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Ein Dicker Hund.

Ein Dicker Hund.

Titel: Ein Dicker Hund. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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meine ich ausmerzen. Ich werde nicht zulassen, daß Twixt und Tween als eine Gegend in die Geschichte eingehen, wo pädophile Orgien gefeiert werden. Das Ganze ist eine gräßliche Perversion.«
    »Schändlich, Sir, abscheulich und schändlich«, sagte Rascombe und nahm allmählich von der Vorstellung Abschied, daß jemand versucht hatte, dem Chief Constable ein Verbrechen anzuhängen. Sir Arnolds Entsetzen angesichts der Aussicht auf pädophile Orgien war nicht zu übersehen. »Haben Sie eine Ahnung, wo man mit den Nachforschungen anfangen könnte, Sir?«
    Der Chief Constable schaute aus dem Fenster auf die Stadt. »Die Abteilung Kindesmißbrauch des Jugendamtes kann man jedenfalls vergessen«, stellte er fest. »Wenn man bei denen auch nur eine Andeutung macht, weiß in Null Komma nichts die ganze Grafschaft Bescheid.«
    »Genau, Sir, diese Weltverbesserer versauen im Handumdrehen alles.«
    »Das können Sie laut sagen«, pflichtete ihm Sir Arnold bei, dachte aber im stillen, daß in seinem Fall so ziemlich jeder alles versauen könnte, da brauchte es gar keine Weltverbesserer. Andererseits war das mit den Pädophilen eine ganz ausgezeichnete Idee: Die bloße Erwähnung von Kinderschändern ging den Menschen so sehr ans Gemüt, daß sie offensichtliche Tatsachen nicht mehr wahrnahmen. Von Verwirrungstiften ganz zu schweigen. Und dann war da noch etwas. Eine wirklich nette Dreingabe. Wie handgemacht für Schwierigkeiten.
    »Ich möchte, daß Sie nach einem Bericht suchen, nach irgend etwas, das auf Unstimmigkeiten hindeutet. Ganz egal, wie unwichtig es aussieht, überprüfen Sie’s ... Und wenn mich mein Gefühl nicht trügt – und nicht vergessen, mehr ist es nicht – und das, was ich gehört habe, irgendeine Bedeutung hat ...« Er brach ab und betrachtete Rascombe kurz, wie um herauszufinden, ob der Inspector auch wirklich der richtige Mann für diese Angelegenheit war. »Die Worte lauteten: ›oben hinter Stagstead‹. Er war früher beim Militär, und seine Behausung liegt sehr günstig, um Fotos von ihnen zu machen. Das ist die eine Quelle, und ich habe es ganz zufällig mitbekommen, durch eine gestörte Telefonverbindung. Normalerweise hätte ich nicht darauf geachtet, und der Kerl hatte eine dieser Stimmen, die man nicht mit einem Gesicht in Verbindung bringen kann, aber ich könnte schwören, daß er mir irgendwann schon mal über den Weg gelaufen ist, und zwar in Zusammenhang mit diesem ekelhaften Delikt, Sie verstehen. Ich hätte den Hörer auflegen können, tat es aber nicht, und dann sagte der andere etwas, das mich aufhorchen ließ: ›Glauben Sie, es sollte im Gide Bleu stehen?‹ Was sagt Ihnen das?«
    »Müßte doch Guide Bleu heißen, Sir, oder? Bestimmt nicht Gide.«
    »Tja, natürlich hätte ich normalerweise auch gesagt, daß er es falsch ausgesprochen hat, bloß klang er zu hochnäsig, um solche Fehler zu machen. Aber das Wichtigste war, daß es der andere Kerl mit der schmierigen Stimme wiederholte: ›Wir sollten es wohl nicht auf einer Liste wie dem Gide Bleu auftauchen lassen. Müssen vorsichtig sein.‹ Danach verschwanden sie aus der Leitung.«
    »Das mit dem Gide Bleu klingt ein bißchen daneben, Sir«, sagte der Inspector.
    »Mehr daneben, als du denkst«, dachte Sir Arnold und dankte insgeheim Tantchen Bea für die Idee zu dieser literarischen Desinformation. Sie hatte Vy angeregt, mit »La porte étroite« ihr Französisch aufzufrischen, und der Chief Constable hatte sich zu dem Eingeständnis hinreißen lassen, er wisse nicht, wer Gide sei. »Du bist wirklich ein Philister«, hatte Vy gesagt, als sie an jenem Abend zu Bett gingen. Na, die alte Schachtel hatte ihm damit einen guten Tip gegeben.
    »Folgendes, Inspector«, fuhr Chief Constable fort. »Ich habe mich über diesen Gide schlau gemacht und herausgefunden, daß er ein wirklich gräßlicher alter Schwuli mit ’ner Vorliebe für Araberjungs war. Über die hat er Bücher geschrieben. Eins heißt ›Die enge Pforte‹, und man muß nicht lange überlegen, warum. Altes Schwein. Sie sehen also, der Gide Bleu ist etwas anderes.« Inspector Rascombe wirkte beeindruckt.
    »Das könnte eine ganz große Sache sein, Sir,« sagte er. »Nach all der schlechten Presse, die wir in letzter Zeit hatten, könnten wir ein wenig Unterstützung in der Öffentlichkeit bekommen, wenn wir eine Ladung Perverser hinter Gitter bringen.«
    »Genau das dachte ich mir auch«, sagte der Chief Constable. »Mir fällt da noch etwas ein, Sir«, fuhr der

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