Ein dunkler Gesang
Winnie ließ die Arme sinken. «Aber lassen Sie mir vorher drei Minuten, um mit ihm zu reden.»
«Ich nehme an, es gibt eine Hintertür, oder?»
«Sie haben mein Wort», sagte Winnie.
Merrily seufzte.
«Machen Sie’s kurz, Frannie», sagte Merrily in ihr Handy. «Warum ist er entlassen worden?»
Bliss ging hinaus auf den Parkplatz, bevor er antwortete.
«Ihre Freundin, Mrs. Sparke, hat ihn vor ungefähr einer Stunde in Worcester abgeholt. Die DNA -Befunde waren, um es milde auszudrücken, nicht überzeugend. Aber hauptsächlich scheinen andere Entwicklungen dem Fall eine neue Richtung gegeben zu haben.»
«Und können Sie mir sagen, welche?»
«Ja, unter den üblichen Bedingungen. Der Mord in Pershore, von dem ich Ihnen erzählt habe – der Dealer, der in seinem Auto gefoltert und dann erschossen wurde, Christopher Smith. Es könnte sein, dass wir seinen Mörder haben.»
«In Gewahrsam?»
«So könnte man es auch ausdrücken, allerdings wird er kein Geständnis unterschreiben. Also. Zwei Freunde von Smith, die auf die kleine Belohnung aus waren, haben gesagt, sie hätten Mr. Smith in der Nacht des Mordes zusammen mit Mr. Wicklow aus einem Nachtclub in Worcester kommen sehen. Und Mr. Wicklow hat, wie wir von ihnen erfahren haben, in seiner Umgebung regelmäßig für Angst und Schrecken gesorgt.»
«Wicklow hat Smith getötet?»
«Sieht ganz danach aus.»
«Und wissen Sie auch, warum?»
«Nein, dass wissen wir noch nicht. Aber gewöhnlich geht es bei diesen Dealern um die Revieraufteilung, wenn sie sich in die Haare geraten.»
«Wenn sie beide Dealer waren und Wicklow für Mr. Khan gearbeitet hat, für wen hat dann Smith gearbeitet?»
«Keinen Schimmer. Smith hat das nur in Teilzeit gemacht, tagsüber hatte er einen Job in einem Schlachthaus. Vielleicht hat er ja auch für Khan gearbeitet. Das ist immer ziemlich verwickelt in diesen Kreisen. Vielleicht hatte Smith sich als unzuverlässig erwiesen, und Wicklow sollte ihn ausschalten. Wir wissen es nicht.»
«Aber Loste ist aus dem Schneider.»
«Das ist er
natürlich nicht
. Sie haben ihn nur für den Augenblick gehen lassen. Es gibt keine passenden DNA -Spuren, und der Staatsanwalt fand, so reicht das noch nicht für eine Mordanklage.»
Überraschenderweise kam Winnie Sparke tatsächlich wieder aus der Kirche.
Merrily ging mit ihr zu Longworths Grab mit dem Engel der Qualen. Winnie schaute die Skulptur mit unbehaglicher Miene an, bevor sie sich an den Sockel lehnte. Die halb ausgebreiteten Flügel des Engels schirmten sie vor der Sonne ab und hatten dabei etwas Raubvogelhaftes. Merrily setzte sich auf den Sockel der Skulptur und lehnte sich mit dem Rücken an die steinernen Gewandfalten.
«Manchmal lässt einen dieser Job wirklich an seinem Glauben zweifeln, Winnie.»
«Der Glaube interessiert mich nicht. Glauben heißt, seinen Verstand abschalten.»
«Okay, überspringen wir die theologische Diskussion.»
Winnie zuckte mit den Schultern. Aus der Kirche drangen wieder Orgelklänge. Es hörte sich nach Bach an.
«Also, worum geht es?»
«Es geht um den Geist von Edward Elgar. Er ist der einzige Grund, aus dem ich hier bin, und ich habe schon mehr als genug Zeit auf ihn verschwendet. Und ich habe diese ganzen Ausflüchte satt. Hat Tim ihn erfunden oder auf irgendeine Art heraufbeschworen? Ist er gestört, krank, oder war er einfach nur betrunken?»
«Und was wäre, wenn ich Ihnen sage, dass ich es nicht weiß?»
«Dann würde ich davon ausgehen, dass Sie zumindest eine Meinung haben, nach all den esoterischen Studien, die Sie ja offensichtlich betrieben haben.»
«Man informiert sich eben besser, wenn man Bücher schreiben will.»
«Machen Sie das immer noch?»
«Man verdient Geld damit. Allerdings nicht gerade viel. In den Staaten ist es leichter. Hier ist das Leben teurer, und esoterische Bücher verkaufen sich nicht so gut.»
«Und schreiben Sie ein Buch über das hier?»
«Vielleicht.»
«Wollen Sie sich deshalb nicht in die Karten schauen lassen?»
Winnie schwieg einen Moment und sagte dann: «Mit diesem Buch könnte ich über meinen Tod hinaus bekannt werden.»
«Also nicht einfach das nächste New-Age-Taschenbuch.»
«Nein. Nach meiner Trennung ist mir klargeworden, dass ich mir ein Projekt suchen musste, mit dem mehr Geld zu verdienen war. Ich habe über ein Buchprojekt nachgedacht, das am Beispiel von Elgar und den Malverns die spirituellen Wurzeln der musikalischen Kreativität auslotet. Ich habe einen
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