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Ein diplomatischer Zwischenfall

Ein diplomatischer Zwischenfall

Titel: Ein diplomatischer Zwischenfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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das Schwein bekommen. Das ist nicht fair.«
    Bridget sang sofort los: »Colin hat das Schwein bekommen. Colin hat das Schwein bekommen. Colin ist ein gieriges, verfressenes Schwein!«
    »Ich habe den Ring«, rief Diana. Ihre Stimme war hoch und hell.
    »Du hast Glück, Diana. Du wirst also als erste von uns heiraten.«
    »Und ich habe den Fingerhut«, jammerte Bridget.
    »Bridget wird eine alte Jungfer«, sangen die beiden Jungen. »Hoho, Bridget wird eine alte Jungfer!«
    »Wer hat das Geld bekommen?«, fragte David. »Ein echtes Zehnshillinggoldstück ist im Pudding. Ich weiß es ganz genau, Mrs Ross hat es mir erzählt.«
    »Ich glaube, ich bin der Glückliche«, sagte Desmond Lee-Wortley.
    Die beiden Tischnachbarn von Oberst Lacey hörten ihn murmeln: »Ja, das bist du.«
    »Ich habe auch einen Ring«, erklärte David. Er schaute zu Diana hinüber. »Ist das nicht ein Zufall?«
    Das Lachen hörte nicht auf. Niemand bemerkte, dass Monsieur Poirot unbekümmert und scheinbar gedankenlos den roten Stein in seine Tasche gleiten ließ. Nach dem Pudding gab es einen festlichen Nachtisch und mehrere süße Fleischpasteten. Danach zog sich die ältere Generation zurück, um ihr Ruhestündchen zu halten, bevor alle zum Tee gebeten und die Christbaumkerzen angezündet wurden. Hercule Poirot hielt keinen Mittagsschlaf, statt dessen stattete er der riesigen, altmodischen Küche einen Besuch ab.
    »Ist es erlaubt«, fragte er, während er strahlend umherschaute, »der Köchin zu diesem ausgezeichneten Mahl, das ich soeben genossen habe, zu gratulieren?«
    Einen Augenblick lang geschah gar nichts. Dann kam Mrs Ross und begrüßte ihn würdevoll. Sie war groß und stattlich.
    »Ich freue mich, dass es Ihnen geschmeckt hat«, sagte sie wohlwollend.
    »Und wie, ausgezeichnet!«, rief Hercule Poirot aus. »Sie sind tatsächlich ein Genie, Mrs Ross. Ein Genie! Ich habe noch niemals ein solch wunderbares Essen gegessen. Die Austernsuppe – «, seine Lippen formten einen Laut der Anerkennung,»- und die Füllung. Die Kastanienfüllung in dem Truthahn war einzigartig, geradezu ein Erlebnis.«
    »Ich freue mich, dass gerade Sie das sagen«, erklärte Mrs Ross freundlich. »Die Füllung ist nach einem besonderen Rezept gemacht. Ein österreichischer Chefkoch, mit dem ich viele Jahre zusammengearbeitet habe, hat mir dieses Rezept verraten. Aber alles andere«, fügte sie hinzu, »ist alte englische Küche.«
    »Gibt es überhaupt etwas Besseres?«
    »Nun ja, dass Sie das sagen, ist sehr nett von Ihnen. Sie sind Ausländer, vielleicht hätten Sie kontinentale Küche vorgezogen. Derartige Gerichte gelingen mir allerdings nicht recht.«
    »Ich bin sicher, Mrs Ross, dass Ihnen alles gelingt. Sie wissen doch, dass die gute englische Küche, wie man sie in erstklassigen Restaurants findet, von Feinschmeckern auf dem Kontinent sehr geschätzt wird. Und der Plumpudding, den ich heute gegessen habe, war wirklich einmalig. Sie haben ihn selbst gemacht, nicht wahr? Er ist doch nicht etwa gekauft worden?«
    »Natürlich nicht. Ich habe ihn allein gemacht nach meinem eigenen Rezept. Ich mache ihn schon seit vielen Jahren so. Als ich kam, sagte Mrs Lacey, dass sie in einem Londoner Geschäft einen Pudding bestellt hätte, um mir die Mühe zu ersparen. ›Aber nein, Madame‹, habe ich damals gesagt, ›das ist zwar sehr freundlich von Ihnen gemeint, aber es geht nichts über einen hausgemachten Plumpudding.‹ Wohlgemerkt, der Pudding wurde zu spät vor dem Fest zubereitet«, erläuterte Mrs Ross, die sich als wahre Künstlerin auf diesem Gebiet immer mehr über diese Frage verbreitete. »Ein guter Pudding sollte schon Wochen vor dem Fest fertig sein. Je älter er ist, um so besser. In diesem Jahr hätte es genauso sein sollen. Der Pudding wurde aber in Wirklichkeit erst drei Tage vor dem Fest gemacht – genau einen Tag bevor Sie zu uns kamen. Ich hielt mich jedoch an den alten Brauch. Jeder musste in die Küche kommen, den Teig einmal umrühren und sich dabei etwas wünschen.«
    »Sehr interessant«, sagte Poirot, »sehr interessant! Es kam also jeder in die Küche?«
    »Ja, der junge Herr und Bridget und der junge Herr aus London, der jetzt hier wohnt, auch seine Schwester und Mr David und Miss Diana – Mrs Middleton, wollte ich sagen. Und alle rührten.«
    »Wie viele Puddings haben Sie zubereitet? Ist das der einzige?«
    »Nein, ich habe vier gemacht: zwei große und zwei kleinere. Den anderen großen Pudding gibt es zu Neujahr und die zwei

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