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Ein Dicker Hund.

Ein Dicker Hund.

Titel: Ein Dicker Hund. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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etwas Selbstvertrauen zurückzugewinnen. »Nein, ist schon in Ordnung«, sagte Fergus, der wußte, daß man einige Dinge besser ungesagt ließ. »Falls du ihm eine Nachricht zukommen lassen kannst, mach ihm klar, daß ich Boskie daran hindere, den Polizeipräsidenten des Scotland Yard persönlich zu informieren, die Situation aber nicht mehr sehr viel länger unter Kontrolle halten kann. Sag Bletchley einfach, das Geld muß gefunden und zurückgezahlt werden. Ich wiederhole: muß zurückgezahlt werden. Es ist mir ernst, Ernestine. Das ist alles andere als ein Scherz, Boskies Söhne fliegen aus Detroit und Malaga nach Hause, um ...« Ernestine legte den Hörer auf und kauerte sich auf dem Sessel zusammen. Sie bemerkte die Kälte nicht mehr. Bald darauf griff sie wieder zum Telefon und wählte Timothys Nummer in London. Der Ton zeigte an, daß keine Verbindung zustande kommen würde. Schließlich betrat sie das Arbeitszimmer ihres Mannes und fand eine Telefonnummer, die sie noch nie zuvor benutzt hatte. Sie wählte, und eine schläfrige Frauenstimme meldete sich.
    »Ich möchte mit Mr. Bletchley Bright sprechen«, sagte Ernestine bestimmt, »und vergeuden Sie keine Zeit mit der Behauptung, er sei nicht da. Es geht um einen Notfall.« Sie wartete, während diese Nachricht weitergegeben wurde und schließlich ihr Mann an den Apparat ging. »Was, in Gottes Namen, machst du da?« wollte er wütend wissen.
    »Du kommst jetzt besser nach Hause, mein Lieber«, sagte Ernestine kühl.
    »Nach Hause? Warum? Was ist los? Ist jemand gestorben?«
    »Irgendwie schon, so könnte man es formulieren«, antwortete Ernestine. »Wenn du mehr wissen willst, ruf Fergus in Drumstruthie an, aber es wäre wohl besser, wenn du das von hier aus tätest. Ich bleibe auf, bis du kommst.« Sie legte auf und ging in die Küche, um sich eine schöne ... eine Tasse Tee zu kochen. Schön war sie nicht.
    Bei Morgengrauen hatte die Suche nach Timothy Bright begonnen.
    Im alten Kinderzimmer auf der Middenfarm lag Timothy Bright im Bett, starrte die schrecklichen Kratzspuren auf der dicken Holztür an und fragte sich, wo um alles in der Welt er sich befand. Und die ganze Zeit über versuchte er sich an das zu erinnern, was ihm zugestoßen sein mochte. Er wußte wieder, daß er auf seinem Motorrad zu Onkel Victors Häuschen gefahren war, doch das schien schon sehr lange her zu sein. Sogar diese Fahrt stand in keinem Zusammenhang mit den Ereignissen, die sie verursacht hatten, und eine Zeitlang konnte er sich nicht erinnern, warum er hinunter nach Fowey gefahren war. Doch als die Auswirkungen der Drogen und seiner Gehirnerschütterung nachließen, fiel ihm die schreckliche Vergangenheit nach und nach bruchstückhaft wieder ein. Eine plötzliche Erkenntnis führte unversehens zu einer umfassenderen Erinnerung, so daß er auf einmal wieder an das Kasino dachte und an Mr. Markinkus, der in zehn Tagen komplett bezahlt werden wollte. Es folgte ein weiterer Sprung, diesmal vorwärts zu dem Mann mit dem Rasiermesser in einer Weinstube, und wie er, Timothy, sich Tantchen Boskies Aktien ausgeliehen hatte. Und verkauft. In diesem Moment verhinderte panische Angst, daß er weitere Überlegungen anstellte, statt dessen legte er sich auf die Matratze zurück, beinahe grün vor Furcht. Daß er Tante Boskies Aktien verkauft hatte, erfüllte ihn mit größerer Angst als die Drohungen von Mr. Markinkus und Brian Smith. Jetzt war ihm klar, daß er nichts Schlimmeres hätte tun können. Diese schmierigen Kleinkriminellen hätten ihm nichts anhaben können, wenn er sich an die Familie um Hilfe gewandt hätte. Brights würden immer für ihresgleichen sorgen, wenn die Lage wirklich auswegslos war. Das taten sie, um den Namen der Familie zu schützen. Doch jetzt war es anders. Daß er Tante Boskies Aktien verscherbelt hatte und das Geld nicht zurückzahlen konnte, würde man ihm nie verzeihen. Seine Panik nahm solche Ausmaße an, daß er sich beinahe so sah, wie er war, doch dann senkte sich die Nebelwand aus Selbsttäuschung und Selbstmitleid wieder, und er war der arme Timothy, dem so übel mitgespielt worden war. Und was war aus dem vielen Geld geworden, das er aus der Bank mitgenommen hatte? Irgendwo mußte es sein. Timothy Bright kramte in den entferntesten Winkeln seines Gedächtnisses, um dieses Geheimnis zu lösen. Er hatte das Geld sorgfältig in einer großen Aktentasche verstaut. Das wußte er. Und wer hatte ... Nein, er war sich nicht sicher, ob er die Aktentasche mit

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