Ein dunkler Gesang
verstehe, dass Devereaux das nicht will. Nicht mal ich wollte das.»
«Trotzdem waren Sie gestern Abend nicht da.»
«Hätte keinen Zweck gehabt. Es war ein abgekartetes Spiel. Aber wie gesagt, ich bin froh, dass Sie dort waren. Es hat etwas gebracht. Eine Seelenmesse ist goldrichtig, und alle sind glücklich und zufrieden.»
«Und warum fühle ich mich dann, als wäre ich übers Ohr gehauen worden?»
«Vertrauen Sie mir, so ist es am besten. Devereaux respektiert Sie jetzt. Das ist es, was zählt.»
«Und was ist mit Stella Cobham?»
«Oh, das wird er nicht vergessen. Sie hätte ihn beinahe zum Narren gemacht.»
«Und was glauben Sie inzwischen, womit wir es zu tun haben?»
«Was ich glaube, spielt keine Rolle. Was glauben Sie denn?»
«Es ist jedenfalls etwas sehr Beeindruckendes. Aber falls es eine Seelenmesse gibt, sollte sie besser von Ihnen abgehalten werden.»
«Nein.»
Merrily erschrak fast angesichts von Spicers heftiger Reaktion. Warum wollte er als Gemeindepfarrer diese Aufgabe nicht übernehmen? Sie schwieg.
«Das ist nicht mein Ding, okay? Ich kann Ihnen die Namen und Adressen von den Eltern der Unfallopfer geben. Ich kann die Vorbereitungen treffen – Sie müssen dann nur noch herkommen.»
«Am kommenden Sonntag? Abends?»
«Warum nicht? Danke, Merrily.» Er atmete langsam aus, anscheinend rauchte er. «Ich habe gehört, dass Sie gestern auf dem Beacon waren.»
Inzwischen hatte sich Merrily daran gewöhnt, wie lange er brauchte, um zum Wesentlichen zu kommen.
«Ich war nur … ich kenne einen Ermittlungsbeamten, der gestern dort Dienst hatte. Er dachte, ich könnte ihm helfen. Er hat sich geirrt.»
«Warum dachte er das, Merrily?»
«Weil es so aussah, als könnte es mit einem alten Opferritus zu tun haben.»
«Nein», sagte Spicer. «Das war bestimmt eine städtische Angelegenheit.»
«Wie meinen Sie das?»
«Der Mann war Türsteher. Im
Royal Oak
.»
«Das wusste ich nicht. Syd …»
«Ja?»
«Werden dort immer noch im großen Stil Drogen verkauft?»
«Meint das Ihr Bekannter von der Polizei?»
«Dazu kann ich nichts sagen. Aber ich habe etwas über Preston Devereaux’ Sohn gehört. Nicht Hugo, der andere.»
«Louis. Der ist jetzt ungefähr dreiundzwanzig. Was haben Sie gehört?»
«Dass er nach dem Jagdverbot ziemlich aus der Spur geraten ist.»
«Das stimmt. Er war der jüngste Jagdmeister, den der Jagdverein von East Malvern je hatte. Er hat nur dafür gelebt. Dann kam das Verbot, und er hatte so eine Art Zusammenbruch. Als hätten sie ihm seine gesamte Lebensgrundlage genommen.»
«Aber sein Vater … hat mit seinem Leben weitergemacht?»
«Ja. Das sagt er gern. Hat sogar die Pferde verkauft. Bei den anderen Jagdgesellschaften organisieren sie jetzt Schleppjagden, bei denen die Reiter mit ihren Hunden einer künstlich ausgelegten Duftspur folgen. Aber dafür ist Preston zu stolz.»
«Wenn er also selbst sagt, man muss
weitermachen
…»
«Dann meint er, man macht sein Ding und zeigt ihnen weder Wut noch Verbitterung, um ihnen keine weitere Genugtuung zu verschaffen.»
«Und erklärt das auch seine Haltung gegenüber dem
Royal Oak
?»
«Sie sind richtig gut, Merrily», sagte Spicer. «Normalerweise brauchen Leute von außerhalb Jahre, um zu verstehen, wie es hier draußen läuft.»
«Ich wohne schließlich selbst in einem Dorf.»
«Da hat er recht», sagte Bliss. «Roman Wicklow. Ein ziemlich schwerer Junge.»
Er hatte am Telefon nicht reden wollen, also hatten sie sich wieder in dem Café beim Klosterkreuzgang getroffen.
«Sein Strafregister enthält Raubüberfälle, schwere Körperverletzung und Drogenbesitz. Er hat sich früher hauptsächlich in Bromsgrove betätigt, deshalb ermitteln sie jetzt dort.»
«Sie?»
«Mir haben sie bei diesem Fall nur einen One-Night-Stand gegönnt.» Bliss trank einen Schluck Kaffee. «Wenn ich könnte, würde ich diesen Raji auf kleiner Flamme rösten. Aber wenn man von einem Fall abgezogen worden ist, kann man nichts mehr machen.»
«Leitet jetzt Annie Howe die Ermittlung?»
«Seit heute Morgen. Und das ist auch legitim. Der Fall gehört nach Worcester.»
«Aber Sie haben noch Interesse daran?»
«Nur theoretisch.»
«Darauf wette ich.»
«Wir haben uns übrigens gestern noch mit zwei von den kleinen Ganoven unterhalten, die den Toten gefunden haben. Ein paar Dreizehnjährige, die sich ein Sixpack Bier geteilt hatten. Haben schließlich zugegeben, dass sie Roman schon früher auf dem Beacon gesehen
Weitere Kostenlose Bücher