, sagte Miss Midden. »Und welchen Namen haben Sie im Krankenhaus angegeben? Sie haben sich garantiert nicht MacPhee genannt, schließlich sind Sie genausowenig Schotte wie ich.«
    »Jones«, gab der Major zu.
    »Und dieser überarbeiteten Ärztin haben Sie überhaupt nicht gefallen. Daher wird sie keine große Hilfe sein. Und das ist noch nicht alles. Wir wissen nicht, wann der junge Mann ins Haus gekommen ist, und was ihm auch immer zugestoßen sein mag, wir wissen nicht, wann es passiert ist. Womöglich haben Sie ja versucht, irgendein Alibi zu konstruieren. Nur ein Geisteskranker würde sich in einem Pub zusammenschlagen lassen. Oder ein verängstigter und schuldbewußter Mensch. Wenn Sie nach Middenhall rübergehen, kriegt die Polizei einen anonymen Anruf von einer gewissen Person da unten, die weiß, daß sich der Mann hier im Haus befindet, und die ihn vielleicht für tot hält. Und was ist mit Ihren Vorstrafen?«
    »Vorstrafen?« sagte der Major und fing an zu zittern. »Erzählen Sie mir bloß nicht, Sie wären nicht im Knast gewesen. Bei Ihren abscheulichen Neigungen? Natürlich, Sie standen schon vor dem Kadi. Wahrscheinlich weil Sie in einer öffentlichen Bedürfnisanstalt durch ein Loch geguckt haben. Oder Schlimmeres. Mich täuschen Sie nicht. Die Polizei wäre nur zu froh, Sie in die Pfoten zu kriegen. Aber keine Sorge. Dazu wird es nicht kommen, solange ich mich darum kümmere.«
    »Aber was machen wir dann statt dessen?« fragte er. »Eins werden wir jedenfalls nicht machen, nämlich uns blicken lassen. Wir sind nicht da. Wir werden uns ruhig verhalten und abwarten, wer nach dem jungen Mann sieht und herausfinden will, ob er noch lebt. Das werden wir machen. Sie sind durch das Eßzimmerfenster gekommen. Wenn sie das nächste mal kommen, bin ich vorbereitet. Und jetzt verstecke ich das Auto im Schuppen. Das wird vielleicht sogar noch spaßig.«
    Unter Spaß stellte sich Major MacPhee etwas anderes vor. In London sah der Mann, der sich

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