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Ein dunkler Gesang

Ein dunkler Gesang

Titel: Ein dunkler Gesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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mit
Cloisters
, einer überwiegend instrumentalen Nummer, die, ganz gleich, was er versuchte und trotz der Experimente mit der Nick-Drake-Stimmung, einfach nur banal klang. Banal und flach. Banal und ausdruckslos. Genau wie mehr oder weniger jeder Song, den er in den letzten Wochen geschrieben hatte, in denen er, vom Songschreiben abgesehen, ausgeglichen und zufrieden gewesen war. Aber mit diesem blöden Klischee, dass man in der Krise, ganz unten, unglücklich, verletzt sein oder Liebeskummer haben musste, um einen guten Song zu schreiben, wollte er sich nicht entschuldigen.
    Vielleicht brauchte er einfach nur ein Streicherarrangement.
    Er legte sich mit der Gitarre in den Armen auf das Sofa und stellte sich den Tod von Ledwardine als Prozession vom Kirchturm zum heiligen Hügel vor, die von einem ununterbrochenen Strom aus Geländewagen zerschnitten wurde.

8 Schlafen wie die Toten
    CARACTACUS
    Das war in eine Steinplatte neben einem Tor in einer Hecke gemeißelt worden, die ein Haus und einen leeren Autostellplatz einfasste. Das Haus war niedrig, schmucklos und aus dem gleichen Stein erbaut wie die Kirche. Obwohl es kaum eine Minute zu Fuß vom Pfarrhaus entfernt lag, wirkte es sehr einsam.
    Mit einem Mal überfiel Merrily ein Gefühl der Isolation und Verletzlichkeit. Sie schüttelte sich.
    Caractacus war, wie die meisten Kinder in der Schule lernten, der britische Held aus der Antike, den die Römer besiegt und nach Rom gebracht hatten, wo man ihn sehr respektvoll behandelte. Der entscheidende Kampf schien auf dem Herefordshire Beacon stattgefunden zu haben, allerdings war das nur eine Legende, die offenbar von Historikern widerlegt worden war.
    Falls Caractacus sich hierher zurückgezogen haben sollte, hätte er keinen Blick auf den Beacon gehabt. Das Haus war so eng an den Hügel gebaut, dass alles, was man sehen konnte, ein abschüssiges Feld war, das an den Wald grenzte.
    Um an die Eingangstür zu kommen, musste Merrily einen jungen Baum wegbiegen, der größer war als sie selbst. Ungläubig musterte sie die Blätter.
    Eine Eiche? In wenigen Jahren würde der Baum die Fensterscheiben des Hauses eindrücken. Und in dreißig Jahren brächte er vermutlich das Haus zum Einsturz. Tim Loste hatte bestimmt vor, ihn zu verpflanzen – aber wohin? Der Vorgarten war winzig, und hinter dem Haus war offensichtlich auch nicht viel Platz.
    An der Wand neben der Eingangstür hing ein Klingelzug. Merrily hörte das Klingeln im Haus. Keine anderen Geräusche. Sie wartete mindestens zwei Minuten, bevor sie sich an der Eiche vorbeidrückte, zurück zur Straße ging und ihr Handy aus der Schultertasche nahm.
    «Könnten Sie ein paar Dinge für mich herausfinden, Sophie?»
    «Worum geht es denn?»
    «Um den
Royal Oak
. Das ist ein Pub in der Nähe von Wychehill. Offensichtlich hat man das Lokal irgendwie verändert, sodass es bei den Einheimischen … unbeliebt wurde. Vielleicht finden Sie im Internet was dazu.»
    «Noch etwas?»
    «Syd Spicer. Stimmt es, dass er bei der Spezialeinheit war?»
    «Das weiß ich nicht. Der Bischof könnte es uns sagen, aber er ist mit seinem Enkel bei einem Cricketspiel in Worcester. Ich sehe mal, was ich über Mr. Spicers Vergangenheit herausfinden kann, aber nach allem, was man von den Regeln bei der SAS so hört, ist das vermutlich ziemlich wenig. Was machen Sie gerade?»
    «Ich versuche herauszufinden, worum es hier eigentlich geht.» Merrily sah den Hügel Richtung Kirche hinauf, die von dunklen Laubbäumen verdeckt wurde. «Spicer hat recht, was dieses Dorf angeht. Man merkt kaum, dass man gerade mittendrin steht.»
    Sie machte sich auf den Weg zu ihrem zwanzig Jahre alten Volvo, den sie auf dem Parkplatz vor der Kirche hatte stehen lassen.
    Joyce Aird hatte zu Spicer so etwas gesagt wie:
Es ist Zeit, sich Hilfe zu holen, damit wir das Böse aus unserer Mitte vertreiben können.
    Aber aus welcher Mitte?
    Trotzdem zog Merrily ihr Brustkreuz aus der Tasche, streifte sich die Kette über den Kopf und ließ das Kreuz unter ihr T-Shirt gleiten. Man konnte nicht vorsichtig genug sein.
     
    Hannahs Cottage war niedrig, der Kieselrauputz zartgelb gestrichen. An einer rustikalen Veranda rankte eine Klematis, und unter einem der Vorderfenster stand ein Mountain Bike.
    Es war kurz vor ein Uhr mittags, und die Sonne brannte vom Himmel. Hannah trug Shorts und ein ärmelloses Ringeltop, sodass man ein Schmetterlings-Tattoo auf ihrer Schulter sah.
    Weder hatte sie Ringe unter den Augen, noch war sie

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