Ein diplomatischer Zwischenfall
zum Beispiel, dass Mrs Clayton auch daran beteiligt war? Hatte sie mit Rich den Tod ihres Gatten geplant?«
.; »Um Himmels willen, nein!«, rief Spence schockiert. »Ich hatte keine Ahnung, dass so etwas überhaupt erwogen würde.«
»Hat Ihre Gattin nicht diese Möglichkeit angedeutet?«
»Ach, Linda! Sie kennen doch die Frauen – immer hacken sie aufeinander herum. Margharita kommt bei ihrem eigenen Geschlecht nie sehr glimpflich davon – sie ist viel zu attraktiv. Aber diese Theorie, dass Rich und Margharita gemeinsam einen Mord planten nein, das ist zu fantastisch!«
»So etwas ist schon vorgekommen. Die Waffe, zum Beispiel. Es ist eine Waffe, die man eher mit einer Frau als mit einem Mann in Zusammenhang bringt.«
»Soll das heißen, dass die Polizei ihr den Besitz der Waffe nachgewiesen hat? Das ist doch unmöglich! Ich meine…«
»Ich weiß nichts«, erklärte Poirot wahrheitsgetreu und trat schleunigst den Rückzug an.
Aus der Bestürzung, die sich in Spences Zügen malte, schloss Poirot, dass er diesem Herrn gründlich zu denken gegeben hatte!
»Sie werden mir verzeihen, Monsieur Poirot, wenn ich nicht einsehe, dass Sie mir in irgendeiner Weise behilflich sein können.«
Poirot antwortete nicht, sondern blickte nachdenklich den Mann an, der des Mordes an seinem Freund, Arnold Clayton, beschuldigt wurde.
Er betrachtete das feste Kinn, den schmalen Kopf. Ein schlanker, brünetter Mann, sehnig und kräftig. Geschmeidig wie ein Windhund. Ein Mann, dessen Gesicht nichts verriet und der seinen Besucher mit einem auffallenden Mangel an Herzlichkeit empfing.
»Ich verstehe durchaus, dass Mrs Clayton Sie mit den besten Absichten zu mir geschickt hat. Aber, offen gestanden, war das meiner Ansicht nach ziemlich unklug von ihr. Von ihrem wie auch von meinem Standpunkt aus.«
»Inwiefern?«
Rich warf nervös einen Blick über die Schulter. Aber der anwesende Wärter stand in der vorgeschriebenen Entfernung. Rich senkte die Stimme.
»Sie müssen ein Motiv für diese lächerliche Anklage finden und werden versuchen, es so hinzustellen, als ob eine intime Beziehung zwischen Mrs Clayton und mir bestanden habe. Das ist jedoch, wie Ihnen Mrs Clayton bestimmt gesagt haben wird, keineswegs der Fall. Wir waren gute Freunde, nichts weiter. Aber es erscheint doch sicherlich ratsam, dass sie keine Schritte zu meinen Gunsten unternimmt, nicht wahr?«
Hercule Poirot ging auf diesen Punkt nicht ein. Stattdessen griff er ein Wort heraus.
»Sie sprachen von dieser ›lächerlichen‹ Anklage. Lächerlich ist sie keineswegs, wissen Sie.«
»Ich habe Arnold Clayton nicht getötet.«
»Dann nennen Sie es eine falsche Anklage. Sagen Sie, die Anklage sei nicht wahr. Aber sie ist nicht lächerlich. Im Gegenteil, höchst plausibel. Das müssten Sie doch ganz gut wissen.«
»Ich kann Ihnen nur versichern, dass sie mir geradezu fantastisch erscheint.«
»Diese Ansicht wird Ihnen nicht viel helfen. Wir müssen uns schon etwas Brauchbareres ausdenken.«
»Ich werde durch meine Anwälte vertreten. Wie ich höre, haben diese einen hervorragenden Verteidiger beauftragt. Ich kann daher Ihren Gebrauch des Wortes ›wir‹ nicht akzeptieren.«
Wider Erwarten lächelte Poirot.
»Aha«, sagte er. »Ein Wink mit dem Zaunpfahl. Na schön. Ich gehe. Ich wollte Sie sehen, und ich habe Sie gesehen. Auch habe ich bereits Ihre Karriere studiert. Sie haben Ihre Eignungsprüfung für Sandhurst mit ›sehr gut‹ bestanden. Ebenso die für die Generalstabsschule. Und so weiter und so weiter. Ich habe mir heute mein eigenes Urteil über Sie gebildet. Sie sind kein dummer Mann.«
»Und was hat das mit meiner Sache zu tun?«
»Alles! Ein Mann von Ihren Fähigkeiten begeht unter keinen Umständen einen Mord auf diese Weise. Gut. Sie sind unschuldig. Nun erzählen Sie mir mal etwas über Ihren Diener Burgess.«
»Burgess?«
»Ja. Wenn Sie Clayton nicht umgebracht haben, muss Burgess es getan haben. Eine zwingende Folgerung. Aber warum? Es muss irgendeinen Grund geben. Sie sind der einzige Mensch, der Burgess hinreichend kennt, um eine Vermutung anzustellen. Warum, Major Rich, warum?«
»Ich habe keine Ahnung. Kann es mir überhaupt nicht vorstellen. Oh, ich bin denselben Gedankengängen gefolgt wie Sie. Ja, Burgess hatte Gelegenheit – als einziger außer mir. Aber ich kann es einfach nicht glauben. Burgess gehört nicht zu den Leuten, von denen man sich vorstellen kann, dass sie jemanden ermorden.«
»Wie denken Ihre Rechtsberater
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