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Ein diplomatischer Zwischenfall

Ein diplomatischer Zwischenfall

Titel: Ein diplomatischer Zwischenfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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ablegen. McLaren war mit Bekannten im Klub gewesen. Die Spences hatten vor ihrem Aufbruch ein paar Freunde zu einem Drink bei sich gehabt. Margharita Clayton hatte um die Zeit gerade mit einer Freundin telefoniert. Ganz abgesehen davon, dass er niemand von ihnen als Täter in Betracht zog. Um Arnold Clayton zu töten, hätten sie wohl bessere Möglichkeiten gehabt, als ihm in die Wohnung des Majors zu folgen, wo ein Diener beschäftigt war und der Hausherr jeden Augenblick zurückkehren konnte. Nein, er hatte als letzte schwache Hoffnung mit einem »mysteriösen Fremden« gerechnet! Mit jemandem aus Claytons anscheinend untadeliger Vergangenheit, der ihn auf der Straße erkannt hatte und ihm hierher gefolgt war, ihn dann mit dem Stilett erstochen, die Leiche in die Truhe gesteckt und die Flucht ergriffen hatte. Das reinste Melodrama aus einem romantischen historischen Roman, ohne jede Beziehung zu Vernunft und Wahrscheinlichkeit, das aber ganz gut zu der spanischen Truhe passte.
    Er durchquerte abermals den Raum und trat an die Truhe. Er hob den Deckel, der sich leicht und geräuschlos öffnen ließ.
    Mit schwacher Stimme sagte Burgess: »Sie ist gut gesäubert worden. Dafür habe ich gesorgt.«
    Poirot beugte sich über die Truhe. Mit einem leisen Ausruf beugte er sich noch tiefer. Seine Finger tasteten die Innenwände ab.
    »Diese Löcher hier – an der Rückwand und einer Seite –, sie sehen so aus… sie fühlen sich so an, als ob sie erst kürzlich gemacht worden wären.«
    »Löcher, Sir?« Der Diener trat erstaunt an die Truhe. »Sie sind mir noch gar nicht aufgefallen.«
    »Sie springen auch nicht gerade ins Auge, sind aber vorhanden. Welchen Zweck haben sie wohl? Was meinen Sie?«
    »Ich wüsste es wirklich nicht, Sir. Vielleicht stammen sie von einem Tier – ich meine, von irgendeinem Käfer, der Holz nagt.«
    »Ein Tier?«, meinte Poirot. »Das sollte mich doch wundern.« Er begab sich wieder an das andere Ende des Zimmers.
    »Als Sie mit den Zigaretten ins Zimmer kamen, waren die Möbel da irgendwie anders arrangiert? Der Tisch, die Stühle oder dergleichen?«
    »Es ist merkwürdig, dass Sie das sagen, Sir… Jetzt, wo Sie es erwähnen, fällt es mir wieder ein. Der Schirm dort, der den Zug von der Schlafzimmertür her abhält, war ein wenig mehr nach links verschoben.«
    »Etwa so?« Poirot stand plötzlich am Schirm und rückte ihn.
    »Noch ein wenig mehr… Ja, so ist’s richtig.«
    Der Schirm, der bis dahin die Truhe schon halb verdeckt hatte, verbarg sie nun fast vollständig. »Haben Sie sich Gedanken darüber gemacht, warum er verschoben wurde?«
    »Ich habe mir nichts dabei gedacht, Sir.« Burgess fügte unsicher hinzu: »Vielleicht war der Weg ins Schlafzimmer dann ungehinderter falls die Damen ihre Mäntel dort ablegen wollten.«
    »Vielleicht. Aber es könnte noch einen anderen Grund geben. Der Schirm verdeckt jetzt die Truhe und den Teppich bei der Truhe. Wenn Major Rich Mr Clayton erstochen hatte, musste das Blut durch die Ritzen der Truhe sickern. Das hätte jemand bemerken können – wie Sie am nächsten Morgen. Also wurde der Schirm verschoben.«
    »Auf den Gedanken wäre ich nie gekommen, Sir.«
    »Wie ist die Beleuchtung in diesem Zimmer, kräftig oder schwach?«
    »Das will ich Ihnen gleich zeigen, Sir.«
    Rasch zog der Diener die Vorhänge vor und knipste ein paar Lampen an, die ein weiches, mildes Licht gaben, kaum stark genug, um dabei zu lesen. Poirot warf einen Blick auf die Deckenbeleuchtung.
    »Die Lampe an der Decke brannte nicht, Sir. Sie wird wenig benutzt.«
    Poirot hielt in der gedämpften Beleuchtung Umschau.
    Der Diener sagte: »Ich glaube nicht, dass der Blutfleck zu sehen gewesen wäre, Sir, es ist zu dunkel.«
    »Ich denke, Sie haben Recht. Warum ist dann nur der Schirm verschoben worden?«
    Burgess erschauerte.
    »Ein schrecklicher Gedanke – dass ein so netter Mann wie Major Rich eine solche Tat vollbringen konnte.«
    »Sie zweifeln also nicht daran, dass er es getan hat? Aber warum, Burgess?«
    »Nun, er hat natürlich den Krieg mitgemacht. Vielleicht hatte er eine Kopfverletzung, nicht wahr? Es heißt ja, dass solche Verletzungen sich oft nach Jahren wieder bemerkbar machen. Die Menschen werden plötzlich wunderlich und wissen nicht, was sie tun. Und man sagt ja, dass sie oft auf die losgehen, die ihnen am nächsten und teuersten sind. Glauben Sie, dass es so gewesen sein könnte?«
    Poirot blickte ihn an und wandte sich seufzend ab.
    »Nein«, entgegnete er,

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