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Ein Dicker Hund.

Ein Dicker Hund.

Titel: Ein Dicker Hund. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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zunächst erregt und dann abgeschreckt. Nie zuvor hatte er bei einem Tête-à-tête mit einer Frau die Rolle einer Frau übernommen. Eton war schon schlimm genug gewesen; Ulan Bator war das Grauen schlechthin. Daß nun seine Tochter die Gespielin einer Frau wie Tantchen Bea sein sollte, erschien ihm äußerst bizarr und wie eine Ironie des Schicksals. Doch Tantchen Bea besaß unzweifelhaft einen leistungsfähigen Intellekt, wenn sie sich dazu entschloß, ihn einzusetzen. Sir Arnold Gonders’ bösen Lebenslauf konnte er frohen Mutes in ihre Hände legen. Und Vy natürlich auch. Sir Edwards Stimmung besserte sich. Er hatte wieder ein Ziel im Leben, und seine Tochter hatte endlich eine Frau gefunden, die Verwendung für sie hatte. Als er Lady Vy schließlich losgeworden war, tätigte er etliche Anrufe und zog sich dann zum Abendessen um. Er wollte den alten Elisha Beconn über Korruption bei der Polizei und wie man sie bekämpfte aushorchen und noch einen wichtigen Hebel in Bewegung setzen. Das war es wert, einen wirklich guten Rotwein zu entkorken. Außerdem hatte er herausgefunden, warum sich Lady Thatcher so leidenschaftlich dafür einsetzte, die bosnischen Moslems zu bewaffnen. Ihr Sohn war Waffenhändler, und indem sie die Moslems so offen unterstützte, stärkte sie zwangsläufig die Position des lieben kleinen Markie in Saudi- Arabien. Die Aufdeckung wahrer politischer Hintergründe verschaffte Sir Edward Gillmott-Gwyre die größte Befriedigung.

21
    »Natürlich weiß ich nicht, wo er ist«, sagte Victor Gould gereizt. Er ließ sich nur höchst ungern mitten in der Nacht anrufen, und am verhaßtesten war ihm, mitten in der Nacht von Bletchley Bright angerufen zu werden, der ihn nach seinem vermaledeiten Sohn Timothy fragte. Aus diesem Grund – und weil er leichte Gewissensbisse hatte – war er nicht gerade entgegenkommend. »Er war vor einiger Zeit hier, das stimmt ...«
    »Was in drei Teufels Namen hat ihn denn dazu getrieben?« wollte Bletchley, taktvoll wie immer, wissen. »Vielleicht brauchte er eine Unterkunft«, sagte Victor, sich mühsam beherrschend. »Warum fragst du ihn nicht selbst?«
    »Ihn fragen. Wie soll ich das verdammt noch mal anstellen? Ich versuche ja gerade herauszufinden, wo er steckt. Der verflixte Junge ist verschwunden.«
    »Das tut mir leid«, sagte Victor. »Ich kann dir versichern, daß ich ihn nicht habe.«
    »Das hab ich auch nicht im Traum angenommen«, sagte Bletchley. »Begreife sowieso nicht, warum er überhaupt bei dir auftauchen sollte. Falls er es doch tut, sei so gut und laß es uns wissen.«
    »Natürlich«, sagte Victor und legte auf, diesmal wild entschlossen, von nun an jeden Kontakt mit der verfluchten Familie Bright abzubrechen. Sie waren durch die Bank unglaublich grob und arrogant, und sogar Bletchley, normalerweise noch einer der höflicheren Brights, zeigte jetzt seine wahre Natur. Victor Gould machte das Licht aus und fragte sich, was mit dem gräßlichen Timothy passiert sein mochte. Vielleicht war er ja bei der Motorradfahrt umgekommen, und man hatte bloß seine Leiche noch nicht gefunden. Diese Möglichkeit gefiel Victor ganz und gar nicht, aber sie mußte in Betracht gezogen werden. Am allerwenigsten gefiel ihm die Vorstellung, daß unter der Treppe dermaßen viel Geld herumlag. Und schließlich und ganz entschieden mußte Henrys Zukunft in Betracht gezogen werden. Egal, was in jener schicksalhaften Nacht geschehen war, Victor Gould war fest entschlossen, seinen Neffen nicht mit hineinzuziehen. Schließlich hatte sich Timothy Bright selbst nach Pud End eingeladen und sich den Tabak mit dem »Krötenstoff« selbst genommen, ja gestohlen. Was auch immer danach geschehen war, er hatte es sich selbst zuzuschreiben, und man konnte keinem anderen einen Vorwurf machen. Als er zu diesem Schluß gekommen war, drehte sich Victor Gould auf die andere Seite und schlief ein.
    Die auf Drumstruthie versammelten Mitglieder der Familie Bright hingegen fanden keinen Seelenfrieden. Besonders Bletchley Bright fiel es schwer einzusehen, daß sein Sohn ein Dieb war, doch obwohl er bestrebt war, etwas zu unternehmen, war er keineswegs gewillt, Tante Boskie ihre hundertachtundfünfzigtausend Pfund aus eigener Tasche zu erstatten.
    »Natürlich mit Zinsen«, teilte Fergus ihm mit. Bletchley musterte den alten Mann, als hätte er etwas Obszönes gesagt.
    »Mit Zinsen am Arsch«, erwiderte er. »Selbst wenn Boskie recht haben sollte – und ich bin keineswegs davon überzeugt, daß

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