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Ein diskreter Held

Ein diskreter Held

Titel: Ein diskreter Held Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Vargas Llosa
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Leben, eine duftende, feuchte, erregende Tiefe. Und bei diesen liebevollen Bekundungen der Treue und der Zuneigung seiner Angestellten muss der arme Ismael gespürt haben, dass jenes bedeckte und geschrumpelte Ding, das er zwischen den Beinen hatte, mangels Gebrauch längst aufgegeben, neue Lebenszeichen von sichgab und wiedererwachte. Das weiß Justiniana natürlich nicht, sie errät es. Ich weiß es auch nicht, aber ich bin sicher, dass alles so begann. Glaubst du nicht auch, Liebling?«
    »Als Justiniana dir das erzählt hat, wart ihr da nackt, sie und du, mein Schatz?« Und während Rigoberto sprach, knabberte er seiner Frau sanft am Hals, an den Ohren, den Lippen, und seine Hände strichen über ihren Rücken, ihren Hintern, die Innenseite der Oberschenkel.
    »Ich hielt sie so wie du mich jetzt«, antwortete Lucrecia, streichelte ihn, biss ihn, küsste ihn, sprach in seinen Mund. »Wir bekamen kaum Luft, ertranken, ich schluckte ihren Speichel und sie den meinen. Justiniana glaubt, dass Armida den ersten Schritt getan hat, nicht er. Dass sie Ismael zuerst berührt hat. Hier, ja. So.«
    »Ja, ja, ganz sicher, aber weiter, mach weiter«, Rigoberto schnurrte, mühte sich, seine Stimme drang kaum hervor. »So muss es gewesen sein. So war es.«
    Sie lagen stumm da, sich umarmend, sich küssend, doch plötzlich hielt Rigoberto inne. Und rückte ein wenig von seiner Frau ab.
    »Ich will noch nicht zum Ende kommen, mein Schatz«, flüsterte er. »Ich genieße es so sehr. Ich habe solche Lust auf dich, ich liebe dich.«
    »Dann unterbrechen wir kurz«, sagte Lucrecia und wandte sich ebenfalls ab. »Sprechen wir also von Armida. In gewisser Hinsicht ist es bewundernswert, was sie getan und erreicht hat, findest du nicht?«
    »In jeder Hinsicht«, sagte Rigoberto. »Ein echtes Kunstwerk. Meinen Respekt und meine Hochachtung. Sie ist eine großartige Frau.«
    »Nebenbei bemerkt«, sagte seine Frau, und ihr Tonfall änderte sich, »sollte ich vor dir sterben, würde es mir nichts ausmachen, wenn du Justiniana heiratest. Sie kennt alle deine Marotten, die angenehmen wie die unangenehmen, vor allem Letztere. Behalt es also im Hinterkopf.«
    »Ich bitte dich«, sagte Rigoberto, »hör auf, vom Tod zusprechen. Kommen wir zurück zu Armida, und um alles in der Welt, schweif nicht immer ab.«
    Lucrecia seufzte, schmiegte sich an ihren Mann, ihr Mund suchte nach seinem Ohr, und dann, ganz leise:
    »Wie ich eben sagte, dort war sie also, immer zur Stelle, immer ganz nah bei Ismael. Manchmal, wenn sie sich bückte, um ein Fleckchen vom Sessel zu wischen, rutschte ihr der Rock hoch, und zum Vorschein kam, ohne dass sie es bemerkte – er aber sehr wohl –, ein rundes Knie, ein glatter, geschmeidiger Schenkel, ihre schlanken Fesseln, ein Stückchen Schulter, Arm, Hals, der Schlitz zwischen den Brüsten. Nie lag in diesen Unachtsamkeiten auch nur eine Spur von Anzüglichkeit, konnte es gar nicht. Alles schien natürlich zu sein, wie unbeabsichtigt, niemals gezwungen. Der Zufall richtete die Dinge auf eine Weise, dass durch diese kleinen Episoden der Witwer, der alte Hase, unser Freund, der über seine Kinder entsetzte Vater entdeckte, dass er noch ein Mann war, dass er ein lebendiges, flatterlustiges Vögelchen hatte. Wie das, was ich gerade berühre, mein Schatz. Hart, schön feucht, hungrig.«
    »Eine berückende Vorstellung, wie glücklich Ismael sich fühlen musste, als er feststellte, dass es noch da war, dass sein Vögelchen, so lange schon verstummt, erneut zu singen begann.« Rigoberto rutschte unter den Laken hin und her. »Es ergreift mich, mein Schatz, wie zart, wie schön es sein musste, als er, noch versunken in der Bitterkeit seines Witwerstands, wieder Fantasien hatte, Lust, Ergüsse, wenn er an seine Angestellte dachte. Wer hat wen zuerst berührt? Erraten wir es.«
    »Armida dachte nie, dass es einmal so weit kommen würde. Sie hoffte, Ismael würde sich an ihre Nähe gewöhnen, durch sie entdecken, dass er nicht dieses menschliche Wrack war, das er von sich zeigte, dass hinter seinem geschundenen Äußeren, dem unsicheren Gang, den losen Zähnen und dem schlechten Sehvermögen seine Libido sich aufschwang. Dass er in der Lage war, Lust zu empfinden. Dass er sich, wenn er das Gefühl der Lächerlichkeit überwand, endlich eines Tages trauenwürde, einen kühnen Schritt zu tun. Und dass sich so, in der großen Villa, die Clotildes Tod in eine Vorhölle verwandelt hatte, zwischen ihnen ein geheimes, intimes

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