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Ein Doppelleben im Kosmos

Ein Doppelleben im Kosmos

Titel: Ein Doppelleben im Kosmos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert A. Heinlein
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Fehler machen dürfe, die die weiße Rasse in Afrika und Asien begangen hatte.
    Aber mich verwirrte der Umstand - und ich bin in solchen Angelegenheiten peinlich genau -, daß die frühe Geschichte der Expansionspartei merkwürdig an die jetzige Menschheitspartei erinnerte. Ich bedachte nicht, daß politische Parteien sich in der Entwicklung oft ebensosehr verändern wie Menschen. Ich hatte gewußt, daß die Menschheitspartei als Absplitterung der Expansionspartei begonnen hatte, aber ich hatte nie weiter darüber nachgedacht. Tatsächlich war dieser Verlauf unvermeidlich. Da die politischen Parteien, die ihr Auge nicht auf den Weltraum gerichtet hatten, vor den Notwendigkeiten der Geschichte dahinschwanden und keine Kandidaten mehr aufstellten, mußte die eine Partei, die auf dem richtigen Wege war, sich in zwei Teile spalten.
    Aber ich greife vor. So logisch vollzog sich meine politische Erziehung nicht. Zunächst saugte ich mich mit Bonfortes öffentlichen Äußerungen voll. Das hatte ich allerdings schon auf der Fahrt zum Mars getan, aber damals studierte ich, wie er sprach; jetzt studierte ich, was er sagte.
    Bonforte stand als Redner in der großen Tradition, aber in der Debatte konnte er beißend sein, beispielsweise in der Rede, die er während der Streitigkeiten über den Vertrag mit den Mars-Sippen, das Abkommen von Tycho, in Neu-Paris hielt. Dieser Vertrag hatte ihn sein Amt gekostet. Er hatte ihn durchgebracht, aber der Druck auf die Koalition hatte seine Niederlage bei der nächsten Vertrauensabstimmung zur Folge gehabt. Trotzdem hatte Quiroga nicht gewagt, den Vertrag zu annullieren. Ich hörte mir die Rede mit besonderem Interesse an, da mir selbst der Vertrag auch nicht gefallen hatte. Der Gedanke, daß man den Marsbewohnern auf der Erde die gleichen Rechte einräumen müsse, die die Menschen auf dem Mars genossen, war mir ein Greuel gewesen, bevor ich die Kkkah-Sippe besucht hatte.
    »Mein Gegner«, hatte Bonforte mit scharfer Stimme gesagt, »möchte Ihnen einreden, daß die Losung der sogenannten Menschheitspartei, >Regierung menschlicher Wesen, durch und für menschliche Wesen<, nichts anderes sei als eine Weiterführung der unsterblichen Worte Lincolns. Aber während die Stimme die Stimme Abrahams Lincolns ist, ist die Hand die Hand des Ku Klux Klan.
    Die wahre Bedeutung dieser harmlos klingenden Losung ist >Beherrschung aller Rassen überall nur durch menschliche Wesen, zum Vorteil der bevorstehenden Minderheit<.
    Aber, so behauptet mein Gegner: wir haben die gottgegebene Mission, die Aufklärung unter den Sternen zu verbreiten und unsere eigene Zivilisationsmarke an die Wilden zu verteilen. Das ist die soziologische Schule von Onkel Remus: die guten Nigger singen Spirituals, und der alte Massa streichelt sie alle! Es ist ein schönes Bild, aber der Rahmen ist zu eng; die Peitsche, der Sklavenblock und das Kontor sind nicht zu sehen.«
    Ich merkte, daß ich selber, wenn nicht gerade ein Expansionist, so doch mindestens ein Bonfortist wurde. Ich weiß nicht genau, ob ich durch die Logik seiner Worte überzeugt wurde, ja ich weiß nicht einmal genau, ob seine Worte überhaupt logisch waren. Aber ich war in einem aufnahmefähigen Geisteszustand. Ich wollte das, was er sagte, so gründlich verstehen, daß ich es wiedergeben und wenn nötig an seiner Stelle sagen konnte.
    Auf jeden Fall war hier ein Mann, der wußte, was er wollte und - was viel seltener vorkommt - warum er es wollte. Das machte Eindruck auf mich und zwang mich, meine eigenen Ansichten zu prüfen. Welches war die Grundlage meines Lebens?
    Natürlich mein Beruf! Ich war darin aufgewachsen, ich liebte ihn, ich hatte eine tiefe, obwohl unlogische Überzeugung, daß Kunst die Anstrengung lohnte, und außerdem war es für mich die einzig mögliche Art, mir meinen Lebensunterhalt zu verdienen. Aber was sonst noch?
    Die formalen Schulen der Ethik haben nie großen Eindruck auf mich gemacht. Ich hatte Kostproben davon bekommen - öffentliche Bibliotheken sind eine bereitwillige Quelle der Belehrung für einen Schauspieler mit knappen Geldmitteln -, aber sie waren mir so vitaminarm vorgekommen wie der Kuß einer Schwiegermutter.
    Ich hatte die gleiche Verachtung für die Morallehren, die man den meisten Kindern vermittelt. Vieles davon ist Geschwätz, und die Teile, auf die es wirklich anzukommen scheint, sind dem geheiligten Gedanken gewidmet, daß ein »gutes« Kind ein Kind ist, das den Mittagsschlaf der Mutter nicht stört, und ein

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