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Ein dunkler Gesang

Ein dunkler Gesang

Titel: Ein dunkler Gesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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damit jede Opposition gegen das Bauprojekt schon im Keim erstickt wurde.
    Sie ging in die Toilette, schloss sich in einer Kabine ein und wollte Eirion eine SMS schicken. Vielleicht konnte er sie ja nach der Schule abholen. Sie brauchte jemanden, bei dem sie sich ausheulen konnte.
    Sobald sie das Handy angeschaltet hatte, meldete ein Ton eine Nachricht auf der Sprachbox, und Jane schloss beide Hände um das Telefon, denn was den Gebrauch von Handys während der Unterrichtszeit anging, verstand Morrell keinen Spaß.
    Wahrscheinlich war die Nachricht von Eirion. Jane drückte auf die Mailbox-Taste.
    «Hallo, Miss Watkins» – eine fremde, gutgelaunte Männerstimme. «Ich heiße Jerry Isles und arbeite für den
Guardian
. Ich würde gerne mit Ihnen über Ihre Kampagne zur … Ley von Ledwardine sprechen. Würden Sie mich bitte zurückrufen?»
    Jane stand mit dem Rücken an der Tür der Kabine und starrte auf die Toilette. Das Handy in ihrer Hand fühlte sich an wie eine Dynamitstange mit brennender Lunte. In der Dokumentation, die sie und Eirion ins Internet gestellt hatten, stand zur Kontaktaufnahme Janes Handynummer. Sie hatte vermeiden wollen, dass jemand im Pfarrhaus anrief. Und sie hatte allenfalls Rückmeldungen von Ley-Fanatikern erwartet, die einen Beschwerdebrief an den Gemeinderat schicken wollten.
    Der
Guardian
. Wahnsinn.
     
    «Und was wissen Sie über diesen Tim Loste?», fragte Sophie.
    «Gar nichts.» Merrily breitete die Hände aus. «Alles nur Gerüchte. Ich habe ihn noch nie gesehen.»
    Sie hatte gerade Winnie Sparke angerufen und sich mit ihr in Great Malvern verabredet.
    «Sie treffen sich mit ihr?», sagte Sophie.
    «Was soll ich denn sonst tun?»
    «Dieser Mann wurde verhaftet, weil er unter Verdacht steht, einen besonders grausamen Mord verübt zu haben, und Sie wollen sich allein mit seiner Freundin treffen!»
    «Ich bin gar nicht sicher, dass sie seine Freundin ist.»
    «Wissen Sie wenigstens über sie irgendetwas?»
    «Der Tag hat nur vierundzwanzig Stunden, Sophie. Und die meisten davon arbeite ich sowieso schon.»
    «Es tut mir leid. Ich versuche selbst, etwas herauszufinden.»
    Das Telefon klingelte, und Sophie nahm ab. «Torhaus. Ja, das ist sie.» Seufzen. «Einen Moment, Inspector.»
    Merrily übernahm den Hörer.
    «Mr. Loste, Merrily.» Bliss kam so unvermittelt zur Sache, als raste ein Zug aus einem Tunnel. «Wenn Sie – bei Androhung der Todesstrafe, falls Sie das ausplaudern – wissen wollen, warum er verhaftet wurde, dann hören Sie jetzt einfach zu, ich habe nämlich nicht viel Zeit. Können Sie Steno?»
    «Darin ist Sophie besser.»
    «Dann geben Sie mir wieder Sophie. Und damit das klar ist: Das bleibt unter uns dreien, oder ich sitze tiefer in der Scheiße, als Sie es sich vorstellen können.»
    «Ist klar.»
    «Es ist eine SMS , die gestern Abend von Wicklows Handy aus an Raji Khan geschickt wurde. Wenn Sie den Text gelesen haben, rufen Sie mich zurück und sagen mir, was Sie davon halten.»
    «Wurde die SMS von Wicklow geschrieben?»
    «Sie wurde mit beinahe hundertprozentiger Sicherheit nach Wicklows Tod geschrieben, entweder von seinem Mörder oder einem Komplizen. Und Khan hat sie in seiner Eigenschaft als aufrichtiger Bürger an Howe weitergeleitet. Jetzt geben Sie mir Sophie.»
    Sophie nahm ihren Notizblock zur Hand. «Rein? Oh, dein. Entschuldigung, machen Sie weiter.»
    In unglaublicher Geschwindigkeit stenographierte Sophie mit. Dann legte sie auf und begann die Mitschrift zu transkribieren. «Ich habe es sofort wiedererkannt.»
    «Was wiedererkannt?»
    Sophie schob Merrily die Umschrift über den Schreibtisch.
    Herr des Schreckens, Herr der Macht
    Sie ist dein, die Schicksalsnacht.
    Wenn unter der heiligen Eiche erklingt,
    Drei Mal die Formel, heil’ger Zauber beginnt.
    Wenn drei Mal die geweihte Klinge blutrot
    taucht in das Opfer und besiegelt den Tod.
    Wenn drei Mal zum mystischen Tanz wird gerufen
    Um den Altar, auf dem sie verbluten.
    «Was ist das?» Merrily schaute auf. «Black Sabbath?»
    «Es ist», Sophie runzelte die Stirn, «Elgar, fürchte ich. Jedenfalls sein Librettist. Es ist ein Auszug aus der Kantate, über die wir gesprochen haben. Caractacus.»
    «Oh, das Stück, das auf dem …»
    «Herefordshire Beacon spielt. Im Britischen Lager.»
    «Das gibt’s doch nicht.»
    «In dieser Passage hat Caractacus den entscheidenden Kampf mit den Römern vor sich und lässt sich von mehreren Prophezeiungen der Druiden leiten.»
    «Und dieser Mist ist als

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