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Ein diskreter Held

Ein diskreter Held

Titel: Ein diskreter Held Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Vargas Llosa
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wohlgeformt, und du glaubst es nicht, ein Bauch, gespannt wie eine Trommel. Und untenrum fast unbehaart, wie eine kleine Japanerin.«
    »Meinst du, Armida und Justiniana hätten sich erregt, als sie sich nackt sahen?«, unterbrach sie Rigoberto, schon in Wallung. »Sie hätten gespielt, sich berührt, sich gestreichelt und am Ende miteinander geschlafen?«
    »Alles ist möglich in diesem Leben, Schätzchen«, sprach Doña Lucrecia gewohnt weise. Jetzt war das Ehepaar schon fest miteinander verschweißt. »Sagen kann ich dir auf jeden Fall, dass Justiniana, als sie Armida nackt sah, so einen Kitzel verspürte, du weißt schon, wo. Sie hat es mir gestanden, und dabei ist sie rot geworden und hat gelacht. Sie scherzt gerne über solche Sachen, du weißt ja, aber ich glaube, es stimmt,dass ihr nackter Anblick sie erregt hat. Es kann also alles Mögliche zwischen den beiden passiert sein, wer weiß. Jedenfalls hätte sich niemand vorstellen können, wie Armidas Körper wirklich war, versteckt unter den Schürzen und plumpen Kleidern, die sie immer trug. Und auch wenn weder du noch ich es bemerkt haben, glaubt Justiniana, dass Armida, seit die arme Clotilde sich im Endstadium ihrer Krankheit befand und ihr Tod schon unausweichlich schien, sich mehr als früher um sein Befinden kümmerte.«
    »Wie denn, zum Beispiel?«, unterbrach Rigoberto. Seine Stimme war langsam und schwer, sein Herz schlug schneller. »Hat sie sich an Ismael herangemacht? Wie hat sie es angestellt?«
    »Morgens kam sie sehr viel hübscher zurechtgemacht als vorher. Frisiert und mit einem Anflug von Koketterie, was aber niemandem aufgefallen wäre. Und sie bewegte sich auf eine neue Art, mit den Armen, den Brüsten, dem Hintern. Der alte Herr hat es natürlich bemerkt. Auch wenn er noch genauso war wie an dem Tag, als Clotilde starb, wie abwesend, ein schlafloser Geist, vom Kummer zerstört. Er hatte die Orientierung verloren, wusste nicht mehr, wer er war noch wo. Aber er merkte, dass etwas um ihn herum geschah. Natürlich hat er es gemerkt.«
    »Du schweifst wieder vom Wesentlichen ab, Lucrecia«, beklagte sich Rigoberto und drückte sie an sich. »Das ist nicht der Moment, vom Tod zu sprechen, Liebes.«
    »Und da, oh Wunder, verwandelte sich Armida in das ergebenste, aufmerksamste und zuvorkommendste Geschöpf. Sie war einfach da, immer in der Nähe ihres Herrn, um ihm einen Kamillentee zu bereiten, eine Tasse schwarzen Tee, ihm einen Whisky einzuschenken, das Hemd zu bügeln, einen Knopf anzunähen, den Anzug glattzustreichen, dem Hausdiener die Schuhe zum Putzen zu geben, Narciso zu sagen, er solle den Wagen vorfahren, denn Ismael wollte los und wartete nicht gern.«
    »Das ist doch alles nicht wichtig«, brummte Rigoberto undknabberte seiner Frau am Ohr. »Ich möchte intimere Dinge hören, mein Schatz.«
    »Und mit einer Weisheit, die nur wir Frauen kennen, einem Wissen, das von Eva persönlich auf uns kommt, das wir in unserer Seele tragen, in unserem Blut und, nehme ich an, auch in unserem Herzen und unseren Eierstöcken, fing Armida an, ihm die Falle zu stellen, in die der vom Tod seiner Frau gezeichnete Witwer tappte wie ein unschuldiges Kind.«
    »Was denn, was hat sie mit ihm gemacht«, Rigobertos Stimme überschlug sich fast. »Erzähl es mir in allen Einzelheiten, mein Schatz.«
    »In den Winternächten, wenn Ismael sich in sein Arbeitszimmer zurückzog, brach er manchmal in Tränen aus. Und wie durch Zauberei stand Armida neben ihm, ergeben, taktvoll, tief ergriffen, und sprach ein paar liebe kleine Wörtchen, mit diesem Singsang aus dem Norden, der so musikalisch klingt. Und auch sie vergoss, ganz nah beim Herrn des Hauses, ein paar Kullertränen. Er konnte sie spüren, riechen, denn ihre Körper berührten sich, während Armida ihm die Stirn und die Augen tupfte und ihr, ohne dass sie es merkte, möchte man meinen, so wie sie ihn tröstete, beruhigte und streichelte, das Dekolleté herunterrutschte und Ismaels Augen, als sie über ihr Gesicht und ihren Busen glitten, nicht umhinkamen, diese munteren dunklen Brüste wahrzunehmen, Brüste, die ihm, von seinen Jahren herab betrachtet, nicht wie die einer jungen Frau, sondern eines jungen Mädchens vorkommen mussten. Von dem Moment an wird in seinem Kopf der Gedanke gereift sein, dass Armida nicht nur zwei unermüdliche Hände besaß, die Betten machten und aufschlugen, Wände abstaubten, Böden wischten, Wäsche wuschen, sondern auch einen hübsch gerundeten Körper, weich, warm, voller

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