Ein Dicker Hund.
uns sämtliche Fakten vorliegen ...«
»Blödsinn«, unterbrach ihn Fergus. »Red nicht wie ein Premierminister in der Fragestunde des Parlaments. Red dich nicht raus, Sir. Dein Sohn hat Boskies Ersparnisse geklaut, da gibt’s nichts dran zu rütteln. Wenn du nicht willst, daß er vor Gericht erscheint, sorgst du dafür, daß Boskies Forderungen komplett beglichen werden, und zwar samt den banküblichen Zinsen. Mehr noch, falls der Wert dieser Aktien gestiegen ist, seit dieser verdammte Knabe sie verkauft hat, wirst du auch die Differenz ersetzen.«
Bletchley sah sich verzweifelt im Kreis der Familienmitglieder um, die sich auf Drumstruthie versammelt hatten, stieß aber auf kein Mitgefühl.
»Das läuft mit ziemlicher Sicherheit darauf hinaus, Voleney zu verkaufen«, sagte er. »Und ihr wißt, was das heißt. Das alte Haus ist seit 1720 im Familienbesitz, und ...«
»Und da bleibt es auch«, grummelte Richter Benderby Bright, der immer noch ungehalten war, weil er kurzfristig aus seinem Urlaub auf seiner Yacht in Llafranc hatte zurückfliegen müssen. »Falls du gezwungen bist, zur Begleichung der Schulden deines Sohnes das Haus zu veräußern, wirst du Voleney der Familie zu einem angemessenen Preis anbieten. Solltest du etwas anderes versuchen, wird umgehend das Betrugsdezernat von den Verbrechen deines Sohnes informiert. Ich habe mich hoffentlich deutlich ausgedrückt.«
Daran gab es keinen Zweifel. Selbst Boskies leerer Stuhl wirkte wie ein Menetekel.
»Wenn du es sagst«, antwortete Bletchley, »muß es wohl so sein.«
»Es muß nicht sein, falls du deinen Jungen findest und von ihm Boskies Geld zurückbekommst«, gab Fergus zu bedenken. »Aber wie soll ich das tun, ohne daß wir alle in einem schrecklichen Medienrummel versinken«, klagte Bletchley. »Das könnt ihr doch nicht wollen.«
Niemand sagte etwas, aber aller Augen am Tisch waren auf ihn gerichtet. Bletchley spürte, daß die Initiative jetzt bei ihm lag.
»Na gut, ich werde in allen Zeitungen Anzeigen mit seinem Foto schalten. Das wird Resultate zeitigen.«
Es war umsonst. Noch immer rührte sich niemand, aber die Blicke signalisierten Einspruch. Nie hätte ein wahrer Bright eine so schreckliche Drohung ausgesprochen. Bletchley Bright kroch zu Kreuze.
»Also meinetwegen«, sagte er. »Trotzdem ist es mächtig schwer herauszukriegen, wie man Timothy findet, wenn er nicht gefunden werden will. Er ist wie vom Erdboden verschluckt.«
»Sehr klug von ihm«, murmelte der Richter. »Ich an seiner Stelle würde da auch bleiben. Hast du dich schon bei der französischen Fremdenlegion erkundigt?«
»Oder bei der Polizei«, sagte Vernon. »Vielleicht hast du da ja Glück. Ich war immer der Ansicht, daß es eine ganz gefährliche Sache war, ihm ein Motorrad zu kaufen.«
»Ich habe ihn nie dazu ermuntert«, wandte Bletchley ein, »außerdem war er achtundzwanzig. Da kann man ihn kaum noch einen Jungen nennen.«
»Egal, wie man ihn nennen kann. Ich will damit folgendes sagen: Es ist durchaus möglich, daß er von dem Ding gefallen ist und vielleicht sogar ... Weißt du zufällig, ob er versichert ist?«
»Das ist er bestimmt«, sagte Bletchley, und diese Aussicht gab ihm neue Hoffnung.
»Vermutlich nicht hoch genug, um Boskie das Geld zurückzahlen zu können«, sagte Fergus. »Außerdem ist das mehr, als man sich erhoffen kann.«
Bletchley Bright verließ das Treffen als ausgelaugter und verhärmter Mann. Die Realitäten, denen er sein Leben lang ausgewichen war, hatten ihn endlich in Gestalt eines zügellosen und kriminellen Sprößlings eingeholt. Als er wieder auf Voleney eintraf, empfing ihn eine verzweifelte Ernestine. »O Gott«, sagte sie. »Es ist zu schrecklich. Weißt du, daß Boskie geflohen ist?«
»Geflohen? Was um alles in der Welt redest du da? Das ist unmöglich. Schließlich ist sie nirgends eingesperrt.«
»Fergus hat es soeben telefonisch mitgeteilt«, klärte ihn seine Frau auf. »Er sagte, ich sollte dir ausrichten, sie sei aus der Klinik geflohen und nach London gefahren, um den Innenminister zu sprechen.«
»Aber sie ist ernsthaft krank und ...«
»Fergus sagte, falls sie stirbt, macht die Familie dich für ihren Tod verantwortlich.«
Aus blutunterlaufenen Augen glotzte Bletchley seine Frau an. Es war eine lange Heimfahrt aus Drumstruthie gewesen, und er hatte Zeit zum Nachdenken gehabt.
»Ganz egal, ob das alte Miststück stirbt. Aber warum will sie den Innenminister sprechen? Warum um alles in der
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