Ein dunkler Gesang
Ehefrauen über den Einbau von Alarmanlagen bis zum Personenschutz. Da landen auch viele von uns, wenn wir aus dem Polizeidienst entlassen werden.»
«Es tut mir leid, Frannie, aber ich hatte nicht mitbekommen, dass es um einen Exkollegen von Ihnen geht. Was ist passiert?»
«Nein, er war kein Kollege. Aber ich kannte ihn. Er wurde heute Nachmittag in seinem Büro in der St Owen’s Street gefunden. Am helllichten Tag, Merrily. Kein Raubüberfall. Wir glauben, dass sie sogar gesehen wurden. Zwei Männer in weißen Overalls – das ist ja heutzutage ein ganz normaler Anblick bei all den Gesundheits- und Sicherheitsvorschriften – wurden von einigen Zeugen bemerkt, als sie mit einer Lackierpistole ins Gebäude gingen. Beim Herauskommen wurden sie nicht gesehen, also hatten sie die Overalls wahrscheinlich in eine Tasche gepackt und trugen darunter unauffällige Anzüge.»
Merrily hörte ein Auto in die Einfahrt des Pfarrhauses einbiegen. Die Fliege am Fenster raste immer noch hysterisch gegen die Scheibe.
Ein Schlüssel drehte sich im Türschloss. Gott sei Dank.
«Und haben Sie nur angerufen, um mir das zu sagen?»
«Ich habe gesagt, es war kein Raubüberfall, aber sein Laptop und ein paar CDs fehlen. Und im gesamten Büro keine Spur von Unterlagen zu seinen Fällen. Also haben wir sein Bankkonto überprüft. Und dabei haben wir eine Überweisung einer gewissen Mrs. C. W. Sparke aus Wychehill gefunden.»
Merrily fuhr auf.
«Ziemliche Überraschung, was?», sagte Bliss.
«Und welchen Auftrag hatte er von ihr?»
«Das weiß ich nicht. Wir haben nur eine Überweisung von 250 Pfund inklusive Spesen entdeckt. Was wissen Sie über diese Frau?»
«Sie ist Schriftstellerin. Aus Kalifornien, aber sie lebt schon ein paar Jahre hier. Sie ist geschieden.»
«Ich dachte mehr an ihre Verbindung zu unserem Freund Mr. Loste. Sie hat seinen Anwalt bezahlt und ihn von der Untersuchungshaft in Worcester abgeholt. Es kann ja auch ein harmloser Zufall sein, aber interessant ist es schon.»
«Sie arbeitet mit Loste an einem Buch. Er ist zurzeit vermutlich sehr wichtig für ihre Karriere.»
«Meinen Sie, dass sie ihm möglicherweise nicht vertraut? Dass sie ihn überwachen ließ?»
«Das kann sein, aber ich glaube es nicht. Ach, eigentlich habe ich keine Ahnung, Frannie. Ich meine … Loste? Denken sogar Sie, dass es Loste gewesen sein könnte? Dass er zuerst einem Mann auf dem Beacon die Kehle durchschneidet und dann … Aber Sie haben gesagt, dieser Malcolm France wurde erschossen.»
«Schüsse in Kopf und Brust. Mit einer Pistole. Es sieht so aus, als hätte der Täter das gesamte Magazin in seinen Körper gefeuert.»
«Ich habe Loste heute am späten Vormittag in die Kirche gehen sehen. Schließt ihn das als Täter aus?»
«Das kann ich noch nicht genau sagen. Müssen Sie heute noch einmal nach Wychehill?»
«Ich hoffe nicht.»
«Ein paar Beamte werden jedenfalls heute ein bisschen die Gäste des
Royal Oak
kontrollieren. Anscheinend hat ein Typ namens Holliday, der behauptet, sein Dorf wäre vom Abschaum aus der Stadt in ein apokalyptisches Schlachtfeld verwandelt worden, ein paar Drohungen erhalten.»
«Von wem?»
«Vermutlich von anonymen Unterstützern des
Royal Oak
. Wir nehmen das nicht so ernst, aber ich dachte, ich erzähle es Ihnen trotzdem.»
Lol tauchte an der Tür zum Spülküchenbüro auf. Sie hatten den Schlüssel für das Haus des anderen.
«Wenn ich irgendetwas höre, gebe ich es an Sie weiter», sagte Merrily.
«Es kann aber auch sein, dass es bei Malcolms Ermordung um etwas ganz anderes geht, vielleicht hat es ja etwas mit seiner früheren Beschäftigung zu tun. Na gut, ich muss jetzt Schluss machen.»
«Was war denn seine
frühere Beschäftigung
?»
«Wie viele Sicherheitsberater hier in der Gegend, die nicht vorher bei der Polizei waren, hat er bis vor sechs Jahren als Soldat gedient.»
«In … Hereford?»
«In dem Dreh», sagte Bliss.
Es war klar, dass Lol eine Menge zu erzählen hatte, aber es gab noch so viel anderes zu erledigen. Ängste zogen wie schwarze Kondensstreifen über den schon leicht dämmrigen Abendhimmel.
Und zuerst musste Merrily wissen, was mit Jane war.
«Sie ist mit Gomer zusammen», sagte Lol. «Sie wollten etwas über die Geschichte von Coleman’s Meadow herausfinden.»
«Also ist alles in Ordnung mit ihr?»
«Es geht ihr gut.»
«Ich setze Teewasser auf. Ich möchte dir ein paar Sachen erzählen, und wenn du mir sagst, dass das alles Unsinn ist,
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