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Ein Dicker Hund.

Ein Dicker Hund.

Titel: Ein Dicker Hund. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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die Meldung an. »›Auf Middenhall werden Knaben zum Analverkehr gezwungen‹, und das dreimal hintereinander. Interessant, sehr interessant. Da wohnt doch diese gräßliche Frau, oder?« fragte er. »Hat uns vor ein paar Jahren ’ne Menge Schwierigkeiten gemacht.«
    Die Polizistin teilte seine Abneigung nicht. »Miss Midden. Eine hochangesehene Frau, nach allem, was man hört. Die Middens leben seit Menschengedenken da oben.«
    »Das ist ja alles gut und schön, aber was sind das für Leute auf Middenhall«, sagte Rascombe und überprüfte zwei Autodiebstähle in Pyal, einen Einbruch in Ratfen und schließlich ein paar Schafdiebstähle auf dem Loft Fell Moss. Nichts fügte sich zu einem wasserdichten Fall von Pädophilie. Mehr Glück hatte er in der Computerdatei über Sexualstraftäter, und vor allem fiel ihm der Name MacPhee auf, der 1972 wegen Unzucht in öffentlichen Bedürfnisanstalten gesessen und 1984 als Adresse das Hotel Ruffles in Stagstead angegeben hatte.
    Außerdem war MacPhee im Laufe der Jahre viermal wegen Trunkenheit und Erregung öffentlichen Ärgernisses festgenommen und angeklagt worden.
    »Am besten überprüfen Sie den Wichser mal«, sagte der Inspector. »Ja, ich würd gern ein bißchen mehr über diesen Major MacPhee wissen.«
    Doch eigentlich kam der Major auf seiner Liste interessanter Sexualstraftäter ziemlich weit unten, und davon gab es in der Region genug, um den Inspector eine Weile auf Trab zu halten. Er fiel ihm erst wieder auf, als er in sein Büro kam und merkte, daß die aktuelle Adresse ebendieses Majors MacPhee »Middenfarm« lautete.
    »Ein Spinner ruft hier an, daß auf Middenhall irgendein Junge anal mißbraucht wird, und dann finden wir raus, daß ein Typ da wohnt, der wegen Trunkenheit, Erregung öffentlichen Ärgernisses und Unzucht in öffentlichen Bedürfnisanstalten in den Akten steht. Da stinkt doch was, oder? Was haben wir sonst noch da oben, Sergeant? Ich will’s wissen.«
    »Nur dort oder auch die Straße runter auf Middenhall?« erkundigte sich der Sergeant.
    »Middenhall? Was ist das?«
    »Schwer zu beschreiben«, antwortete der Sergeant. »Ist keine richtige Pension, auch kein Pflegeheim. Wenigstens glaub ich das nicht. Ist eher so ’ne Art Wohngemeinschaft, wo die Leute hinkommen und leben.«
    »Tatsächlich? Eine Wohngemeinschaft? Was für Leute?« fragte Rascombe, dessen Antenne für gräßliche Sauereien jetzt unverrückbar auf Middenhall gerichtet war. »Tja, weiß auch nicht genau. Jemand hat mal gesagt, daß Miss Midden, die Zicke, der der Laden gehört, also Miss Midden hatte dieser Person erzählt, sie seien alle Mitglieder der Familie und hätten Anspruch darauf, dort umsonst zu wohnen.«
    »Tatsächlich? Familie? Was für eine Familie? Gibt’s da auch Kinder?« fragte der Inspector. »Ich will mehr über diese Familie wissen.«
    »Die Namen besorge ich bei der Gemeinde, aus den Namenslisten für die Kopfsteuer. Vielleicht finden wir so eine Spur.«
    »Dranbleiben, Sergeant. Ich will alles Verfügbare über dieses Middenhall und die Bewohner erfahren. Schicken Sie jemanden zur Gemeinde rüber. Noch was, sorgen Sie dafür, daß die Erkundigungen diskret erfolgen. Das könnte ein wirklich äußerst wichtiger Fall sein.«
    Aufgrund dieser Anweisung suchte ein Beamter in Zivil die Behörde für Gemeindesteuern mit solch nachhaltiger Diskretion auf, daß sich die Information, die Polizei interessiere sich für Miss Midden und die Vorgänge auf Middenhall, wie ein Lauffeuer in der Shire Hall und weiter in der gesamten Öffentlichkeit Stagsteads verbreitete.
    Am selben Nachmittag zog der Inspector einige seiner Männer aus Tween ab und stellte eine Sondereinheit zur Beobachtung von Middenhall zusammen.
    »Ich habe Sie hierher befohlen«, sagte er zu seinen Leuten, »weil es eine große Sache werden könnte, und falls die Sache so groß ist, wie ich glaube, müssen wir ungeheuer vorsichtig vorgehen. Wenn wir diese Geschichte hier richtig anpacken, können wir unser Ansehen in der Öffentlichkeit so aufpolieren, wie es nötig ist. Wir stehen kurz davor, einen Fall aufzuklären, wofür uns die Medien bejubeln werden. Und wenn man an die Scheiße denkt, die sie kübelweise über uns ausgekippt haben, dann werden sie uns diesmal den Arsch küssen, und zwar mit Begeisterung.« Er hielt inne, bis es alle kapiert hatten. »Allerdings haben wir es mit politisch und auch anderweitig sehr einflußreichen Leuten zu tun. Darum habe ich Sie kommen lassen. Sie sind

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