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Ein dunkler Gesang

Ein dunkler Gesang

Titel: Ein dunkler Gesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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richtig, sie auszusprechen, bevor Sie die Gelegenheit hatten, sich ein eigenes Bild zu machen.»
    Frustriert wandte Merrily sich ab. Die Abendsonne warf ein unheimliches Licht auf den Herefordshire Beacon.
    «Ich meine … Elgar?» Merrily drehte sich wieder zu Spicer um. «
Der
Elgar?»

13 Eine andere Sphäre
    Oh Mist, es war doch hoffentlich nicht dieses.
Bitte
, lass es nicht dieses sein.
    Die Nachmittagssonne strahlte in einen Wolkenhorizont hinein, und auf irgendeinem Feld keuchte und quietschte ein alter Traktor.
    Jane stand starr vor Entsetzen auf der Virgingate Lane.
    Sie hatte die Adresse des Gemeinderats Lyndon Pierce im Telefonbuch nachgesehen. Das Haus hieß
Avalon
, was vielversprechend geklungen hatte. Jeder, der sein Haus nach dem legendären Land der Äpfel nannte, in dem König Artus begraben worden war, musste
irgendeine
Seele besitzen.
    Tja …
    Hier jedenfalls hatte es bestimmt Apfelbäume gegeben, denn früher war Ledwardine von fruchtbaren Obstgärten umgeben gewesen. Man sah sogar ein paar traurige Baumstümpfe in dem ehemaligen Garten, den jetzt eine asphaltierte Zufahrt durchschnitt wie ein Autobahnkreuz.
    Ein halbes Dutzend Autos stand in der Zufahrt, die breiter war als die Virgingate Lane selbst, deren alte, krumme Cottages ein bisschen ins Erdreich hineingesunken waren.
    Das ausgedehnte Wohnhaus weiter oben war dagegen aus nackten, schimmernden Backsteinen in der Farbe eines Barbie-Popos erbaut worden. Es besaß einen Wintergarten, ein Wohnzimmer mit Panoramafenster und als Außenbeleuchtung drei nachgemachte Gaslampen.
    Jane hörte Musik und schwaches Gelächter aus dem Haus.
    Na toll.
    Sie hatte sich vorgestellt, Gemeinderat Pierce vielleicht in seinem Garten anzusprechen, ihn nach dem Bauvorhaben auf Coleman’s Meadow zu fragen und ihm dann eine kleine Lektion in Sachen Leys und Naturharmonie zu erteilen. Er hätte ja nicht einfach gehen können, oder? Er war schließlich Politiker. Sie könnte ihn nächstes Mal wählen. Oder auch nicht.
    Aber anscheinend gab Pierce eine Dinnerparty.
    Das Ganze war eine dumme Idee gewesen. Jane fühlte sich in ihrem weißen Kapuzenshirt wie eine Stalkerin. Wahrscheinlich hatte man sie von drinnen schon längst gesehen.
    Wie um das zu bestätigen, erhellten plötzlich Lampen die rosafarbene Veranda, die das gesamte Haus umgab. Jane drehte sich um. Vielleicht würde sie einfach einen Protestbrief an das Dezernat für Bauentwicklung schreiben und der
Hereford Times
eine Kopie davon zukommen lassen, damit sie ihn abdrucken konnten. Verdammter Mist.
    «Entschuldigen Sie!», sagte ein Mann hinter ihr. «Suchen Sie jemand Bestimmtes?»
    Jane wandte sich um. Auf der Auffahrt standen zwei Typen mittleren Alters. Sie trugen Freizeitkleidung, und einer von ihnen öffnete mit der Fernbedienung der Zentralverriegelung die Türen eines goldfarbenen Lexus und stellte eine Bierdose auf dem Autodach ab.
    Jane wollte schon weitergehen, da erinnerte sie eine der Wolken im Abendrot über Avalon komischerweise an das Raubvogelprofil Lucy Devenishs. Sie seufzte.
    «Sie sind nicht zufällig … Lyndon Pierce vom Gemeinderat?»
    Der Typ mit den Autoschlüsseln grinste, während er eine der hinteren Türen öffnete.
    «Was würde es mir wohl Schönes bringen, wenn ich sagen würde, ich wär’s?»
    «Hören Sie nicht auf meinen Freund, er ist ein Dummkopf», sagte der zweite Typ. «Wollten Sie mit Lyndon sprechen?»
    «Also … Na ja, wenn er nicht, also, zu beschäftigt ist.»
    Die beiden lachten. Der Typ mit den Schlüsseln nahm eine schwarze Aktentasche aus dem Lexus.
    «Was meinst du, Jeff, ist Lyndon zu beschäftigt, um sich mit dieser bezaubernden jungen Dame zu unterhalten?»
    «Lyndon nimmt seine Pflichten als Mitglied der Bürgervertretung sehr ernst», sagte der andere. «Kommen Sie einfach mit, wenn Sie möchten.»
    «Nein, eigentlich», sagte Jane, «ist es doch nicht so dringend. Ich kann …»
    «Nein, nein, trinken Sie wenigstens ein Glas mit uns. Ihnen passiert bestimmt nichts. Mein Freund hier arbeitet beim Sozialamt.»
    Sie lachten wieder.
     
    Es war nicht gerade eine Pool-Party oder ein Grillfest. Einen Pool und auch einen gemauerten Grill gab es zwar hinter dem Haus, aber sie wurden nicht benutzt. Allerdings stand einer von diesen außerirdisch aussehenden Heizpilzen auf der Terrasse neben einem Tisch, an dem sieben Leute über ausgebreiteten Papieren saßen, die nach Bauzeichnungen aussahen.
    «Also, Jane, was wären Ihre Wünsche an ein neues

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