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Ein Drama für Jack Taylor

Ein Drama für Jack Taylor

Titel: Ein Drama für Jack Taylor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Bruen
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ich wieder mit. Ich hab Krebs, und niemand besucht mich.«
    Was erwidert man da …, Scheißleben?
    Ich wandte mich an Jeff, hustete, als das Nikotin zuschlug, und er sagte:
    »Schmeckt’s? Man hört’s.«
    »Ja.«
    Jeff beugte sich zu mir rüber, sagte:
    »Wenn ich in der Sache was tun kann …«
    Er zeigte auf meine Verletzungen.
    »Ich bin für dich da.«
    Ich sah ihn erstaunt an, sagte:
    »Du! Seit wann bist du ein gefährlicher Bursche?«
    Ein Anflug von Spott in der Stimme, und er kriegte ihn mit, sagte:
    »Ich fahr eine Harley. Da lernt man, wie Sachen geregelt werden.«
    Ich drückte die Lulle aus, sagte:
    »Danke, Jeff, aber es ist vorbei, es war eine einmalige Angelegenheit.«
    Er war nicht überzeugt. Die Teewagen wurden mit Mittagessen vollgepackt, er streckte die Hand aus, wir verabschiedeten uns, und er bemerkte:
    »Du kannst so nicht weiterleben.«
    Ich hatte keine Antwort und sah ihm zu, wie er wegging. Auf der Station hatte jemand die Weintrauben geklaut.

»Ringsum schien die Welt seitlich abzurutschen, und alle Sachen im Zimmer sahen plötzlich flach und scharf definiert aus, wie hochaufgelöste Fotos ihrer selbst, die zu intensiv konzentriert waren, als dass man sie hätte erkennen können. Ich stand mit eingefrorenen Synapsen da und katalogisierte meine Idiotie.«
    Matthew Stokoe, High Life

D ie Polizisten kamen, befragten mich kurz. Sie hatten wenigstens den Anstand, beschämt zu gucken, während wir das Ritual hinter uns brachten. Mein Lied pendelte zwischen »Weiß ich nicht« und »Weiß ich nicht mehr«. Ihr Refrain lautete: »Wir werden unsere Ermittlungen fortsetzen.«
    Ich bekam »Gute Besserung!«-Karten von Mrs Bailey, Janet, Cathy. Am Tag vor meiner Entlassung saß ich in der Nische und saugte an einer Zigarette, blickte auf, und da stand Tim Coffey. Ich spürte einen Schauder, aber er streckte die Hand aus. Ich fragte:
    »Wo haben Sie Ihren Schläger?«
    Er grinste wissend, sagte:
    »Ich bin bereit, die Vergangenheit ruhen zu lassen. Was meinen Sie, Hand drauf?«
    Ich hatte einen staubtrockenen Mund, sonst hätte ich ihm auf die ausgestreckte Hand gespuckt.
    Er warf einen Blick auf mein Bein, sagte:
    »Ich höre, Sie werden ein Humpeln zurückbehalten. ›Johnny Hinkebein‹ werden die Kinder Ihnen nachschreien; kleine Scheißkerle, können ja so grausam sein.«
    Mit einer Stimme, so gleichmütig, wie ich eben konnte, sagte ich:
    »Ich werde hinken, und Sie werden nachdenken.«
    Das warf ihn ganz leicht aus der Bahn, aber er bewegte die Schultern, pegelte sein Körpergewicht ein, fragte:
    »Und worüber, wenn ich fragen darf?«
    »Wann ich komme.«
    Von Ann kam keine Karte. Ich sah die Nachrichten. Eine Ölpest im Hafen, die die Schwäne und die Austernbänke gefährdete. Ich hörte jemanden rufen:
    »Jack Taylor?«
    Sah mich um und P. Malachy ins Gesicht, dem Freund meiner Mutter. Wir führten seit Jahren Krieg. Er begutachtete meinen Zustand, sagte:
    »Zweifellos der Suff.«
    »Ich habe seit sechs Monaten nichts getrunken.«
    »Sehr glaubwürdige Geschichte. Du wirst dich bis zu deinem letzten Atemzug nicht ausnüchtern.«
    Ich stand auf, weil man einem Mann wie ihm nie einen Vorteil gönnen sollte. In Wellen verströmte er abgestandenen Zigarettengeruch. Er trug den schwarzen Anzug, Schuppen auf den Schultern, wie eine übelmeinende Dohle. Der steife Kragen war schmuddelig, und man hätte den ganzen Kerl am liebsten in eine Waschmaschine gestopft und auf Mega-Schleudergang gestellt. Ich fragte:
    »Sie müssen die Siechen pflegen und den Kranken beistehen?«
    Er sah sich auf der Station um, Widerwille stand ihm mit Riesenlettern ins Gesicht geschrieben, sagte:
    »Niemand will mehr etwas von der Geistlichkeit, außer alte Muttchen, die einen bei der Hand packen, fragen, ob man ihnen den Handschuh von Padre Pio besorgen kann.«
    »Sankt.«
    »Was?«
    »Sankt Padre Pio. Er wurde während des Worldcups heiliggesprochen …, an dem Tag, an dem Spanien uns im Elfmeterschießen weggeputzt hat.«
    »Die hätten Roy niemals nach Hause schicken dürfen.«
    Auf dieser Büchse voller Würmer ließ ich den Deckel lieber drauf. Seit Michael Collins erschossen worden war, hatte nichts die Nation so gespalten. Entweder stand man hinter Roy Keane, oder man stand nicht hinter Roy Keane. Nicht einmal beim Thema Nordirland wurden derartige Leidenschaften geweckt. Malachy stieß ein tiefes Stöhnen aus, das Signal für Nikotin. Ich habe nie jemanden gekannt, der so süchtig war wie er. Er zündete

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