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Ein diplomatischer Zwischenfall

Ein diplomatischer Zwischenfall

Titel: Ein diplomatischer Zwischenfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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kleinen Pause sagte Poirot: »So, ja…«
    »Ich bemerke, dass Sie nicht gerade vor Erstaunen umsinken. Wissen Sie darüber Bescheid?«
    »Wie kommen Sie zu der Annahme?«
    »Nun, wir haben einen von Farley an Sie gerichteten Brief gefunden, in dem er vor etwa einer Woche eine Zusammenkunft mit Ihnen verabredete.«
    »Ach so.«
    »Wir haben einen zahmen Polizeiinspektor hier – man muss ja vorsichtig sein, wenn sich einer von diesen Millionären eine Kugel durch den Kopf jagt. Und wir haben uns gefragt, ob Sie wohl etwas Licht in diese Angelegenheit bringen könnten. Wenn ja, dann kommen Sie doch bitte her.«
    »Ich komme sofort.«
    Eine Viertelstunde später saß Poirot in der Bibliothek, einem niedrigen, lang gestreckten Raum hinten im Erdgeschoss von Northway House. Es waren noch fünf andere Personen anwesend. Inspektor Barnett, Dr. Stillingfleet, Mrs Farley, die Witwe des Millionärs, Joanna Farley, seine einzige Tochter, und sein Privatsekretär Hugo Cornworthy.
    Inspektor Barnett war ein diskreter Mann von militärischer Haltung. Dr. Stillingfleet, dessen berufliches Gebaren sich von seinem Telefonstil gründlich abhob, war ein großer, langgesichtiger Mann von etwa dreißig Jahren. Mrs Farley war offensichtlich sehr viel jünger als ihr Mann. Sie war eine hübsche, dunkelhaarige Frau. Aber sie hatte einen harten Mund, und ihre schwarzen Augen verrieten nichts von ihren Gefühlen. Joanna Farley hatte blondes Haar und ein sommersprossiges Gesicht. Die gebogene Nase und das vorspringende Kinn hatte sie eindeutig von ihrem Vater geerbt. In ihren Augen lagen Intelligenz und Scharfsinn. Hugo Cornworthy war ein gut aussehender, sehr korrekt gekleideter junger Mann, der einen gescheiten und tüchtigen Eindruck machte.
    Nach der üblichen Vorstellungs- und Begrüßungszeremonie schilderte Poirot schlicht und klar die Umstände seines Besuches bei Benedict Farley und wiederholte die Geschichte, die dieser ihm erzählt hatte. Er konnte sich dabei nicht über Mangel an Interesse bei seinen Zuhörern beklagen.
    »Die seltsamste Geschichte, die ich je gehört habe!«, erklärte der Inspektor. »Ein Traum, wie? Haben Sie auch etwas davon gewusst, Mrs Farley?«
    Sie beugte den Kopf.
    »Mein Mann hat mit mir darüber gesprochen. Es hat ihn sehr beunruhigt. Ich – ich habe ihm gesagt, dass es sich wohl um eine Stoffwechselstörung handle – seine Diät war nämlich sehr merkwürdig –, und ihm vorgeschlagen, Dr. Stillingfleet zu konsultieren.«
    Der junge Mann schüttelte den Kopf.
    »Er hat mich aber nicht konsultiert. Aus Monsieur Poirots Worten schließe ich, dass er Harley-Street-Spezialisten zurate zog.«
    »Über diesen Punkt möchte ich gern Ihre Meinung hören, Dr. Stillingfleet«, sagte Poirot. »Was halten Sie von den Theorien, die diese drei Harley-Street-Spezialisten aufstellten?«
    Stillingfleet runzelte die Stirn.
    »Das lässt sich schwer sagen. Sie müssen berücksichtigen, dass das, was er Ihnen übermittelte, nicht genau das Gleiche war, was man ihm gesagt hatte. Es war die Interpretation eines Laien.«
    »Sie meinen, er habe sich falsch ausgedrückt?«
    »Nicht unbedingt. Ich will nur sagen, dass die Ärzte sich ihm gegenüber bestimmt fachmännisch ausgedrückt haben, und die Bedeutung der Worte gab er wohl ein wenig verzerrt und dann in seiner eigenen Sprache wieder.«
    »Dann entsprach also das, was er mir sagte, nicht genau den Äußerungen der Ärzte.«
    »So ungefähr. Er hatte eben alles etwas oberflächlich aufgefasst, wenn Sie mich richtig verstehen.«
    Poirot nickte gedankenvoll. »Weiß man eigentlich, wen er konsultierte?«, fragte er.
    Mrs Farley schüttelte den Kopf, und Joanna Farley bemerkte:
    »Keiner von uns hatte die leiseste Ahnung, dass er überhaupt jemanden konsultierte.«
    »Hat er mit Ihnen über seinen Traum gesprochen?«, erkundigte sich Poirot bei der Tochter.
    Das Mädchen schüttelte verneinend den Kopf.
    »Und Sie, Mr Cornworthy?«
    »Nein, zu mir hat er auch nichts gesagt. Er diktierte mir zwar einen Brief an Sie, aber ich hatte keine Vorstellung, warum er Sie zu sprechen wünschte.«
    »Und nun zu den genauen Umständen von Mr Farleys Tod«, sagte Poirot.
    Inspektor Barnett blickte Mrs Farley und Dr. Stillingfleet fragend an und übernahm die Rolle des Sprechers.
    »Mr Farley hatte die Gewohnheit, jeden Nachmittag in seinem eigenen Zimmer im ersten Stock zu arbeiten. Wie ich höre, stand eine Fusion seiner verschiedenen Geschäftsbetriebe bevor…«
    Er blickte fragend zu

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