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Ein Drama für Jack Taylor

Ein Drama für Jack Taylor

Titel: Ein Drama für Jack Taylor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Bruen
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Vergessens. Nahm eine, spülte sie mit dem Kaffee herunter, griff mir mein Adressbuch, fand die Nummer, wählte, hörte:
    »Hallo?«
    »Bríd?«
    »Wer ist da?«
    »Jack Taylor.«
    Meinen Namen zu hören machte sie nicht froh, und sie sagte:
    »Sie haben mich mit meinem richtigen Vornamen angesprochen. Normalerweise sagen Sie ›Wellewulst‹, weil Sie wissen, dass ich die englische Version hasse.«
    Sie wollte mich examinieren, also bereitete ich meine Reaktionen gut vor, sagte:
    »Okay, fangen wir noch mal von vorne an, Nic an Iomaire. Na, habe ich jetzt gepunktet?«
    Lange Pause. Ich debattierte mit mir, ob ich sie frage sollte, wie es Margaret, ihrer »Freundin«, geht, hatte aber den Eindruck, es würde meinem Anliegen nicht förderlich sein, und wartete bis:
    »Sind Sie noch im Krankenhaus?«
    »Ich bin draußen, was zu hören Sie freuen wird, zwar nicht so gut wie neu, aber immerhin voller Glut. Danke, dass Sie sich die Zeit genommen haben, mich zu besuchen. Woher haben Sie’s gewusst?«
    Ich malte mir aus, wie sie böse guckt, hatte es oft genug gesehen. Sie schien eine Ewigkeit darauf zu lauern, mich auszuknocken, und mir, Gott vergebe mir, machte es Spaß, sie zu piesacken. Sie war das, was die Amerikaner einen zugekniffenen Arsch nennen. Jetzt sagte sie:
    »Ein Polizist bringt einen Expolizisten halb um, und Sie glauben, das weiß nicht jeder Polizist im Lande?«
    Jetzt war ich mit Bösegucken an der Reihe, fragte:
    »Warum machten dann Ihre Kollegen, die mich befragt haben, so einen überraschten Eindruck?«
    Sie zögerte nicht:
    »Wachen Sie auf, der Kaffee duftet.«
    Wenn mich das irritieren sollte, hat es geklappt. Zähne zusammengebissen, bis zehn gezählt, dann:
    »Ich wette, das wollten Sie schon lange sagen.«
    Jetzt machte sie auf ungeduldig.
    »Wollten Sie etwas Bestimmtes? Sie rufen ja wohl kaum privat an.«
    »Die Studentin, die die Treppe runtergefallen ist, wissen Sie da irgendwelche Details?«
    Sie war zornig, ihr Atem kam schnell, fragte:
    »Versuchen Sie wieder, Privatdetektiv zu spielen? Sie haben aber hoffentlich inzwischen Ihre Lektion gelernt?«
    Ich wollte ihre übliche Predigt nicht, unterbrach:
    »Ich muss nur ein Detail wissen, können Sie das herausfinden?«
    »Los.«
    »Als das Mädchen gefunden wurde, war da irgendwas unter ihrer Leiche?«
    Ich konnte hören, wie sie einatmete, und hakte nach:
    »Da war doch was, Heiland …, etwa nicht?«
    Eine Ewigkeit, bevor sie antwortete, dann:
    »Es ist kompliziert.«
    »Mit kompliziert kann ich, probieren Sie’s.«
    »Wenn das rauskommt … Okay, ich verstehe mich ganz gut mit einem der uniformierten Kollegen, der als Erster vor Ort war. Er hat ein Buch aufgehoben …«
    »Das dämliche Arschloch.«
    Ich konnte hören, wie sie die Angelschnur einrollte, versuchte, wieder Oberwasser zu kriegen. Den Ort gleich unter dem Oberwasser kenne ich gut. Das ist praktisch mein Zuhause. Das Radio spielte immer noch, und ich hörte den DJ einen Song von Elvis Costello ansagen, »I Want You«, von seinem Album Blood and Chocolate. Der Titel war eklig, gemein, brutal, kam aber im leichten Gewand daher. Wie man es von einem weißen geschiedenen Endvierziger erwartet. Der Song schien alle Luft aus dem Zimmer abzusaugen. Wellewulst sagte:
    »Er weiß, dass er Mist gebaut hat.«
    »Besorgen Sie das Buch.«
    »Was?«
    »Besorgen Sie sich von ihm das gottverdammte Buch. Sind Sie schwerhörig?«
    »Ist das ein Befehl?«
    »Es ist absolut lebenswichtig.«
    Und ich legte auf.
    Halb tat es mir leid, dass ich die Schlagzeile vom Sentinel nicht erwähnt hatte:
    BISCHOF VERBIETET HOMO - HOCHZEITEN
    In der protestantischen St.-Nikolai-Kirche hatte eine schwule Hochzeit stattgefunden. Jetzt schritt deren Bischof ein. Als Kinder, so sehr waren wir vom Katholizismus konditioniert, haben wir immer gemacht, dass wir schnell an St. Nikolai vorbeikamen, damit die Kirche nicht ihre Tentakel ausfährt und uns schnappt. Sogar jetzt, wenn ich dort langgehe, beschleunige ich meine Schritte.
    Das Zimmer war eng geworden, und ich musste vor die Tür. Eine Jameson-Besessenheit hatte sich in meinem Hirn eingenistet. Ich ging die Treppe hinunter, und mit dem Stock war das ein langsames, mühseliges Geschäft.
    Mrs Bailey schien beunruhigt, sagte:
    »Sollten Sie sich nicht ausruhen?«
    »Bewegung ist das Beste.«
    Sie dolchte mit dem Finger auf die Zeitung, die sie vor sich hatte. Ich wusste, dass es der Irish Independent war – es war zeit ihres Lebens der Irish Independent

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