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Ein Drama für Jack Taylor

Ein Drama für Jack Taylor

Titel: Ein Drama für Jack Taylor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Bruen
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auf sich beruhen lassen?«
    »Nein.«
    Sie rang die Hände, dann:
    »Wenn du ihm etwas zuleide tust, werde ich dich nie wiedersehen. Du wirst für mich tot sein.«
    Ein Mann kam, fragte:
    »Sie wollten ein Taxi?«
    Ich nickte, stand auf und griff nach meinem Stock. Sie ließ ihre Hand vorschießen, berührte meine, flehte:
    »Ich bin auf den Knien, Jack.«
    Ich beugte mich nah zu ihr, ihr Parfum brachte etwas in meinem Kopf zum Tanzen, sagte:
    »Richte deinem Mann dies aus, kannst du das machen? Sag ihm, für ihn sind die Tage des Hurlings vorbei.«
    Ich humpelte hinter dem Taxifahrer her, der fragte:
    »Brauchen Sie irgendwie Hilfe, Kumpel?«
    Ich schüttelte den Kopf. Die Hilfe, die ich brauchte, hatte am Hals ein Siegel von der Firma Jameson. Als ich es mir hinten bequem gemacht hatte, ließ er den Wagen an, beschimpfte einen Krankentransport, und es konnte losgehen. Musterte mich im Spiegel, fragte:
    »Ist das Ihre Missis?«
    »Nein, das ist meine Vergangenheit.«
    Das verdaute er und stellte das Radio an. Ich erkannte Lyric FM , den Klassiksender. Der Ansager sagte:
    »Das war, Sie haben es natürlich erkannt, ›Tabula rasa‹ von Arvo Pärt, und später werden wir ›Festina Lente‹ hören.«
    Ich quengelte:
    »Ihr ganz bestimmt.«

»Aber das hier war nicht die übliche Gemeinde der Anonymen Alkoholiker. Hier hatten sich all die gescheiterten Existenzen, die Verirrten, die doppelt Süchtigen und die völlig Weggetretenen, für deren Neurosen es nicht einmal einen Namen gab, zu einem Treffen zusammengefunden, bei dem es hart zur Sache ging, nach dem Motto ›kapieren oder krepieren, du Arschgeige‹.«
    James Lee Burke, Die Schuld der Väter

M rs Bailey machte einen Riesenwirbel, als sie mich sah, lamentierte:
    »Ja, beim Heiligen, man sehe sich doch nur mal Ihren Zustand an.«
    Sie schlug vor, mich auf ein Zimmer im Parterre zu verlegen, wegen meines Beins, aber davon wollte ich nichts hören. Ich liebte mein Zimmer, sagte:
    »Das Training ist gut. Ich brauche Bewegung.«
    Janet, das Zimmermädchen, brach in Tränen aus, warf die Arme um mich, plärrte:
    »Wir dachten, man hätte Sie umgebracht.«
    Ich hielt mich an den alten Spruch meiner Jugend, mit dem man sich gegen Gefühl wappnet, sagte:
    »Unkraut vergeht nicht.«
    Ich konnte fühlen, wie ihre Tränen mir durch das Hemd weichten, und das rührte mich mehr, als ich je zugeben würde. Hier war, wenn auch nur bruchstückhaft und alt an Jahren, Familie.
    Sie ließ mich endlich wieder los, sagte:
    »Und was Sie an Gewicht verloren haben, Sie sind wie ein Biafra-Baby.«
    Für eine gewisse Generation in Irland, egal, wie viele Hungersnöte die Welt seitdem erlebt hat, bleibt Biafra der Bezugspunkt, vielleicht weil wir zum ersten Mal das Wüten des Krieges in einem anderen Land aus solch unmittelbarer Nähe gesehen haben. Hungersnot ist die Wunde, die unsere Psyche geformt hat. Schließlich schaffte ich es auf mein Zimmer und schloss die Tür mit einem Seufzer der Erleichterung. Janet hatte einen Blumenstrauß auf mein Bücherregal und eine Schachtel Pralinen auf den Nachttisch gestellt.
    Pralinen.
    Da musste ich lächeln. Ich hätte für eine Flasche Jameson einen Mord begangen, und sie hatte mir Süßigkeiten geschenkt.
    Der Kalender vom Allerheiligsten Herzen Jesu Christi war noch da, und so prüfte ich, welches Goldkorn der Weisheit im Angebot war, maulte:
    »Nie lasse nach in der Ehrfurcht.«
    Und:
    »Herr, befreie mein Herz.«
    Es stimmte also, Gott hatte Humor, nur Sein Timing haute nicht hin. Ich steckte mir eine Lulle an und knipste am Radio. Bush sagte, er musste wegen Daddy den Irak bombardieren, und John Major spielte die Enthüllung seiner vier Jahre währenden Affäre mit Edwina Currie herunter. Dann die Lokalnachrichten: Eine Schülerin war auf dem Schulweg attackiert worden. Sie war elf. Am helllichten Tage hatte ein Mann sie in eine Gasse gezerrt. Er befand sich immer noch auf freiem Fuße, aber er wurde massiv gesucht. Ich machte mir Kaffee und verpasste fast die nächste Meldung. Eine Studentin war eine Treppe hinuntergefallen, war sofort tot gewesen. Ich erstarrte, das Filterpapier in der Hand, sagte:
    »Was?«
    Es gab keine weiteren Einzelheiten. Der Wetterbericht sagte Regen mit der Möglichkeit von Gewittern voraus. Mein Knie tat weh, und ich überprüfte die Arznei, die sie mir im Krankenhaus mitgegeben hatten. Sechs Schmerzpillen. Heiland, drei davon hätte ich sofort wegschlabbern können, eintauchen in die Wolke gnäd’gen

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