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Ein Doppelleben im Kosmos

Ein Doppelleben im Kosmos

Titel: Ein Doppelleben im Kosmos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert A. Heinlein
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an. »Ich erspare Ihrem Amt sehr viele langweilige Grundsteinlegungen und Parade-Besichtigungen, wissen Sie.«
    »Das ist mir bekannt, und ich weiß es zu schätzen.«
    »Zuweilen habe ich eine Möglichkeit, einen kleinen Stoß nach der richtigen Richtung zu gehen, nach dem, was ich für die richtige Richtung halte. Kaiser zu sein ist ein sehr merkwürdiger Beruf, Joseph. Ergreifen Sie ihn nie.«
    »Ich fürchte, dazu wäre es zu spät, selbst wenn ich es wollte.«
    Er nahm einige kleine Veränderungen an der Spielzeuglokomotive vor. »Meine wirkliche Aufgabe besteht darin, mich davor zu bewahren, verrückt zu werden.«
    »Wieso?«
    »Nun ja, Situationspsychose ist die Berufskrankheit der Staatsoberhäupter. Meine Vorgänger, und zwar diejenigen, die tatsächlich regiert haben, waren alle etwas sonderbar. Und sehen Sie sich Ihre amerikanischen Präsidenten an: ihr Posten pflegte sie oft in der Blüte ihrer Jahre zu töten. Ich aber brauche die Arbeit nicht selbst zu tun. Ich habe einen Fachmann wie Sie, der sie für mich besorgt. Und Sie befinden sich auch nicht unter dem tödlichen Druck. Sie oder Ihre Leute können immer zurücktreten, wenn die Dinge allzu schwierig werden, und der alte Kaiser - ist es fast immer der >alte< Kaiser - denn wir besteigen den Thron für gewöhnlich in dem Alter, da andere Männer sich zur Ruhe setzen -, der Kaiser also ist immer da, sorgt für Fortdauer und Beständigkeit und erhält das Symbol des Staates aufrecht, während ihr Fachleute eine neue Verfassung ausarbeitet.« Er zwinkerte vielsagend. »Mein Beruf ist nicht ruhmreich, aber er ist nützlich.«
    Jetzt ließ er von seinen kindischen Eisenbahnen ab, und wir gingen zurück in sein Büro. Ich dachte, nun würde ich entlassen werden. In der Tat sagte er: »Jetzt muß ich Sie wohl wieder zu Ihrer Arbeit gehen lassen. Sie haben eine anstrengende Fahrt gehabt?«
    »Nicht allzu anstrengend. Ich habe sie mit Arbeit verbracht.«
    »Das habe ich mir gedacht. Aber wer sind Sie eigentlich?«
    Es war ein Gefühl, wie wenn einem der Polizist die Hand auf die Schulter legt; wenn man die oberste Stufe betreten will, die nicht da ist; wenn man aus dem Bett fällt oder wenn der Ehemann unerwartet nach Hause kommt ... Ich hätte alle solche und ähnliche Situationen lieber ertragen als diese einfache Frage. Ich alterte innerlich, um meinem Äußeren zu entsprechen.
    »Majestät?«
    »Na los«, sagte er ungeduldig. »In meiner Stellung hat man schon einige Vorrechte. Also sagen Sie mir die Wahrheit. Ich weiß seit einer Stunde, daß Sie nicht Joseph Bonforte sind, obwohl Sie seine eigene Mutter hätten täuschen können. Sie haben sogar seine Eigenheiten angenommen. Aber wer sind Sie?«
    »Mein Name ist Lawrence Smith, Majestät«, sagte ich matt.
    »Nehmen Sie sich zusammen, Mann. Ich hätte längst die Wache rufen können, wenn ich das gewollt hätte. Sind Sie her geschickt worden, um mich zu ermorden?«
    »Nein, Majestät, ich bin ... Euer Majestät treu ergeben.«
    »Sie haben eine merkwürdige Art, das zu zeigen. Also schenken Sie sich noch Whisky ein, setzen Sie sich, und erzählen Sie mir alles.«
    Ich erzählte es ihm in allen Einzelheiten. Es wurde dabei mehr als ein Whisky getrunken, und jetzt fühlte ich mich besser. Er sah zornig aus, als ich ihm von der Entführung erzählte, aber als ich ihm berichtete, wie sie Bonforte geistig zerstört hatten, wurde sein Gesicht düster wie das eines zürnenden Jupiter.
    Schließlich sagte er ruhig: »Es wird also nur Tage dauern, bis er wieder in Form ist?«
    »Das meint Dr. Capek.«
    »Lassen Sie ihn nicht arbeiten, bevor er völlig wiederhergestellt ist. Er ist ein bedeutender Mensch. Das wissen Sie, nicht wahr? Sechsmal mehr wert als Sie und ich zusammen. Sie spielen also die Doublerolle weiter und lassen ihn erst gesund werden. Das Reich braucht ihn.«
    »Jawohl, Majestät.«
    »Lassen Sie das mit der Majestät. Da Sie an seiner Stelle hier stehen, nennen Sie mich Willem, wie er es tat. Wissen Sie, daß ich dadurch argwöhnisch geworden bin?«
    »Nein, Ma ... nein, Willem.«
    »Er nennt mich seit zwanzig Jahren Willem. Ich fand es ausgesprochen merkwürdig, daß er mich privat nicht so nannte, einfach weil er mich in Staatsgeschäften aufgesucht hatte. Ich hegte indessen keinen wirklichen Verdacht. Aber so bemerkenswert Ihre Leistung auch war, sie machte mich doch nachdenklich. Und als wir dann die Eisenbahnen besichtigten, da wußte ich Bescheid.«
    »Wieso?«
    »Sie waren höflich, Mann!

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