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Ein Dicker Hund.

Ein Dicker Hund.

Titel: Ein Dicker Hund. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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Inspector, von Sir Arnolds Haltung ermutigt, fort. »Wenn ich dabei nämlich an die richtige Gegend hinter Stagstead denke, da oben wohnen ein paar wohlhabende Leute mit großen Häusern und Grundstücken und so was allem ...« Er verstummte und sah den Chief Constable an in dem Bewußtsein, daß er sich hier auf sehr dünnem Eis bewegte. Schließlich hatte auch der alte Sack da oben eine Bude. Doch Sir Arnold blieb recht locker, obwohl er ziemlich abgespannt wirkte.
    »Ich weiß, was Sie sagen wollen, Inspector, und ich weiß Ihr Taktgefühl und Ihre Zurückhaltung zu schätzen, aber denken Sie nicht an mich«, sagte der Chief Constable. »Sie müssen Ihre Pflicht tun, ohne meine Stellung in der Gemeinde zu beachten.
    Jetzt verstehen Sie auch, warum ich Ihnen diese spezielle Aufgabe anvertraut habe. Es ist sehr wichtig, daß ich der Angelegenheit absolut unvoreingenommen gegenübertrete, und Sie sind der Mann, dem ich die ganze Problematik ruhigen Gewissens anvertrauen kann. Sie müssen nichts weiter tun, als sämtliche bekannten Sexualstraftäter in der Gegend per Computer zu ermitteln und herauszufinden, ob sich in der Gegend irgend etwas Ungewöhnliches tut.« Und in dem sicheren Bewußtsein, daß der Computer Major MacPhees Name ausspucken und anschließend eine gründliche Nachforschung in Stagstead den anonymen Telefonanruf ans Tageslicht bringen würde, laut dem auf Gut Midden Analverkehr mit Knaben betrieben wurde, entließ der Chief Constable Detective Inspector Rascombe und widmete sich wieder der Arbeit an der Predigt, die er am kommenden Sonntag in der Kirche zum Heiligen Grabmal halten sollte. Er wollte herausarbeiten, auf welch wunderbaren Wegen ER seine Ziele erreichte. Wie üblich hatte der Chief Constable keinerlei Zweifel, wessen Ziele das waren. Und er hatte überhaupt keinen Zweifel daran, daß die Wege dorthin voller Geheimnisse waren. Er hatte die Predigt zur Hälfte fertig und betonte gerade, wie wichtig es sei – als Vorgeschmack auf das, was im Leben nach dem Tode auf uns zukam –, schon im Diesseits die Verbrecher zu bestrafen, als ihn das nagende Gefühl beschlich, irgend etwas übersehen zu haben, was die eher praktische Seite seines eigenen Lebens betraf. Er mußte etwas unternehmen, wollte er nicht sein restliches Leben in der Furcht vor Erpressung verbringen. Er mußte herausfinden, wer wirklich versucht hatte, ihm den jungen Mistkerl unterzuschieben. Er würde mal sehen, ob ihm Tantchen Bea auf den Leim ging, doch zuvor mußte er noch andere Ermittlungen vornehmen. Und das war noch nicht alles. Sir Arnold schüttelte hektisch den Kopf und stand auf, um sich eine Tasse starken schwarzen Kaffee zu machen. Er wollte wirklich wieder klar denken.

20
    Zur Mittagessenszeit hatte sich Timothy Brights Erinnerungsvermögen erheblich verbessert. Und als es Zeit wurde, zu Abend zu essen, war ihm alles mit erstaunlicher Klarheit wieder eingefallen. Beschleunigt wurde dieser Vorgang durch seinen Hunger und die Gerüche, die, wie er annahm, aus der Küche zu ihm drangen. Und zwar, erstens der Geruch von gebratenem Schinkenspeck mit Eiern. Zweitens der Geruch von Lammbraten mit Rosmarin, und schließlich, so gegen sechs Uhr abends, hätte er schwören können, daß sie eine Schweinshaxe im Ofen hatten. In Wirklichkeit war es nur ein Kotelett, aber mit ein wenig zusätzlicher Bratenkruste, um die gewünschte Wirkung zu erzielen. Doch der Geruch, dieser köstliche Geruch, entströmte nicht der Küche. Miss Midden hatte auf Strümpfen und mit Tabletts beladen die Treppe zum alten Kinderzimmer erklommen und die Essensdünste zehn Minuten lang unter der Tür durchziehen lassen. Dann war sie wieder nach unten geschlichen, hatte dort die Schuhe angezogen, war nach oben gepoltert und hatte sich erkundigt, ob er zu Mittag essen wolle. Und ob Timothy Bright das wollte. Er war völlig ausgehungert. Dennoch weigerte er sich, ihr haarklein Bericht zu erstatten, warum er in ihr Haus eingestiegen war und sich unter dem Bett des Majors versteckt hatte. Er probierte es mit einem Wutanfall. »Sie haben kein Recht, mich hier so einzusperren«, sagte er nach der Lammbratenfolter. Miss Midden leugnete, daß sie ihn einsperrte.
    »Sie dürfen das Haus noch in diesem Augenblick verlassen. Niemand hält Sie auf.«
    »Aber Sie geben mir ja meine Kleider nicht zurück. Ich kann doch nicht nackt gehen.«
    »Ich kann Ihnen Ihre Kleidung nicht geben, weil ich sie nicht habe. Ich habe überall im Haus danach gesucht. Im Garten

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