Ein Dicker Hund.
Fergus. »Wenn ich an ihrer Stelle wäre – was ich Gott sei Dank nicht bin –, würde ich dem kleinen Drecksack einen ausgesprochen schmerzvollen Tod wünschen, beispielsweise bei lebendigem Leibe gekocht zu werden. Aber hier ist Boskie, sie kann es dir selber sagen.« Aus dem Hörer drangen verschiedene Geräusche. Ernestine wollte als erste zu Wort kommen.
»Hallo, Boskie«, sagte sie, raffte den Morgenmantel enger zusammen und wünschte, sie hätte Pantoffeln an. Es war ziemlich kalt. Aber diese Kälte war nichts, verglichen mit der Eiseskälte in Boskies Stimme, als man ihr Hörgerät endlich telefontauglich eingestellt hatte.
»Bist du das, Ernestine?« wollte sie wissen. »Ich sagte: ›Bist du das?‹ Sie sagt nichts. Ich sagte: ›Sie sagt nichts‹, Fergus.«
»Und ob ich etwas sage«, brüllte Ernestine in die Muschel und wurde mit einem Kreischen Boskies belohnt, die Fergus mitteilte, man müsse sie nicht anschreien, sie könne für ihr Alter noch ganz gut hören. Ernestine, die den nachhallenden Hörer von ihrem Ohr abhielt, war die Bedeutung dieses mitternächtlichen Anrufs ganz und gar nicht klar. Offenbar hatte Timothy die alte Boskie mit irgend etwas verärgert ... Sie wurde von der alten Boskie unterbrochen, die ihr zubrüllte, wenn ihr Guillamo noch am Leben wäre, wüßte er, was man mit diesem dreckigen kleinen ... Ernestine hielt den Hörer noch weiter vom Ohr weg und versuchte, zugunsten ihres Sohnes einzugreifen. »Hier spricht Ernestine, liebe Boskie«, schrie sie. Mittlerweile bellten in der Küche die Hunde. »Liebe Boskie«, wiederholte sie, »hier spricht ...«
Wieder hallte der Hörer recht beunruhigend nach, als am anderen Ende der Leitung Boskie zurückkreischte. »Da ist irgendein boshaftes Geschöpf in der Leitung, das mich ›liebe Boskie‹ nennt. Unverschämte Schlampe. Sag ihr, sie soll verschwinden, Fergus, ich will mit dieser dämlichen Ernestine reden. Wenn ich bei Frauen etwas hasse, dann Dummheit. Diese Ernestine ...«
Nach etwas, das sich wie ein Handgemenge in der Diele von Drumstruthie anhörte, wurde der alten Dame der Hörer entwunden, und Fergus meldete sich zu Wort. »Das war Boskie«, sagte er überflüssigerweise. »Das weiß ich«, erwiderte Ernestine wütend. »Und du kannst der alten Frau von mir ausrichten, daß ...«
»Das werde ich ihr keineswegs ausrichten«, unterbrach Fergus. »Ich an deiner Stelle würde alles Menschenmögliche tun, um zu der lieben Boskie nett zu sein. Willst du auch wissen, warum?«
»Warum?« fragte Ernestine törichterweise. »Weil dein lieber kleiner Timothy soeben ihre sämtlichen Aktien verkauft hat, alle Aktien, im Gesamtwert von hundertachtundfünfzigtausend Pfund, und verschwunden ist ...«
»Aber das kann nicht sein«, sagte Ernestine verzweifelt. »Er darf doch die Aktien eines anderen gar nicht verkaufen.«
»Nein, Ernestine, da hast du ganz recht. Ich bin froh, daß du das auch so siehst«, sagte Fergus. »Und jetzt hat sich der liebe Junge dünngemacht, verpißt, ist durchgebrannt, verschwunden, nenne es, wie du willst. Ich weiß jedenfalls, wie es Boskie nennt.«
Das konnte sich auch Ernestine lebhaft vorstellen. Ein lautes Wehklagen im Hintergrund ließ vermuten, daß Boskie eine Art Anfall hatte. Ernestine bemühte sich, die Lage in den Griff zu bekommen.
»Bestimmt irrt sie sich. So etwas würde Timothy nicht machen, und wie könnte er auch, selbst wenn er wollte? Die Aktien wurden doch wohl auf Boskies Namen hinterlegt?«
»Das ist ganz einfach. Er hat auf einer Vollmacht ihre Unterschrift gefälscht«, klärte Fergus sie auf. »Das glaube ich nicht«, sagte Ernestine. »So etwas würde Timothy niemals tun! Was hast du gesagt? Ach, du glaubst es? Na, dann mußt du es auch beweisen. Boskie ist offensichtlich schwachsinnig.«
»Endlich sagst du mal etwas Vernünftiges«, stimmte ihr Fergus zu. »Leider ist es kein mit Verwirrtheit einhergehender Altersschwachsinn. So gut wie jetzt hat sie seit geraumer Zeit nicht ausgesehen. Als personifzierte Gesundheit würde ich sie zwar nicht bezeichnen, aber für eine Neunzigjährige ... na, sagen wir einfach, daß sie nicht gerade an zu niedrigem Blutdruck leidet. Jetzt würde ich gern mit Bletchley reden, wenn du nichts dagegen hast.«
»Das geht nicht. Er ist nicht da.«
»Ach, natürlich, wir haben ja Wochenende«, sagte Fergus. »Vermutlich ist er mit ... Spielt er wieder Golf?«
»Ich weiß nicht, was du meinst«, sagte Ernestine und tat wieder arrogant, um
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