Ein düsteres Weihnachtsmärchen (German Edition)
Dämons.
Nun wollte der Krampus auch noch sein zweites Opfer an sich reißen. Er griff mit seiner Rechten nach Julian. Der Junge lag immer noch auf dem Boden und versuchte wegzukriechen. Der Krampus bekam ihn schließlich zu fassen.
Julian sah sein Ende nahen, doch der Krampus ließ ihn wieder fallen. Erneut war es Wolly, der seinen Freund rettete. Der mutige Nager sprang abermals auf den Krampus los. Er hüpfte auf dessen gehörnten Schädel herum, rutschte schließlich auf die gebogene Nase und biss hinein. Das Monstrum schlug nach dem flinken Wollknäuel, konnte es allerdings nicht erwischen.
Das verschaffte Julian genügend Zeit. Er rannte davon und versteckte sich in einem von Großvaters großen Wandschränken.
Schließlich gelang es dem Dämon Wolly abzuschütteln. Das Wollhörnchen musste sich in Sicherheit bringen und sprang auf einen Deckenbalken.
Der Krampus hatte genug für diese Nacht. Noch einmal schweifte sein teuflischer Blick durch den Innenraum. Von dem Jungen war nichts zu sehen. Aber das war zu verschmerzen. Immerhin hatte er ein Opfer.
Kurz darauf verschwand der Krampus mit Hannah in der Finsternis.
Zitternd und bibbernd hockte Julian im Wandschrank. Er wusste gar nicht, wie lange schon. Hauptsache, dieser Krampus fand ihn nicht.
Plötzlich schoss ein Gedanke durch seinen Kopf, der ihn wie einen Blitzschlag traf.
Hannah!
Er hatte sie im Stich gelassen. Ausgerechnet er, der immer so mutig sein wollte. Sie hatte ihn gerettet, und was hatte er getan? Ein Gefühl von Scham und Wut, über sich selbst, stieg in ihm auf.
Schnell kroch er aus dem Wandschrank heraus. Er sah sich um. Der Innenraum der Hütte glich einem Schlachtfeld. Alles war durcheinandergeworfen oder zertrümmert. Die Eingangstür war völlig zerstört und der kalte Nachtwind trieb Schneeflocken in die Wohnstube herein. Dann schoss ihm ein weiterer Gedanke durch den Kopf.
Großvater!
Irgendwo musste er sein. Der Dämon hatte ihn gegen die Wand geschleudert. Julian brauchte nicht lange, dann fand er ihn. Der alte Mann lag immer noch regungslos am Boden, zwischen zwei Holzbrettern, die einmal zu der Einganstür gehört hatten.
Julian beugte sich zu dem Leblosen hinunter und rüttelte an ihm. Großvater Maximilian öffnete die Augen. „Was ist …“
„Ganz ruhig, Großvater.“
Der alte Maximilian hob den Kopf. „Schon gut mein Junge. Sag mir schnell, was ist geschehen?“
Julian schluckte. „Der Krampus … er hat Hannah mit sich genommen.“
„Oh mein Gott! Das arme Kind!“
„Wir müssen sie retten!“, brach es aus Julian heraus.
„Du hast recht, das müssen wir! Ich überlege nur wie. Der Krampus wird bald in die Hölle zurückkehren. Es muss irgendwo einen Ort geben, an dem sich das Höllentor öffnet. Aus diesem Tor kommt er am Heiligen Abend heraus und wenn die Nacht vorüber ist, dann verschwindet er wieder darin.“
„Und wo ist dieser Ort?“
„Genau das ist das Problem. Ich weiß es nicht.“
„Dann ist Hannah verloren!“ Julian sackte hinunter auf den Boden. Er war völlig am Ende.
„Nicht so schnell.“ Der Großvater strich sich durch den weißen Bart. „Vielleicht gibt es noch eine Möglichkeit.“ Er blickte sich um. Dann rief er: „Wolly, wo steckst du?“
Es dauert nicht lange und ein Fiepen war zu hören. Wolly saß auf einem der hohen Schränke. Er sprang nun hinunter und hüpfte in Julians Arme. Der Junge kraulte seinen Freund hinter dem Ohr. „Vielen Dank, Wolly! Auch du hast mir heute schon mehrmals das Leben gerettet.“
„Und er kann auch das Leben von Hannah retten!“, warf der Großvater ein.
Julian sprang auf. „Wie?“
„Ganz einfach. Er wird den Ort, an dem sich das Tor öffnet, für uns finden. Wir lassen ihn einfach den Spuren des Krampus folgen. Wollhörnchen sind ausgezeichnete Spurenleser und haben einen feinen Geruchssinn. Er wird es finden!“
Es gab keine Zeit mehr zu verlieren. Julian eilte mit Wolly hinaus und setzte ihn in den Schnee. „Bitte, mein Kleiner, finde Hannah! Bitte! Such sie!“
Wolly verstand genau und begann zu schnüffeln. Es dauerte nicht lange und er entdeckte die Spur. Das Wollhörnchen fiepte aufgeregt. Julian erkannte an der Stelle, wo Wolly saß, einen großen Fußabdruck. Der Nager hatte die Spur also gefunden.
Er rannte zurück in die Hütte. „Großvater, er hat die Spur! Schnell, wir müssen zu Hannah!“
Der Großvater humpelte auf Julian zu. „Verdammt! Ich glaube, ich habe mir den rechten Knöchel
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