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Ein Doppelleben im Kosmos

Ein Doppelleben im Kosmos

Titel: Ein Doppelleben im Kosmos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert A. Heinlein
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von Raumstationen oder Fährschiffen auf ihrer Bahn abgefertigt zu werden; sie mußte auf einem Schlitten gelandet werden. Ich wollte, ich wäre wach gewesen, um das Manöver zu beobachten, denn es heißt, daß es im Vergleich damit leicht sei, ein Ei auf einem Teller aufzufangen. Dak war einer von dem halben Dutzend Piloten, die sich darauf verstanden.
    Aber ich sah nicht einmal die »Tommie« in ihrem Schlitten. Alles, was ich zu sehen bekam, war das Innere der Passagierrampe, die an der Luftschleuse befestigt wurde, und die Untergrundbahn nach NeuBatavia. Diese Bahnen sind so schnell, daß man bei der geringen Schwerkraft des Mondes schon in der Mitte des Weges wieder im freien Fall ist.
    Nach der Ankunft in Neu-Batavia gingen wir zuerst zu den Gemächern, die für den Führer der Opposition bestimmt waren. Das war Bonfortes offizieller Wohnsitz, bis er nach der kommenden Wahl wieder das Amt des Ministerpräsidenten übernehmen würde, falls die Wahl auf ihn fiele. Angesichts der Pracht dieser Räume fragte ich mich, wie wohl die Wohnung des Ministerpräsidenten eingerichtet sein mochte. Ich vermute, daß Neu-Batavia bei weitem die prachtvollste Hauptstadt der ganzen Geschichte ist. Bedauerlich, daß man dies alles von außen nicht sehen kann, aber dieser kleine Nachteil wird mehr als wettgemacht durch die Tatsache, daß es die einzige Stadt im Sonnensystem ist, die für Atombomben unerreichbar ist, oder vielleicht sollte ich sagen: »fast unerreichbar«, denn einige Bauten an der Oberfläche könnten zerstört werden.
    Zu Bonfortes Gemächern gehörte ein höher gelegenes Wohnzimmer in der Felsenwand, von wo man von einer Art Balkon aus die Sterne und auch Mutter Erde sehen konnte - sein Schlafzimmer und seine Büros aber lagen dreihundert Meter tiefer, in festem Felsgestein, sie waren mit einem privaten Fahrstuhl erreichbar.
    Ich hatte keine Zeit, die Räume genau zu besichtigen. Man kleidete mich für die Audienz an. Bonforte hatte keinen Kammerdiener, auch auf der Erde nicht, aber Rog bestand darauf, mir zu »helfen« - er war im Grunde nur hinderlich - und dabei die allerletzten Einzelheiten zu besprechen. Der Anzug war der frühere offizielle Hofanzug, bestehend aus formlosen Röhrenhosen, einem albernen Jäckchen mit einem Schwalbenschwanz, beides schwarz, und einem Hemd, das aus einer steifen weißen Brustplatte, einem Kragen mit Ecken und einer festen weißen Krawatte bestand. Bonfortes Hemd bestand aus einem Stück, vermutlich weil er keinen Garderobier in Anspruch nahm. Eigentlich müßte es Stück für Stück angelegt werden, und die Krawatte mußte nachlässig gebunden sein, damit sie aussah wie mit der Hand gebunden. Aber man kann von einem Mann nicht erwarten, daß er sich auf Politik und auf Mode zugleich versteht.
    Es ist eine häßliche Tracht, aber sie bildete einen guten Untergrund für den Willeminenorden, der an einem farbigen Band schräg über der Brust getragen wurde. Ich betrachtete mich in einem Stehspiegel und war mit dem Eindruck zufrieden. Dieser eine Farbfleck auf dem toten Schwarz-Weiß wirkte vorzüglich.
    Rog Clifton übergab mir ein leeres Blatt, auf dem angeblich die vorgeschlagenen Minister standen, und steckte eine Abschrift der wirklichen Liste in eine Innentasche meines Fracks. Das Original war von Jimmie Washington dem Staatssekretär des Kaisers persönlich ausgehändigt worden, unmittelbar nach unserer Landung. Theoretisch bestand der Zweck der Audienz für den Kaiser darin, seine Zustimmung dazu zu geben, daß ich eine Regierung bildete, und für mich darin, in aller Bescheidenheit meine Vorschläge zu unterbreiten. Die Ernennungen sollten geheim bleiben, bis der Kaiser sie in Gnaden genehmigt hatte.
    Tatsächlich aber war die Wahl bereits getroffen. Rog und Bill hatten den größten Teil der Fahrt damit verbracht, das Kabinett zusammenzustellen und sich zu vergewissern, daß die Ernannten zur Übernahme der Ämter bereit wären, wobei sie für die Radionachrichten einen Staatscode benutzt hatten. Ich hatte in bezug auf alle Ernannten und ihre eventuellen Stellvertreter die Farley-Akten studiert. Aber die Liste war tatsächlich insofern geheim, als die Nachrichtendienste sie erst nach meiner Audienz beim Kaiser bekommen würden.
    Ich nahm das leere Blatt und ergriff meine Marswaffe. Rog sah mich entsetzt an. »Großer Gott, Mann, Sie können das Ding doch nicht in Anwesenheit des Kaisers tragen!«
    »Warum nicht?«
    »Es ist doch eine Waffe!«
    »Es ist eine zeremonielle

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