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Ein dunkler Gesang

Ein dunkler Gesang

Titel: Ein dunkler Gesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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Lol.»
    Jane schlug sich aufs Knie und begann zu weinen. Der
Guardian
lag zerknüllt auf dem Kaminvorleger.
    «Hast du dir schon jemals gewünscht, mit irgendwas lieber nicht angefangen zu haben?»
    Es war bisher der wärmste Tag des Sommers, aber sie schien zu frieren. Lol musterte Jane neugierig. Noch nie hatte er sie sagen hören, sie hätte irgendetwas lieber nicht anfangen sollen.
    «Als ich den Zaun gesehen hab, war ich zuerst einfach nur geschockt und wütend. Und dann … das Schlimmste ist, dass man nicht mal mehr den Cole Hill sehen kann, wenn man vor dem Zaun steht. Also bin ich in den Obstgarten gegangen und hab erst mal geheult.»
    «Jane …»
    Lol saß neben ihr auf dem Sofa. Das war der Moment, in dem er ihr tröstend einen Arm um die Schulter legen sollte, aber das hatte er noch nie getan. Sie standen sich nahe, aber sie war nicht seine Tochter, und in seinem Kopf gab es auch einen alten Stacheldrahtzaun – einen, der wohl nie verschwinden würde.
    «Und weißt du was?», sage Jane. «Als ich mit Heulen aufgehört habe, wurde mir klar, dass ich direkt auf der Ley gesessen habe, und da war … gar nichts. Kein Gefühl. Kein Energiefeld. Keine Lucy.»
    «Weil sie die … Linie unterbrochen haben, meinst du?»
    «Oh, Lol!» Jane drückte seine Hand. «Du musst nicht versuchen, nett zu mir zu sein. Ich wollte bloß … ich wollte bloß, dass noch etwas von dem Zauber übrig ist.»
    «Und was soll daran falsch sein?»
    «Es ist naiv. Weißt du, was ich hätte tun sollen? Was ein richtiger Erwachsener getan hätte? Er hätte einfach Beschwerde gegen das Bauprojekt eingelegt und sich ein paar Mitstreiter gesucht. Und was die Ley angeht, hätte dieser Erwachsene den Mund gehalten. Aber nein, für so etwas bin ich ja viel zu schlau. Ich muss unbedingt bei Pierce einfallen, wenn der halbe Bezirksrat zu Besuch ist und … den Mistkerlen auch noch einen Wink mit dem Zaunpfahl geben. Jetzt wissen sie, worum es geht, und haben das Gelände einfach dichtgemacht. Jetzt kann niemals mehr jemand die Magie dort spüren.»
    «Und weißt du, wer
sie
sind?»
    Jane zuckte mit den Schultern. «Dieser Murray, der Besitzer? Lol, hör mal …» Sie warf einen Blick zur Tür. «Wenn irgendjemand kommt, hast du mich nicht gesehen, okay? Auf dem Rückweg hierher hat Jim Prosser gesagt:
Oh
, Radio Hereford und Worcester
sucht nach dir und ein paar Zeitungsleute, und die haben alle schon versucht, im Pfarrhaus anzurufen, aber dort war keiner
. Also kann ich nicht mal nach Hause gehen, falls … Ich meine, ich kann jetzt nicht mit denen reden – schließlich sollte ich eigentlich in der
Schule
sein. Und ich habe keinen einzigen Beweis. Die werden mich einfach niedermachen. Ich bin tot, Lol.»
    Lol stand auf und ging ans Fenster. Er sah ein paar Leute auf der Church Street, die er nicht kannte, und für Touristen war es zu früh. Jane hatte recht. Sie war ein Schulmädchen, noch nicht volljährig, sie würde mit ihrem Protest gegen einen Bebauungsplan auf Granit beißen.
    Und er? Er hatte einfach alles nur mit angesehen, und seine größte Sorge war gewesen, dass Jane etwas tat, was Merrily als Pfarrerin in Schwierigkeiten bringen könnte.
    «Du hast recht. Am besten sprichst du erst mal mit niemandem und bleibst hier, bis wir wissen, wie wir vorgehen sollen.»
    «Wir?»
    «Wenn du nichts dagegen hast.» Lol drehte sich zu ihr um. «Interessant, wie schnell dieser Zaun aufgestellt wurde. Sie haben nicht mal auf den Zeitungsartikel gewartet. Das Vieh wurde gestern schon von der Weide geholt. Also haben sie es vermutlich organisiert, sobald sie befürchtet haben, dass es in die Presse kommt. Also … ich höre mich mal ein bisschen um. Und du bleibst hier, machst die Tür nicht auf und achtest darauf, welches Telefonat du annimmst.»
    «Du musst nicht …»
    «Doch. Hör mal, während ich weg bin … Mein Laptop steht unter dem Schreibtisch. Könntest du mal feststellen, was sich über die Kirche von Wychehill finden lässt?»
    «Warum?»
    «Weil du damit ein paar Punkte bei deiner Mom machen könntest. Ich habe den Eindruck, die kannst du gerade sehr gut brauchen.»
    Jane lächelte. Zwar standen ihr dabei noch die Tränen in den Augen, aber immerhin. Lol erzählte ihr von Prof Levin und der Choraufnahme, die unbedingt in der Kirche von Wychehill gemacht werden musste. «Such nach Verbindungen mit Musik. Chören. Singen. Keine Ahnung. Und eine Verbindung zu Elgar wäre auch sehr gut. Verlass dich auf deine

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