Ein dunkler Gesang

Titel: Ein dunkler Gesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman

Vom Netzwerk:

war überzeugt, dass sie … Sie war schließlich unheimlich fertig, nachdem Devereaux sie hatte sitzenlassen.»
    «Preston Devereaux?»
    «Entschuldigen Sie, ich habe vergessen, dass Sie nicht von hier sind. Es war allgemein bekannt in Wychehill. War auch nichts daran auszusetzen, sie waren schließlich beide Single. Ich weiß sogar noch, dass ich gedacht habe, das passt eigentlich ganz gut zusammen.»
    «Aber es hat nicht funktioniert.»
    «Sie ist eines Abends hier vorbeigekommen und war total am Ende. Fassungslos und beleidigt. Ich war dumm genug, sie zu bemitleiden. Sie ist die halbe Nacht geblieben, ich konnte sie nicht mehr loswerden. Die meisten Leute hier wollen nichts miteinander zu tun haben, aber sie stürzt sich richtig auf einen. Wenn’s ihr gerade passt.»
    «Also hat Devereaux sie abserviert?»
    «Winnie wollte zu viel. Er ist schon lange allein, und das gefällt ihm auch. Ich meine, sie klammert sich normalerweise bestimmt nicht an Männer, dazu ist sie zu unabhängig, aber bei ihm hat sie es getan. Für sie war er der wahr gewordene amerikanische Traum. Und sie verbraucht eine Menge Geld. Sie war verheiratet, ist mit ihrem Mann nach London gezogen, und dann ist er abgehauen. Aber ein Mann wie Devereaux – kann man sich so jemanden wirklich mit Kristallkugeln und Tarotkarten im Wohnzimmer vorstellen?»
    «Wann war das?»
    «Vor ein paar Wochen. Manche Leute glauben zwar, sie hat was mit Tim Loste, aber ich bin überzeugt, dass es nicht so was ist. Er glaubt, es geht ihr nur um den Chor. Sie dominiert ihn einfach … kein Wunder, dass er irgendwann verrückt geworden ist. Das war ein echter Schock, oder?» Sie nickte in Richtung der
Gazette
.
    Sie nahm die Sonnenbrille ab. «Alkohol und Drogen. Dieser Ort hier ist wirklich krank.»
    «Hat Loste wirklich Drogen genommen?»
    «Kein Heroin. Aber irgendetwas anderes. Wenn er vom Wandern zurückkommt, steht er manchmal völlig neben sich. Aber das könnte auch Alkohol sein. Einmal hab ich ihn lallend im Heidekraut liegen sehen. Ich kann es kaum noch erwarten, hier wegzukommen. Das sage ich Paul natürlich nicht. Er glaubt, er zerrt mich aus meinem Paradies weg. Wir sind auch nicht mehr ehrlich zueinander.»
    «Vielleicht ändert sich das in Amerika.»
    «Ich weiß nicht.» Stella schüttelte den Kopf. «Ich glaube, Sparke hat jetzt was mit dem Pfarrer.»
    «Was?»
    «Wo er doch jetzt allein ist.»
    «Das sind nur Gerüchte, oder?»
    «Wer weiß? Sie ist jedenfalls schon öfter auf dem Weg ins Pfarrhaus gesehen worden. So etwas bekommen die Leute mit.»
    «Welche Leute?»
    «Holliday zum Beispiel. Er kann den Pfarrer nicht leiden … oder überhaupt irgendwen. Na ja …» Stella schaute auf den Hügel, der wegen der früheren Nutzung als Steinbruch hier beinahe senkrecht aufragte. «Tut mir leid, dass ich Ihnen den Tag verdorben habe. Ich vermute, für Exorzisten muss es etwas ganz Besonderes sein, wenn sie glauben, wirklich einmal einen Geist gefunden zu haben. Vor allem, wenn es jemand Berühmtes ist. Elgar. Zum Totlachen, oder?»
    «Das ist immerhin ein Ergebnis», sagte Merrily kühl.

34 Reiß dich zusammen
    «Es ist furchtbar», sagte Jane. «Barbarisch.»
    Sie erzählte von einem doppelten Stacheldrahtzaun, der mit Planen bespannt war, sodass man nicht hindurchsehen konnte.
    «Wie ein Hochsicherheitsgefängnis … wie Guantànamo oder so was. Als wäre plötzlich Guantànamo Bay auf Coleman’s Meadow gelandet.»
    Lol sagte: «Aber du hast nicht …»
    «Nein. Na ja, da hätte ich mir bei Gomer wieder die Drahtschere ausleihen müssen. Und dieser Draht ist ziemlich dick. Das hätte ich nicht geschafft. Außerdem waren da zwei Typen, die ein Riesenschild aufgestellt haben.
Privatbesitz. Kein Durchgang. Zuwiderhandlungen werden strafrechtlich verfolgt.
»
    «
Dürfen
die das einfach einzäunen, wenn da ein öffentlicher Fußweg durchführt?»
    «Ist es
wirklich
ein öffentlicher Fußweg? Das weiß ich gar nicht so genau.» Jane mied seinen Blick. «Ich hätte es überprüfen sollen. Und hab’s nicht getan. Erst jetzt. Auf der Generalstabskarte ist jedenfalls kein Fußweg eingezeichnet. Das ist alles meine Schuld, oder? Ich habe mich von meiner Begeisterung mitreißen lassen und deshalb nicht mal das kleine Einmaleins beachtet. Ich habe nicht gecheckt, ob es dort ein altes Wegerecht gibt, und die Tatsache ignoriert, dass der Pfad nicht in
Die geraden Wege der alten Zeit
vorkommt. Ich bin einfach nur naiv und unreif. Ich bin eine
Idiotin
,