Ein dunkler Gesang

Titel: Ein dunkler Gesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman

Vom Netzwerk:

Laden hier sein cooles Image sofort los, oder?»
    Khan sah Merrily scharf und mit einem Ausdruck an, der womöglich Respekt war.
    «Ich sage Ihnen mal was.» Er setzte sich wieder und tippte in der
Malvern Gazette
auf die Schlagzeile ES WIRD NOCH MEHR TODESFÄLLE GEBEN . «Das ist eine absurde Übertreibung. Vor ein paar Wochen bin ich Sonntagnacht extra mit dem Auto nach Wychehill gefahren und habe mich dort hingestellt, um das Chaos selbst zu erleben, das meine Gäste angeblich anrichten. Und in anderthalb Stunden hat dort kein einziges Auto angehalten, und es war keinerlei Lärm zu hören. Und auch wenn wir wie jeder andere Pub Alkohol verkaufen, gab es dieses Jahr noch keinerlei Ärger im
Inn Ya Face
, der mit Drogen zu tun gehabt hätte. Und die Verkehrspolizei behält uns genau im Auge, das kann ich Ihnen sagen.»
    Darauf hätte Merrily ihren Arm verwettet.
    «Und das Drogendezernat?»
    Khan breitete die Arme aus. «Mrs. Watkins, warum fangen Sie wieder davon an? Die Medien bezeichnen Romans Tod als eine Art Ritualmord, und die Polizei scheint es als eine extreme Reaktion auf etwas … kulturell Fremdes in dieser Gegend hier anzusehen. Während Sie … ist das christlich?»
    «Kennen Sie DCI Howe gut?»
    Khans Augen wurden schmal, dann lächelte er.
    «Sie ist eine gute Polizeibeamtin.»
    «Die eine steile Karriere macht.»
    Sie fragte sich, in welcher Beziehung Khan und Howe zueinander standen. Er war ganz bestimmt ein idealer Informant.
    «Das hoffe ich. Die Polizei kann solche Leute wie Annie sehr gut brauchen.»
    «Und ich hoffe, Sie haben Zeit, zu der Messe zu kommen.» Sie stand auf. «Wenn ich fragen darf, wie sind Sie in dieser Branche gelandet?»
    «In dieser
zwielichtigen
Branche?» Er lachte laut auf. «Weil ich diese Branche einfach unendlich
liebe
, Mrs. Watkins. Sie ist elektrisierend. Die reine, ekstatische, nackte
Vibration
. Verstehen Sie, was ich meine? Oder sind Sie genauso wie Mr. Holliday und seine Anhänger davon überzeugt, dass wir das Böse schlechthin sind?»
    «Also, ich …»
    «Ich bin Sufi», sagte Raji Khan. «Musik ist mir heilig. Ich sage den Leuten immer, dass der
Royal Oak
von einem gewöhnlichen Pub in einen wahren Klangtempel verwandelt wurde.»
    «Ja.»
    Zwei Drähte verbanden sich in Merrilys Kopf mit einem beinahe hörbaren Zischen.
    «Habe ich etwas gesagt, Mrs. Watkins?»
    «Hmm, ich glaube schon. Haben Sie heute Abend eine Veranstaltung?»
    «Natürlich. Es ist Freitag. Wir haben einen alten Freund von mir da, Dr. Samedi.»
    «Aus Kidderminster? Jeff?»
    Khan starrte sie überrascht an.
    «Er war vor ein paar Jahren für eine Party in unserem Dorf engagiert. Mit seiner Voodoo-Hip-Hop-Show. Damals war er natürlich noch nicht so bekannt.»
    «Sieh an, sieh an», sagte Raji Khan.
    Er begleitete sie zum Parkplatz.
    «Also», sagte Khan, «ich bin nicht sicher, ob ich zu Ihrer
Seelenmesse
kommen kann. Aber ich hoffe, Sie können dazu beitragen, dass es keine weiteren Todesfälle gibt.»

40 Medikamentenhölle
    Am liebsten wäre Jane einfach zurück ins Pfarrhaus gerannt, hätte sich dort eingeschlossen und die Nacht damit verbracht, die Mondrian-Wände weiß zu streichen. Aber Lol sagte, sie würde es nur schlimmer machen, wenn sie jetzt sofort ginge, so, als hätten sie tatsächlich etwas zu verbergen. Also blieb Jane und lief auf und ab wie ein gefangener Tiger.
    Und das Schlimmste war das Wissen, dass das alles
ganz allein ihre eigene Schuld
war. Dieser halbgare Vorstoß war von Anfang an verflucht gewesen, und nun breitete sich der Fluch aus, und noch dazu auf die Menschen, die sie nie im Leben hatte verletzen wollen …
    Lol würde sich nie vollständig von seiner Vergangenheit befreien können. Nachdem der ekelhafte Pierce gegangen war, hatte Lol gesagt, es wäre alles nicht so schlimm.
    Aber in Wahrheit musste er sich gewaltige Sorgen darüber machen, wie sehr ihm Pierce schaden konnte. Pierce brauchte nur wie Rattengift hier und da ein Wort fallenzulassen. Und dann würde Lols Geschichte bekannt werden und gegen ihn sprechen.
    Eine falsche Anklage wegen der angeblichen Vergewaltigung einer Minderjährigen, die Lol vom Bassisten seiner Band angehängt worden war, hatte Lols Musikerkarriere und die Beziehung zu seinen Eltern mit einem Schlag zerstört. Er war damals erst achtzehn gewesen und danach für Jahre in der sogenannten Obhut der Psychiatrie verschwunden, die Lol später nur die
Medikamentenhölle
nannte.
    Irgendwo gab es sicher noch eine Akte zu