Ein diplomatischer Zwischenfall
veranlagt, dass er alles in sich hineinfraß. Die meisten hielten ihn für einen trockenen, gefühllosen Mann. Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass es in seinem Innern ganz anders aussah. Merkwürdigerweise hätte es mich weniger überrascht, wenn Arnold seinen Freund Charles erstochen hätte, anstatt umgekehrt. Ich kann mich des Gedankens nicht erwehren, dass Arnold in Wirklichkeit ein irrsinnig eifersüchtiger Mann war.«
»Das ist interessant.«
»Noch wahrscheinlicher wäre eigentlich, dass er Margharita umgebracht hätte. Othello und so weiter. Margharita übt eine ungewöhnliche Wirkung auf Männer aus.«
»Sie ist eine gut aussehende Frau«, bemerkte Poirot mit wohl überlegter Untertreibung.
»Es ist mehr als das. Sie hat ein gewisses Etwas. Sie pflegt die Männer aufzupeitschen, sodass sie ganz verrückt nach ihr sind, und sich dann umzudrehen und sie mit großäugigem Erstaunen anzublicken, nicht begreifend, was sie da angerichtet hat.«
»Sie kennen sie wohl gut?«
»Mein Lieber, sie ist eine meiner besten Freundinnen – aber ich würde ihr nicht über den Weg trauen!«
»Aha«, sagte Poirot und brachte die Unterhaltung auf Commander McLaren.
»Jock? Der alte Getreue? Ein lieber Kerl. Der geborene Familienfreund. Er und Arnold waren wirklich eng befreundet. Ich glaube, Arnold öffnete sich ihm mehr als allen anderen. Und natürlich war er Margharitas Sklave – seit Jahren treu ergeben.«
»Und war Mr Clayton auch auf ihn eifersüchtig?«
»Eifersüchtig auf Jock? Was für eine Idee! Margharita mag Jock wirklich gern, aber mehr auch nicht. Ich glaube, es geht den meisten Frauen so bei ihm. Ich weiß nicht, warum. Eigentlich schade. Er ist nämlich wirklich nett.«
Poirot lenkte das Gespräch auf den Diener. Aber abgesehen von einer vagen Bemerkung, dass er einen guten Cocktail mixe, schien Linda Spence sich keine Gedanken über Burgess gemacht, ja ihn kaum bemerkt zu haben.
Aber sie begriff rasch, worauf er hinauswollte.
»Sie denken vielleicht daran, dass er Arnold ebenso leicht getötet haben könnte wie Charles. Doch das erscheint mir irrsinnig unwahrscheinlich.«
»Diese Bemerkung deprimiert mich, Madame. Aber andererseits erscheint mir irrsinnig unwahrscheinlich – obwohl Sie mir nicht zustimmen werden – nicht, dass Major Rich Arnold Clayton getötet haben soll, sondern dass er ihn auf diese Weise umgebracht hat.«
»Mit einem Stilett, meinen Sie? Ja, das passt entschieden nicht zu ihm. Wahrscheinlicher wäre der berühmte stumpfe Gegenstand gewesen. Womöglich hätte er ihn auch erwürgen können, nicht wahr?«
Poirot seufzte.
»Da sind wir wieder bei Othello angelangt. Ja, Othello… Sie haben mir da eine kleine Idee in den Kopf gesetzt.«
»Wirklich? Was – « In diesem Augenblick wurde die Haustür aufgeschlossen und geöffnet. »Oh, da kommt Jeremy. Wollen Sie auch mit ihm reden?«
Jeremy Spence war eine angenehme Erscheinung, einiges über dreißig Jahre alt, gut angezogen und fast auffallend diskret. Mrs Spence erklärte, dass sie unbedingt in der Küche nach dem Rechten sehen müsse, und ließ die beiden Männer allein.
Jeremy Spence hatte nichts von der gewinnenden Offenheit seiner Frau. Es war ihm sichtlich höchst unangenehm, dass er überhaupt in diesen Fall verwickelt war, und seine sorgfältig formulierten Äußerungen verrieten nicht viel. Ja, sie kannten die Claytons seit einiger Zeit. Rich nicht so gut. Habe einen angenehmen Eindruck auf ihn gemacht. Soweit er sich entsinnen konnte, war ihm Rich an dem fraglichen Abend genauso wie sonst vorgekommen. Clayton und Rich schienen immer gut miteinander auszukommen. Das Ganze war ihm völlig unbegreiflich.
Im Laufe der Unterhaltung ließ Jeremy Spence deutlich durchblicken, dass er es sehr begrüßen würde, wenn Poirot sich möglichst bald wieder entfernen würde.
»Ich fürchte«, meinte Poirot, »dass Sie diese Fragen nicht schätzen.«
»Nun, wir haben eine ziemlich ausgedehnte Sitzung mit der Polizei hinter uns, und es langt mir nachgerade. Wir haben alles, was wir wissen oder gesehen haben, berichtet, und nun möchte ich die ganze Geschichte gern vergessen.«
»Das kann ich durchaus verstehen. Es ist höchst unangenehm, in eine solche Angelegenheit verwickelt zu sein und ausgefragt zu werden. Nicht nur nach dem, was man weiß und gesehen hat, sondern vielleicht sogar auch nach dem, was man darüber denkt.«
»Am besten, man denkt gar nicht darüber nach.«
»Aber lässt es sich vermeiden? Glauben Sie,
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