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Ein diplomatischer Zwischenfall

Ein diplomatischer Zwischenfall

Titel: Ein diplomatischer Zwischenfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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darüber?«
    Über Richs Züge huschte ein bitterer Ausdruck.
    »Meine Rechtsberater verbringen ihre Zeit damit, dass sie mich mit sanftem Nachdruck fragen, ob es nicht wahr sei, dass ich mein ganzes Leben lang unter vorübergehender Amnesie gelitten habe und wirklich nicht wisse, was ich in solchen Augenblicken tue!«
    »So schlimm steht es also«, sagte Poirot. »Na, vielleicht entdecken wir, dass es Burgess ist, der unter solchen Bewusstseinsstörungen leidet. Das wäre immerhin eine Idee. Nun zur Waffe. Man hat sie Ihnen gezeigt und Sie gefragt, ob sie Ihnen gehört, ja?«
    »Sie gehört mir nicht. Ich hatte sie nie zuvor gesehen.«
    »Nein, sie gehört Ihnen nicht. Sind Sie jedoch ganz sicher, dass Sie den Dolch nie zuvor gesehen haben?«
    »Ja.« Er schien einen Moment zu zögern. »Eigentlich ist es eine Art Ziergegenstand. Man sieht solche Dinge in Wohnungen herumliegen.«
    »Vielleicht im Salon einer Dame. Vielleicht in Mrs Claytons Salon?«
    »Auf keinen Fall!«
    Die Worte wurden so laut gesprochen, dass der Wärter aufblickte.
    » Très bien. Also nicht – aber deshalb brauchen Sie nicht so zu schreien. Aber irgendwo, irgendwann haben Sie tatsächlich etwas sehr Ähnliches gesehen. Nun, habe ich Recht?«
    »Ich glaube nicht… vielleicht… in einem Kuriositätenladen.«
    »Höchstwahrscheinlich.« Poirot erhob sich. »Gestatten Sie, dass ich mich verabschiede?«
     
    »Und jetzt«, sagte Hercule Poirot, »zu Burgess. Ja, endlich zu Burgess.«
    Über die anderen in diesen Fall verwickelten Personen hatte er etwas in Erfahrung gebracht, entweder direkt oder indirekt. Doch niemand hatte ihm etwas über Burgess sagen können oder wollen. Er besaß keinerlei Anhaltspunkte, keine Andeutungen darüber, was für ein Mann das war. Als er Burgess sah, wusste er auch, warum.
    Der Diener, der durch einen telefonischen Anruf von Commander McLaren von Poirots Besuch unterrichtet worden war, erwartete ihn in Major Richs Wohnung.
    »Ich bin Hercule Poirot.«
    »Ja, Sir, ich habe Sie erwartet.«
    Burgess hielt ehrerbietig die Tür auf,, und Poirot trat ein. Burgess nahm ihm Hut und Mantel ab und führte ihn ins Wohnzimmer.
    »So«, meinte Poirot, während er sich umschaute, »hier ist es also geschehen, wie?«
    »Ja, Sir.«
    Ein stiller Bursche, dieser Burgess, bleichgesichtig, etwas schlaksig. Unbeholfene Haltung von Schultern und Ellbogen. Eine flache Stimme mit einem provinziellen Akzent, den Poirot nicht kannte. Ein ziemlich nervöser Mann, vielleicht – sonst keine bestimmten Merkmale. Es war schwer, ihn mit einer positiven Handlung irgendwelcher Art in Verbindung zu bringen. Durfte man ihm deshalb gleich alles mögliche Negative unterstellen?
    Er hatte jene hellblauen, unbeständigen Augen, die oberflächliche Beobachter oft mit Unehrlichkeit in Zusammenhang bringen. Dabei kann ein Lügner einem oft mit kühnem, dreistem Blick ins Gesicht sehen.
    »Was geschieht mit der Wohnung?«, erkundigte sich Poirot.
    »Ich betreue sie noch, Sir. Major Rich hat dafür gesorgt, dass mir mein Lohn weiterhin ausgezahlt wird, und er wünscht, dass ich die Wohnung in Ordnung halte, bis… bis…«
    Die Augen wanderten unbehaglich hin und her.
    »Bis…«, pflichtete Poirot ihm bei. In sachlichem Ton fügte er hinzu: »Ich möchte wohl sagen, dass Major Rich fast mit Bestimmtheit dem Strafgericht überwiesen wird. Der Fall kommt wahrscheinlich innerhalb der nächsten drei Monate zur Verhandlung.«
    Burgess schüttelte den Kopf, nicht ablehnend, sondern einfach verwirrt.
    »Es scheint kaum möglich zu sein«, meinte er.
    »Dass Major Rich ein Mörder ist?«
    »Das Ganze. Die Truhe…«
    Sein Blick glitt durch den Raum.
    »Aha, das ist also die berühmte Truhe?«
    Es war ein riesiges Möbelstück aus sehr dunklem, glänzendem Holz, mit Messing beschlagen und versehen mit einem großen antiken Schloss.
    »Ein hübsches Stück«, meinte Poirot, während er hinüberging.
    Die Truhe stand in der Nähe des Fensters an der Wand neben einem modernen Plattenschrank. Auf der anderen Seite befand sich eine halb offen stehende Tür, die zum Teil von einem großen bemalten Lederschirm verdeckt wurde.
    »Diese Tür führt in Major Richs Schlafzimmer«, erklärte Burgess.
    Poirot nickte, während seine Augen zur anderen Seite des Zimmers wanderten. Dort standen zwei Stereoplattenspieler, jeder auf einem niedrigen Tisch, von denen Kontaktschnüre herabhingen. Bequeme Sessel und ein großer Tisch vervollständigten die Einrichtung. An den Wänden

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