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Ein Dicker Hund.

Ein Dicker Hund.

Titel: Ein Dicker Hund. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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Welt?«
    »Natürlich, um ihm von Timothy zu erzählen. Offenbar kennt sie den Minister persönlich. Fergus glaubt offenbar, daß sie mal ein Verhältnis mit ihm hatte ... Er ist sich da sogar ganz sicher.« Während sie zusammenbrach und zu weinen anfing, nahm Bletchley die Karaffe und goß sich einen großen Whisky ein. »Wenn du mir ernsthaft weismachen willst, daß die neunzigjährige Tante Boskie ein Verhältnis mit einem Mann hatte, der im Höchstfall dreiundvierzig ist, mußt du verrückt sein. Dann wäre sie nämlich über sechzig gewesen, als er gerade in die Pubertät kam. Allein der Gedanke ist schon vollkommen unanständig. Sie wäre damals älter gewesen, als du heute bist, Herrgott noch mal. Sei nicht albern.«
    Der Hohn war zuviel für seine Frau.
    »Ich sage dir nur, was Fergus erzählt hat. Und was ist daran so albern? Hältst du es für albern, daß eine Frau meines Alters von einem jungen gesunden Mann geliebt werden will, der echte Gefühle hat und dazu den Körper, sie auch auszudrücken? Du bist hier der Verrückte. Verrückt, verrückt, verrückt, verrückt ...«
    Während sie aus dem Zimmer eilte und ihre Worte ihn aus dem entfernten Flur erreichten, sah sich Bletchley Bright besorgt in dem großen Raum um und ließ seinen Geist sozusagen durch die Jahrhunderte schweifen bis zu der Zeit, als der erste Bright, der »Brandy« genannte alte Bidecombe Bright, dort gestanden hatte und auf die Leistungen stolz gewesen war, die im Bau von Voleney House gipfelten. Und jetzt mußte er, Bletchley Bright, ein direkter Nachkomme des alten »Brandy«, dank des kriminellen Irrsinns seines verdammten Sohns das Haus verkaufen, in dem er geboren und aufgewachsen war und ein so herrlich faules Leben geführt hatte. Diese Vorstellung war unerträglich. Er goß sich noch einen Scotch ein und ging in das Waffenzimmer.

22
    Als Miss Midden in Fowey eintraf, war sie ein völlig anderer Mensch. Sie hatte umsteigen müssen, um nach Plymouth zu gelangen, und kaum geschlafen. Während sie in dem Spiegel der Bahnhofstoilette ihr Gesicht betrachtete, hielt sie es für ausreichend von Sorgen gezeichnet, um der Rolle zu genügen, die sie für sich vorgesehen hatte. In einem Secondhand-Laden erstand sie einen runden Hut und einen blauen Mantel, mit denen sie sich ausstaffierte. Außerdem kaufte sie eine große leinene Reisetasche. Dann suchte sie eine Mietwagenfirma auf, mietete für den Tag einen Escort und fuhr nach Pud End. Sie wollte um die Mittagszeit eintreffen, wenn Mr. Gould zu beschäftigt oder hungrig war, um zu viele peinliche Fragen zu stellen. Er fragte eigentlich fast gar nichts. Von dem unseligem Timothy Bright wollte er nichts wissen. Er kochte immer noch vor Wut darüber, wie unhöflich Bletchley am Telefon gewesen war.
    »Ich bin vom Krankenhaus«, sagte sie zu ihm. »Ich möchte Timothy Brights Sachen abholen. Seit er nicht mehr am Tropf hängt, geht es ihm viel besser, und er hat danach gefragt.« Victor Gould erwiderte, es freue ihn, das zu hören, allerdings ließ sich unmöglich sagen, ob er froh war, daß Timothy Bright nicht mehr am Tropf hing oder daß er im Krankenhaus war oder bloß, weil er die Sachen des verflixten Flegels nicht mehr in seinem Haus aufbewahren mußte. Er ging sie holen, und während Miss Midden hinter ihm hereilte, quasselte sie davon, wie beschäftigt sie sei, und daß sie rüber nach Bodmin fahren müsse, weil der alte Mr. Reavis sein Insulin brauche ... Victor Gould sah ihr nach, als sie wegfuhr, und dann erst fiel ihm ein, daß er nicht gefragt hatte, in welchem Krankenhaus sein verdammter Neffe lag. Eigentlich war es ihm auch schnurz. Am nächsten Tag erwartete er Mrs. Gould zurück und freute sich nicht auf ihre Rückkehr. Er beschloß, nichts von Timothy oder dessen Sachen zu erzählen. Schweigen war, was die Brights anging, Gold, und außerdem verzieh sie ihm so schon genug, daß er sich nicht noch mehr Schuldgefühle aufladen mußte. Um vierzehn Uhr saß Miss Midden wieder im Zug. Sie hatte den Major angerufen und ihn angewiesen, sie abends um elf am Bahnhof abzuholen.
    Um diese Zeit hatten Inspector Rascombes Nachforschungen bezüglich ungewöhnlicher Aktivitäten im Gebiet um Stagstead den anonymen Anruf ermittelt.
    »Kam Montag vormittag um 11.12 Uhr rein«, teilte ihm die diensthabende Polizeibeamtin mit. »Männliche Stimme. Wollte weder Namen noch Adresse angeben. Benutzte eine öffentliche Telefonzelle. Hier unten steht es.«
    Der Detective Inspector sah sich

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