Ein düsteres Weihnachtsmärchen (German Edition)
alles gefasst sein!“, meinte Großvater Maximilian.
Während sie weiterhin die Tür beobachteten, merkten sie auf einmal, dass das Schnüffeln aufgehört hatte. Jetzt war überhaupt nichts mehr zu hören – nur noch Stille.
Hannah drehte sich zu Julian und flüsterte: „Denkst du, er ist weg?“
Julian zuckte mit den Schultern. „Ich weiß nicht. Vielleicht ...“ Der Junge hatte noch nicht ausgesprochen, da polterte es laut krachend an die Tür.
Die Kinder und der Großvater zuckten zusammen. Wolly sprang aufgeregt auf Julians Schulter.
Kurz darauf folgte der nächste Angriff auf die Eingangstür. Der Krampus schien mit beiden Fäusten gegen das Holz zu schlagen. Die Tür bog sich und drohte an den Scharnieren aus der Wand zu brechen.
Schon der dritte Schlag reichte um durchzudringen. Die Tür flog zwar nicht aus den Angeln, der Krampus schafft es jedoch, ein großes Loch hinein zu klopfen.
Wild keuchend steckte er seinen Kopf durch das Loch. Eine widerliche Fratze, deren linke Gesichtshälfte in rohen Fetzen hing, starrte in die Hütte hinein.
Erst jetzt erkannte Julian, dass er den Krampus mit der Öllampe ordentlich das Gesicht verbrannt hatte. Großvater Maximilian biss auf die Zähne, der Krampus war noch viel hässlicher und abscheulicher, als er ihn sich vorgestellt hatte. Und jetzt war er durch die verschmorte Gesichtshälfte umso entstellter.
Wutentbrannt schrie der Dämon auf, als er Julian und Hannah erkannte. Er zog seinen Kopf zurück und streckte seinen rechten Arm durch das Loch. Mit seiner riesenhaften Klaue versuchte er die Tür von innen zu öffnen. Doch es gelang ihm nicht, der vorgeschobene Schrank und die Truhe machten ein Eindringen auf diese Weise unmöglich.
Der Krampus musste sich also eine andere Taktik überlegen. Und das tat er auch. Mit voller Wucht hämmerte er weiter gegen die Tür und schlug ein immer größeres Loch hinein.
„Schnell! Wir müssen ihn aufhalten!“ Der Großvater gab das Kommando. Er rannte zur Tür und hackte dem Krampus, der durch das immer größer werdende Loch fasste und gerade Schrank und Truhe wegdrücken wollte, mit der Axt in die Linke Klaue. Schmerzerfüllt schrie der Dämon auf.
Auch Julian und Hannah kamen nun dem Großvater zur Hilfe. Nach kurzem Wehklagen machte sich der Krampus weiter an sein Werk. Die Tür bestand nur noch aus ein paar Holzfetzen und er drückte dagegen, um die Verbarrikadierung wegzuschieben. Zu dritt versuchten sie ihrerseits dagegen zu drücken, doch das Ungeheuer war einfach zu stark.
Stück für Stück schob der Krampus den Schrank und die Truhe, mitsamt den gegendrückenden Menschen, weiter in den Raum hinein. Sie versuchten ihn mit aller Kraft aufzuhalten, doch es hatte keinen Sinn. Schließlich gaben sie nach.
„Spart euch eure Kräfte für den Kampf!“, mahnte der Großvater.
Mit lautem Getöse drang der Krampus nun in die Hütte ein. Das große, haarige Wesen stürmte zuerst auf Maximilian los. Der alte Mann wich zur Seite und erwischte den Dämon mit der Axt in der linken Flanke, zwischen den Rippen. Abermals brüllte die Bestie vor Schmerz.
Doch noch bevor der Großvater die Axt aus dem Fleisch herausziehen konnte, packte ihn der Krampus und warf ihn wie eine Puppe gegen die Wand. Der alte Mann blieb reglos liegen.
„Du Bestie!“ Julian schossen die Tränen in die Augen. Er sah seinen geliebten Großvater leblos auf dem Boden.
Beherzt rannte der Junge auf den Krampus zu und hackte ihm in den rechten, nicht behuften Fuß. Der abscheuliche Dämon kreischte laut. Julian zog die Axt aus dem Fuß, doch noch bevor er noch einmal zuschlagen konnte, hob der Krampus den Jungen hoch und schüttelte ihn. Julian wurde schwindelig, die Axt fiel aus seinen Händen.
Hannah stand immer noch regungslos da und sah, wie das Ungeheuer Julian in den Klauen hielt.
Ich muss etwas unternehmen!
Plötzlich hatte ihr Gewissen zu ihr gesprochen. Sie schlich sich heran und holte kräftig aus. Die Klinge der Axt schnitt tief in das Muskelfleisch des linken Oberschenkels der Bestie. Ein Schwall von schwarzem Blut ergoss sich über den Holzboden.
Die Augen des Krampus begannen zu funkeln. Unbändiger Zorn war darin zu erkennen. Er ließ Julian fallen. Dann riss er die Axt aus seinem Oberschenkel und die des Großvaters aus seiner Flanke. Er zog die sich verzweifelt wehrende Hannah zu sich heran und verpasste ihr einen Schlag ins Gesicht. Das Mädchen war sofort bewusstlos und hing wie ein nasser Sack in der linken Klaue des
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