Ein düsteres Weihnachtsmärchen (German Edition)
heraus und erfasste den Dämon. Der wurde allmählich zurückgezogen. „Nicht, Meister! Ich habe ihn doch gleich!“ Mit aller Macht warf sich der Krampus auf den Boden und bekam Julians linken Fuß zu fassen. Der Junge wehrte sich so gut er konnte, doch das Ungeheuer war zu stark. Hannah lag immer noch bewusstlos im Schnee und konnte ihm nicht helfen.
Jetzt sah Julian, dass die Beine des Krampus schon im Höllenloch verschwunden waren. Er wurde weiter hineingezogen. Und mit ihm Julian selbst. Der hässliche Krampus funkelte ihn mit seinen gelben Augen an. „Jetzt nehme ich dich mit mir! Es gibt kein Entkommen mehr für dich!“
Julian schrie panisch auf, doch der Dämon hatte ihn fest im Griff. Um Julian herum schien alles zu verschwimmen, der Junge sah sein Leben an sich vorüberziehen.
Doch plötzlich schrie der Krampus schmerzerfüllt auf.
„Du wirst den Jungen nicht mit dir nehmen!“ Julian erkannte diese Stimme. Es war Großvater. Er schüttelte den Kopf und konnte wieder klar sehen. Er sah Großvater Maximilian, der mit der Axt auf den rechten Arm des Krampus einschlug.
„Du elender Dämon, nun ist es aus mit dir!“ Mit aller Macht schlug er zu und trennte die rechte Klaue des Krampus vom Arm ab. Ein Strom von schwarzem Blut ergoss sich über den weißen Schnee.
Der Bösewicht schrie und wimmerte. „Nein! Nein! Ich brauche doch ein Opfer!“ Es half ihm nicht mehr. Er wurde gnadenlos in das Höllenloch hineingezogen. So wie er darin verschwunden war, schloss sich das Loch und löste sich auf.
Julian sah immer noch ungläubig auf seinen linken Fuß. Die Klaue des Krampus war immer noch darum geschlossen. Angewidert schüttelte er sie ab. Kurz darauf verfärbte sich die Gliedmaße schwarz und zerfiel schließlich zu Staub.
Erleichtert ging der Großvater auf Julian zu und umarmte ihn. „Mein Junge, es ist geschafft.“
Sie schauten sogleich nach Hannah. Das rothaarige Mädchen schien langsam wieder zu sich zu kommen. Julian stütze ihren Kopf und strich ihr durch die Lockenpracht.
Sie öffnete die Augen. „Wo bin ich?“
„In Sicherheit“, antwortete Julian. „Der Krampus ist für immer fort. Er kann dir nichts mehr tun.“
Jetzt sah sie auch Großvater Maximilian, der neben Julian im Schnee kniete. Er lächelte sie an und sagte: „Das stimmt. Der Krampus wurde in die Hölle zurückgezogen und kann nicht mehr widerkehren. Julian hat seinen Sack verbrannt und euch konnte er nicht mit sich nehmen. So hat er dem Teufel kein Opfer zu bieten. Ihr habt es geschafft. Tanngrün ist endlich von dem Fluch befreit.“
„Wir haben es geschafft“, erwiderte Julian. „Wenn du nicht rechtzeitig gekommen wärst, dann hätte er mich mit in die Hölle genommen.“
„Gott sei Dank habe ich es noch rechtzeitig geschafft.“
„Ja. Zum Glück. Ich dachte tatsächlich, du hättest unsere Spur verloren. Du hast auf einmal nicht mehr zurückgeleuchtet.“
„Ja, das war eine dumme Sache. Durch meinen verstauchten Knöchel bin ich doch tatsächlich ins Stolpern geraten und die Lampe ist mir in den Schnee gefallen. Danach war sie aus. Ich habe dein Signal zwar gesehen, konnte aber nicht mehr zurückleuchten. Ich habe mich dann beeilt zu euch zu kommen. Das Höllenloch kam dann auch bald in mein Sichtfeld und ich konnte euch nicht mehr verfehlen.“
Julian atmete durch. „Wir können froh sein. Wir sind alle wohlauf.“ Er kratzte sich am Kopf. „Wobei … wo ist Wolly?“
Sie schauten sich um. Von Wolly war nichts zu sehen. Als sie ihre Ohren ein wenig in den Wind streckten, hörten sie jedoch plötzlich ein leises Fiepen.
„Ich glaube das kommt aus dem Schneehaufen dort“, meinte Hannah. Sie zeigte dabei auf den Schneehügel, hinter dem sich Julian anfänglich versteckt hatte. Der Junge rannte hinüber. Und tatsächlich, das Geräusch kam aus dem Haufen heraus. Julian schob ein wenig Schnee zur Seite und fasste hinein. Plötzlich spürte er ein Fellknäuel. Erleichtert zog er es heraus.
Der empörte Wolly quiekte beleidigt in seiner rechten Hand. Julian kraulte ihn hinter den Ohren. „Ist ja schon gut. Wir haben dich nicht vergessen.“
Hannah und der Großvater kamen zu ihnen. Sie hatten alle vier überlebt. Und bis auf ein paar Kratzer und den verstauchten Knöchel Maximilians, war ihnen nicht viel geschehen.
Erleichtert wollten sich die Vier auf den Heimweg machen. Der Großvater ging voraus. „Kommt Kinder. Jetzt gehen wir erst einmal zurück ins Dorf und erzählen allen von eurer
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