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Ein diskreter Held

Ein diskreter Held

Titel: Ein diskreter Held Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Vargas Llosa
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bereits verheiratet war, sondern weil er Gertrudis nicht verlassen wollte, so wie seine Mutter, diese Rabenmutter, die er nie kannte, seinen Vater und ihn verlassen hatte, drüben in Yapatera, als Felícito noch ein Säugling war. Mabel war die einzige Frau, die er wirklich liebte. Gertrudis hatte er nie geliebt, er hatte sie notgedrungen geheiratet, wegen dieses Ausrutschers in seiner Jugend und vielleicht, wer weiß, weil sie und die Dragonerin ihm eine echte Falle gestellt hatten (woran er sich nicht zu erinnern versuchte, weil es ihn nur verbitterte, aber immer kam es ihm in den Sinn, immer und immerwieder). Trotzdem war er ein guter Ehemann gewesen. Seiner Frau und seinen Kindern hatte er mehr gegeben, als sie von dem armen Schlucker, der er bei seiner Hochzeit war, hätten erwarten können. Dafür hatte er sein ganzes Leben geschuftet wie ein Sklave, ohne auch nur einmal Urlaub zu nehmen. Darin bestand, bis er Mabel kennenlernte, sein ganzes Leben: arbeiten, arbeiten, arbeiten, sich Tag und Nacht abrackern, bis er ein kleines Kapital angesammelt hatte und sein erträumtes Bus- und Fuhrunternehmen aufmachen konnte. Und dann enthüllte ihm dieses Mädchen, dass mit einer Frau zu schlafen etwas Schönes, Intensives, Ergreifendes sein konnte, etwas, was er sich nicht hätte vorstellen können die wenigen Male, die er mit einer Nutte in den Bordellen an der Landstraße nach Sullana ins Bett ging, oder bei jenem Flirt, der sich einmal bei einer Feier ergeben hatte – ausgerechnet anlässlich des Todes eines Bischofs – und der kaum eine Nacht währte. Mit Gertrudis zu schlafen war immer etwas Rasches gewesen, die Befriedigung eines körperlichen Bedürfnisses, eine Erledigung zur Stillung des Verlangens. Seit Tiburcios Geburt schliefen sie nicht mehr in einem Bett, und das war nun schon die Kleinigkeit von einundzwanzig Jahren her. Wenn er hörte, wie der blonde Vignolo aufzählte, wen er alles flachgelegt hatte, war er sprachlos. Verglichen mit seinem Freund hatte er gelebt wie ein Mönch.
    Mabel empfing ihn im Morgenrock, aufgeräumt wie immer. Sie hatte die Folge der Freitags-Telenovela gesehen und erzählte ihm davon, während sie ihn am Händchen ins Schlafzimmer führte. Die Jalousien waren schon heruntergelassen, der Ventilator lief, und über der Lampe hing ein roter Lappen, weil Felícito es mochte, sie in dieser rötlichen Stimmung nackt zu sehen. Sie half ihm, sich auszuziehen und auf den Rücken zu legen. Aber im Unterschied zu anderen Malen, zu allen anderen Malen, zeigte Felícito Yanaqués Schwanz nicht das kleinste Anzeichen, steif werden zu wollen. Er blieb da liegen, klein und schmächtig, ein faltiges Ding, gleichgültig gegenüber allen Zärtlichkeiten, die Mabels Finger ihm schenkten.
    »Was ist denn mit dem heute los, Herzchen«, sagte sie und knuffte den schlaffen Schwanz ihres Geliebten.
    »Wahrscheinlich weil ich mich nicht wohlfühle«, entschuldigte sich Felícito, es war ihm peinlich. »Eine Erkältung vielleicht. Den ganzen Tag habe ich schon Kopfschmerzen, manchmal auch Schüttelfrost.«
    »Ich mache dir einen schön heißen Tee mit Zitrone, und dann bin ich ganz lieb zu dir, mal sehen, ob wir die kleine Schlafmütze nicht wach bekommen.« Mabel sprang aus dem Bett und zog sich wieder den Morgenrock über. »Nicht dass du mir auch einschläfst, Herzchen.«
    Doch als sie aus der Küche zurückkam, in den Händen die dampfende Tasse Tee und ein Paracetamol, saß Felícito angezogen in dem kleinen Wohnzimmer mit der granatrot geblümten Couchgarnitur, ernst und verlegen unter dem erleuchteten Herz-Jesu-Bild.
    »Das ist doch nicht bloß eine Erkältung«, sagte Mabel, hockte sich neben ihn und nahm ihn demonstrativ unter die Lupe. »Gefalle ich dir nicht mehr? Hast du dich vielleicht in so eine kleine Piuranerin verliebt?«
    Felícito schüttelte den Kopf, nahm ihre Hand und küsste sie.
    »Ich liebe dich, mehr als sonst wen auf der Welt, Mabelita«, sagte er zärtlich. »Nie wieder werde ich mich in jemanden verlieben. Ich weiß nur zu gut, dass ich nirgendwo eine so tolle Frau finde wie dich.«
    Er seufzte und zog den Brief mit der Spinne hervor.
    »Den Brief hier habe ich bekommen, und ich mache mir große Sorgen«, sagte er und gab ihn ihr. »Zu dir habe ich Vertrauen, Mabel. Lies ihn und sag mir, was du denkst.«
    Mabel las ihn, las ihn noch einmal, ganz langsam. Das kleine Lächeln, das immer in ihrem Gesicht flatterte, verschwand. Ihre Augen waren voller Unruhe.
    »Du musst zur

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