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Ein dunkler Gesang

Ein dunkler Gesang

Titel: Ein dunkler Gesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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Untertassen?», fragte Lyndon Pierce.
    «Ganz genau», sagte der ältere Typ.
    «Also haben wir nichts zu …»
    «Nein, nein.» Der ältere Typ schüttelte halbherzig lächelnd den Kopf. «Ganz und gar nichts.»
    Ach so?
Tja, kein Wunder, dass es keine Statuen von Alfred Watkins auf den Marktplätzen gab, wenn solche Mistkerle das Sagen hatten.
    «Wie können Sie …» Einen Moment lang bekam Jane vor Ärger kaum Luft. «Wie können Sie bloß so reden? Wie können Sie etwas einfach abtun, was ein ganz neues Licht auf die Landschaft hier werfen könnte … was sie … erstrahlen lassen könnte? Ganz besonders in
Herefordshire
, wo Alfred Watkins der erste Mensch auf der Welt war, der …»
    «Ah … Watkins, ja.» Cliff lächelte sie an, offensichtlich wieder vollkommen entspannt. «Charmanter alter Bursche, allem Anschein nach. Der typische englische Exzentriker, sehr unterhaltsam und unbelehrbar in seine Idee verrannt.»
    «Und das ist ein typischer Standpunkt des Establishments!»
    «Ach je», sagte Cliff. «Es tut mir schrecklich leid, aber ich fürchte, genau das sind wir.»
    «Also, vielen Dank für Ihren Besuch, Jane», sagte Lyndon Pierce. «Aber ich glaube nicht, dass die Phantastereien eines alten, längst verstorbenen Exzentrikers heute noch groß überzeugen können. Ich wurde, wie Ihnen Ihre Eltern sicher bestätigen werden, deshalb gewählt, damit ich Ledwardine weiterentwickle. Heutzutage wachsen Landgemeinden, oder sie gehen ein, und ich möchte in Ledwardine mehr Läden, mehr Restaurants, mehr Freizeiteinrichtungen und
viel mehr
Wohnhäuser sehen. Wir könnten das hier zu einer blühenden kleinen Stadt machen.»
    «Aber es ist keine …»
    Jane starrte Pierce Lyndon an, der sich vor ihren Augen ekelhaft aufzublähen schien.
    «Jane …»
    Das war von der Frau gekommen, die sie so eingehend gemustert hatte. Sie hatte kurze Locken und trug einen dunklen Anzug. Jane meinte, sie schon irgendwo gesehen zu haben, aber sie wusste nicht mehr, wo.
    «Jane, interessieren Sie sich aus persönlichen Gründen für dieses Thema?»
    «Na ja, ich arbeite an einem Projekt für die Schule. Über die Interpretation von Landschaftsmysterien.»
    «
Ah.
Wie alt sind Sie denn?»
    «Siebzehn.»
    Irgendwer lachte.
    «Und in welche Schule gehen Sie?», fragte die Frau.
    «Moorfield High School.»
    «Robert Morrell», murmelte die Frau Cliff zu. «Jane, weiß Mr. Morrell, dass Sie hier sind?»
    «Aber … was hat das denn mit ihm zu tun?»
    «Einiges, würde ich meinen, nachdem er der Schulleiter der Moorfield High ist.»
    «Ja, aber er wohnt nicht hier, oder?» Jane spürte, dass sie rot wurde. «Echt, ich mache mir etwas aus diesem Ort. Ich möchte nicht, dass er kaputt gemacht wird. Ich möchte nicht, dass dieses uralte Landschaftsmuster für ein paar idiotische, spießige Haufen rosa Backsteine wie …
diesen hier
geopfert wird. Ich meine, scheiß auf Ihr neues Gemeindezentrum. Was Sie eigentlich organisieren sollten, ist eine Bürgerversammlung wegen der geplanten Vernichtung von Coleman’s Meadow!»
    «Ich glaube wirklich nicht, dass wir über ein Vorhaben diskutieren sollten, das noch nicht einmal dem Gemeinderat vorgelegt wurde», sagte die Frau. «Und schon gar nicht mit einem Schulmädchen.»
    «Aber wenn niemand etwas sagt, wird es heimlich, still und leise durchgedrückt, oder? Und zwar von denselben Ignoranten, die …»
    «Ich würde mir an Ihrer Stelle genau überlegen, was ich hier sage», sagte die Frau kühl.
    «Ganz besonders vor der stellvertretenden Vorsitzenden des Schulbeirats», sagte Cliff.
    Eine kalter Stein landete in Janes Magen. Jetzt wusste sie es wieder. Das war die Frau, die bei der Preisvergabe in der Schule neben Morrell gesessen hatte.
    Jane starrte auf ihr Weinglas hinunter. Es war leer.
    «Also, wie ich sehe, kommen ich mit Ihnen nicht weiter. Ich denke, ich gehe jetzt nach Hause, um …»
    Sie bewegte sich zur nächsten Hausecke von Avalon und musterte die anderen von dort aus der Reihe nach.
    «… mir zu überlegen, wie ich Ihnen am besten eins reinwürge.»
    Und damit drehte sie sich um und rannte durch den Sommerabend, vorbei an den krummen, eingesunkenen Fachwerkcottages der Virgingate Lane.

14 Ein trübes, verschwommenes Licht
    Spicer führte Merrily und Lol in seine spartanische Küche und bot ihnen Stühle, aber keinen Tee an.
    «Ich vermute, es ist so wie mit den Leuten, die in Stratford-upon-Avon den Geist Shakespeares sehen.»
    Er setzte sich zu ihnen an den

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