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Ein dunkler Gesang

Ein dunkler Gesang

Titel: Ein dunkler Gesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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Gemeindezentrum?», fragte Lyndon Pierce.
    Er reichte ihr ein Glas Weißwein. Anscheinend erkannte er sie nicht, und das war vermutlich gut so. Außerdem hatte sie nur ihren Vornamen gesagt, als er sie fragte, wie sie hieß.
    Neues Gemeindezentrum?
    «Na ja, was stimmt denn nicht mit dem
alten
Gemeindezentrum?»
    «Genau das stimmt nicht damit.» Lyndon grinste. «Es ist alt.»
    Lyndon Pierce war viel jünger, als Jane vermutet hatte. Vielleicht dreißig. Schwarzes, zurückgegeltes Haar und volle Lippen. Er trug eine Jogginghose und ein offenes Hawaiihemd über einem roten T-Shirt. Zu dick war er noch nicht, aber in ein paar Jahren würde er es sein.
    «Wir bereiten ein Gemeindetreffen vor», sagte einer der Freizeittypen, «damit die Einwohner von Ledwardine auf einer Wunschliste ankreuzen können, was sie von dem neuen Gemeindezentrum erwarten.»
    «Und was ist, wenn die Einwohner von Ledwardine überhaupt kein neues Gemeindezentrum wollen?», sagte Jane.
    Lyndon Pierce sah sie an, als verstünde er die Frage nicht. Jenseits des Swimmingpools, hinter den dunklen Feldern, war der Marktplatz von Ledwardine zu sehen. Im
Black Swan
waren die Lichter angegangen, und der Kirchturm schmolz in den dämmrigen Abendhimmel, als gehöre er einer anderen Sphäre an.
    «Tut mir leid», sagte Lyndon. «Anscheinend reden wir aneinander vorbei. Wir haben hier nur ein zwangloses Vorgespräch über das neue Gemeindezentrum geführt. Worüber wollten Sie denn mit mir sprechen?»
    «Über Coleman’s Meadow», sagte Jane.
    «Oh. Ach so. Na ja, Jeff sitzt in der Planungsgruppe, da kann er Ihnen bestimmt Auskunft geben.»
    Jeff sagte zurückhaltend. «Na ja, ich fürchte, die Häuser werden ziemlich kostspielig, falls Sie …»
    «Ich glaube, Sie haben mich … falsch verstanden.» Jane versuchte deutlich und bestimmt zu sprechen. «Ich würde nicht mal auf Coleman’s Meadow wohnen wollen, wenn die Alternative ein … Pappkarton in Jim Prossers Ladeneingang wäre.»
    Augenbrauen wurden hochgezogen. Eine schlanke Frau in Merrilys Alter musterte Jane eingehend.
    «Weil, also, Coleman’s Meadow ist ein sehr bedeutender historischer Ort, der unter Schutz gestellt werden sollte», sagte Jane. «Ich hatte angenommen, das wäre einem von Ihnen aufgefallen.»
    Inzwischen lächelte niemand mehr.
    «Es tut mir leid», sagte Jeff, «aber dieses spezielle Bauvorhaben wird auf einem äußerst günstig gelegenen Baugrund realisiert. Wir waren sehr froh, dass dieses Grundstück zu haben war. Ich glaube nicht, dass jemand von uns versteht, worauf Sie hinauswollen.»
    «Gut», sagte Jane. «Ich könnte Ihnen auch einen Plan zeichnen, aber im Grunde geht es darum, dass Coleman’s Meadow eine Schlüsselstellung auf einer historischen Linie hat, die von der Spitze des Cole Hill über ein Hügelgrab und die Kirche von Ledwardine reicht und dann noch bis zu einigen anderen Stätten. Coleman’s Meadow ist deshalb so wichtig, weil die Weidegatter perfekt auf der Linie liegen und weil dort ein
gerader Weg der alten Zeit
tatsächlich noch existiert … also, man kann ihn sehen und …»
    Fühlen
hatte sie sagen wollen, doch dann ließ sie diesen Aspekt lieber erst mal weg.
    Lyndon Pierce blinzelte verwirrt. Jeff und ein anderer Typ sahen sich an.
    «Also … was ich sagen will: Wenn Sie auf Coleman’s Meadow neue Häuser bauen – vollkommen
überflüssige
neue Häuser übrigens –, würde das eine perfekte … eine klar erkennbare …»
    «Ley-Linie?»
    Das kam von einem älteren Typ mit einem hellen Jackett, Halbbrille und einem angedeuteten Lächeln.
    «Ley»
, sagte Jane.
    Der ältere Typ nickte. «Ich habe mir schon gedacht, dass Sie davon reden.» Er wirkte erleichtert.
    «Dann …» Lyndon Pierce stellte die Weinflasche auf den Fliesenboden neben seinen Stuhl, «dann weißt du, worum es geht, Cliff?»
    «Du hast doch bestimmt schon von den Ley-Linien gehört, Lyndon.»
    «
Gehört
schon, aber …»
    «Von Zeit zu Zeit wärmt jemand die Idee auf, dass prähistorische Steinmonumente und Hügelgräber zu mystischen Zwecken in geraden Linien angeordnet wurden, auf denen auch die alten Kirchen errichtet wurden. Wenn man die Archäologen fragt, erklären sie es für kompletten Unsinn, aber wie so viele Vorstellungen, die vom archäologischen Establishment verworfen wurden, sind auch die Ley-Linien zum Kult erklärt … zumeist von … nun ja, von Althippies oder New-Age-Spinnern.»
    «Also fallen diese Linien in die Kategorie fliegende

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