Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Drama für Jack Taylor

Ein Drama für Jack Taylor

Titel: Ein Drama für Jack Taylor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Bruen
Vom Netzwerk:
Fenster aus Sicht auf die Forster Street hatte. Indem wir uns den Hals verrenkten, Serena in meinen Armen, konnten wir den Eyre Square sehen. Ich erzählte ihr von Pádraic Ó Conaires Standbild am oberen Ende und von den echten Kanonen, die es flankieren. Die Penner, die sich am Brunnen zusammenklumpten, überging ich. Dann stellte ich sie ab, und sie sauste vor Freude im Zimmer herum. Es konnte nicht mehr lange dauern, bis sie ein Zweibeiner wurde. Cathy nahm es sehr mit, dass andere Kinder mit einem Jahr oder schon mit zehn Monaten laufen gelernt hatten. Hier war ihre Tochter, schon gute drei, und krabbelte immer noch auf allen vieren. Der Wachposten hatte einmal bemerkt:
    »Die Kleine, sie ist eine alte Seele.«
    Ich war so überrascht, dass ich sagte:
    »Was?«
    »Sie war schon mal hier.«
    Und wandte sich wieder der Betrachtung seines halb vollen Glases Porter zu. Ich wollte ihn fragen, ob er an Reinkarnation glaubt, aber er hatte dem nichts hinzuzufügen. Cathy schien von der vielen Zeit, die ich Serena schenkte, angetan, sagte:
    »Jack, das ist eine solche Hilfe.«
    »Kleinigkeit.«
    War es auch.

I ch stattete Ted Buckley einen Krankenbesuch ab. Er war total eingegipst, ein Arm und ein Bein hingen an Flaschenzügen. Seine Augen waren offen und verhärteten sich, als ich näher kam.
    »Wie geht es Ihnen denn, Ted?«
    Er versuchte so zu tun, als wäre ich ein Fremder, aber wenn man unbeweglich im Bett liegt, hat man keine große Auswahl an Beschissmöglichkeiten.
    »Kennen wir uns?«
    »Jack Taylor.«
    Er biss die Nikotinzähne zusammen, und ich hatte nicht den Eindruck, dass Aufregung ihm in seinem Zustand guttun würde.
    »Sollte mir der Name etwas sagen?«
    Ich zog einen Stuhl heran, bestieg ihn rittlings. Wenn Polizeipräsident Clancy das konnte, warum, zum Teufel, ich nicht auch?
    »Ach, bedeutet das, dass ich doch nicht bei Ihnen Mitglied werden kann, bei Ihrer Bürgerwehr?«
    Er versuchte, den Kopf zu bewegen, Hilfe suchend, sagte dann:
    »Ich weiß nicht, wovon Sie reden.«
    Das ließ ich noch ein bisschen schweben, dann:
    »Sie haben einen Polizisten umgebracht.«
    Spucke schien hell in seinen Mundwinkeln. Der Frust, sich nicht bewegen zu können, nagte schwer an ihm. Er sagte:
    »Beweisen Sie es.«
    Ich stand auf, sagte:
    »Ich hab gehört, bei Ihnen hat’s gebrannt.«
    Es gelang ihm, das Bein durchzudrücken, aber in Körpersprache war er gerade nicht so gut. Er sagte:
    »Sie waren bei mir zu Hause?«
    Ich zuckte die Achseln, wandte mich zum Gehen, fügte hinzu:
    »Ich nicht, Kumpel. Ich würde eher auf die Bürgerwehr tippen.«
    Mein Hinken schien sich verschlimmert zu haben, aber ich machte die Krankenhausatmosphäre dafür verantwortlich. Ein Arzt Mitte fünfzig näherte sich, fragte:
    »Sie haben Mr Buckley besucht?«
    »Ja.«
    Er hatte ein Patientenblatt dabei – haben sie nicht immer eins dabei? –, plierte drauf, machte ärztliche Geräusche, dann:
    »Es ist sehr traurig, aber ich glaube nicht, dass Mr Buckley jemals wieder wird gehen können.«
    Ich nickte, machte ein bitterernstes Gesicht. Er fragte:
    »Werden Sie Mr Buckley regelmäßig besuchen kommen?«
    »Unbedingt. Um sicherzugehen, dass Ihre Prognose stimmt.«
    Er hob den Kopf, Herausforderung in den Augen, sagte:
    »Ich kann Ihnen sagen, Mr …? Ich habe Ihren Namen nicht verstanden.«
    »Ich habe ihn auch nicht gesagt.«
    »Ja, äh. Ich kann Ihnen versichern, dass es sehr unwahrscheinlich ist, dass der Patient je wieder wird herumlaufen können.«
    Ich starrte ihn an, machte selbst ein paar ärztliche Geräusche, dann:
    »Ich nehme das als Versprechen.«

U nten in der Halle war die große Hektik. Letztes Mal hatte hier das katastrophale Treffen mit Ann Henderson stattgefunden. Ich ging ins Café und sah jede nur erdenkliche Art von Designer-Kaffee angepriesen. Ich bestellte einen Cappuccino, aber ohne Kakaopuder obendrauf. Das Mädchen sagte:
    »Sie meinen Latte?«
    »Glauben Sie, wenn ich Latte wollte, hätte ich keinen Latte bestellt?«
    Sie sah mich so an. Nach Buckley steckte ich das weg, und sie verzog sich, brachte den Kaffee und berechnete mir, um mich mal einer Redewendung aus dem Bürgerwehrmilieu zu bedienen, »einen Arm und ein Bein«. Im Radio war Keith Finnegan, der eine Diskussion über die Nutzung des Shannon Airport durch amerikanische Truppen leitete. Dann sagte er, Hörer hätten sich einen Song von den Dixie Chicks gewünscht, von ihrem neuen Album Home, einen Titel über Vietnam, für den Irak aber genauso

Weitere Kostenlose Bücher