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Ein diplomatischer Zwischenfall

Ein diplomatischer Zwischenfall

Titel: Ein diplomatischer Zwischenfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Sergeant Cayley hat sie herausgelassen. Es ist ein großes altmodisches Schloss mit einem großen altmodischen Schlüssel. Der Schlüssel steckte im Schloss, und es ist ganz unmöglich, dass er von innen hätte umgedreht werden können oder ähnliche Mätzchen. Nein, Sie dürfen sich darauf verlassen, dass Mrs Cresswell in dem Zimmer eingeschlossen war und nicht herauskonnte. Auch waren weder Bogen noch Pfeile im Zimmer vorhanden, ganz abgesehen davon, dass Miss Greenshaw überhaupt nicht von einem Fenster aus getroffen werden konnte. Der Winkel stimmt nicht. Nein, Mrs Cresswell kommt nicht in Betracht.«
    Nach einer kleinen Pause fuhr er fort.
    »War Miss Greenshaw Ihrer Meinung nach zu Schabernack aufgelegt?«
    Miss Marple in ihrer Ecke wurde hellhörig.
    »Dann war das Testament doch nicht zu Mrs Cresswells Gunsten, wie?«, fragte sie.
    Inspektor Welch warf ihr einen höchst erstaunten Blick zu.
    »Das haben Sie sehr klug erraten, Madam«, sagte er. »Nein. Mrs Cresswell ist nicht zur Erbin ernannt.«
    »Genau wie Mr Naysmith«, meinte Miss Marple und nickte vor sich hin. »Miss Greenshaw vertraute Mrs Cresswell an, dass sie ihr alles hinterlassen würde, und drückte sich auf diese Weise davor, ihr den Lohn auszuzahlen. Und dann vermachte sie ihr Geld einem anderen. Zweifellos war sie sehr mit sich zufrieden. Kein Wunder, dass sie sich eins ins Fäustchen lachte, als sie das Testament in Lady Audleys G e heimnis versteckte.«
    »Ein Glück, dass Mrs Oxley uns darüber Auskunft geben konnte«, meinte der Inspektor. »Sonst hätten wir recht lange danach suchen können.«
    »Ein viktorianischer Sinn für Humor«, murmelte Raymond West. »Dann hat sie also letzten Endes doch ihrem Neffen alles vermacht.«
    Der Inspektor schüttelte den Kopf.
    »Nein«, erwiderte er. »Nat Fletcher ist nicht der Erbe. Es geht das Gerücht um – ich bin natürlich fremd hier und bekomme allen Tratsch aus zweiter Hand – wie gesagt, es heißt, dass in den alten Tagen Miss Greenshaw ebenfalls in den hübschen jungen Reitlehrer verliebt war. Aber die Schwester zog mit dem Preis von dannen. Nein, sie hat ihrem Neffen nichts hinterlassen.« Er hielt inne und rieb sich das Kinn. »Alfred ist der lachende Erbe«, schloss er.
    »Alfred – der Gärtner?«, kam es überrascht von Joans Lippen.
    »Ja, Mrs West. Alfred Pollock.«
    »Aber warum nur?«, rief Lou.
    Miss Marple räusperte sich und murmelte:
    »Vielleicht irre ich mich, aber ich könnte mir vorstellen, dass da so genannte Familiengründe mitgespielt haben.«
    »So könnte man es bezeichnen«, pflichtete der Inspektor ihr bei. »Es ist anscheinend im ganzen Dorf bekannt, dass Thomas Pollock, Alfreds Großvater, ein außereheliches Produkt des alten Mr Greenshaw war.«
    »Aber natürlich«, rief Lou, »die Ähnlichkeit! Die habe ich heute Morgen festgestellt.«
    Sie erinnerte sich daran, wie sie nach der Begegnung mit Alfred ins Haus gekommen war und das Porträt des alten Greenshaw betrachtet hatte.
    »Wahrscheinlich nahm sie an«, ließ Miss Marple sich hören »dass Alfred Pollock stolz auf das Haus sein würde und vielleicht sogar darin wohnen möchte, während ihr Neffe fast mit Sicherheit kein Interesse daran haben und es so rasch wie möglich verkaufen würde. Er ist Schauspieler, nicht wahr? In was für einem Stück tritt er eigentlich im Augenblick auf?«
    Immer müssen sie vom Thema abschweifen, diese alten Damen, dachte Inspektor Welch, aber er beantwortete höflich ihre Frage. »Ich glaube, Madam, sie führen in dieser Saison James Barries Stück auf.«
    »Barrie«, wiederholte Miss Marple nachdenklich.
    »Was jede Frau weiß,«, sagte Inspektor Welch und errötete dann. »Name eines Stückes«, fügte er rasch hinzu. »Ich selbst gehe nicht viel ins Theater, aber meine Frau hat es sich in der letzten Woche angesehen. Gut gespielt, meinte sie.«
    »Barrie hat reizende Stücke geschrieben«, bemerkte Miss Marple. »Ich muss allerdings gestehen, als ich mir zuerst mit einem alten Freund, General Easterly Barries Little Mary ansah, wussten wir alle beide vor Verlegenheit nicht, was wir anfangen sollten.«
    Der Inspektor, der das Stück Little Mary nicht kannte, war völlig verdutzt, und Miss Marple erklärte:
    »Als ich ein junges Mädchen war, Inspektor, hat niemand das Wort ›Leib‹ in den Mund genommen.«
    Der Inspektor schien noch ratloser als zuvor, während Miss Marple einige Titel vor sich hinmurmelte.
    »The Admirable Crichton. Sehr geistreich. Mary Rose – ein

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