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Ein dunkler Gesang

Ein dunkler Gesang

Titel: Ein dunkler Gesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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Merrily sie kennengelernt hatte. Sie war gerufen worden, weil in
The Glades
angeblich der Geist eines schmucken Gentlemans aus einer vergangenen Epoche umging. Später, als Merrily einmal Unterstützung brauchte, aber nicht recht wusste, wie sie mit Miss White umgehen sollte, war Lol zu Athena gegangen, um ihr verbotenes Wissen zu nutzen. Und er hatte sich sehr gut mit dieser ehemaligen hochrangigen Verwaltungsbeamtin verstanden, die sich im Alter dem Studium esoterischer Lehren widmete.
    «Und du?», fragte Miss White. «
Warst
du inzwischen unter der Soutane?»
    «Frauen in Uniform haben mich noch nie angemacht.»
    «Weich mir nicht aus.»
    «Na gut, ohne Uniform ist es viel besser», sagte Lol, und Miss White klatschte in die Hände.
    «Famos! Und du musst mir nicht erklären, warum die Pfarrerin nicht mitgekommen ist. Ich weiß, dass sie mich für eine Vertreterin der falschen Seite hält.»
    «Und ich bin der Verbindungsmann», sagte Lol.
    «Du hast Cardelow angelogen. Hast ihr irgendeinen Schwindel darüber aufgetischt, dass du mich kennengelernt hättest, als du die arme Pole besucht hast.»
    «Das war, weil ich mit Ihnen …
über
Maggie Pole reden wollte.»
    «Sie ist gestorben.»
    «Ich weiß.»
    «Im Schlaf. Sie steckte gerade in einem ziemlichen Dilemma. Sie hat mich für eine Spiritistin gehalten, weißt du, ein Medium. Das tun einige der Bewohnerinnen hier.»
    «Mrs. Pole hat Sie gebeten, ihr zu helfen? Als Spiritistin?»
    Athena White musterte ihn eine Weile, bevor sie antwortete.
    «Robinson, die Frau ist zwar tot, aber man muss ihre Privatsphäre trotzdem schützen. Warum willst du überhaupt etwas über sie wissen?»
    «Also gut», sagte Lol. «Erinnern Sie sich noch, wie ich das erste Mal bei Ihnen war? Wir haben damals über Moon gesprochen, die Archäologin, und über die Kathedrale von Hereford und die Verbindung, die eine Ley-Linie von dort aus zum Dinedor Hill bildet.»
    «Ley-Linien?» Miss White legte eine blutrote Nagelspitze ans Kinn. «Watkins. Deine Freundin heißt doch Watkins, oder?»
    «Genau wie ihre Tochter. Jane. Ich glaube, Sie haben Jane nie gesehen, aber sie … sie ist sehr eigensinnig in manchen Dingen und gibt nicht so schnell auf. Aber sie ist erst siebzehn und geht noch zur Schule, und jetzt hat sie sich in etwas gestürzt, was sich für sie als Bumerang erweisen könnte. Ich habe Schuldgefühle, weil ich nicht Bescheid wusste und sie verletzlich ist, und ich bin nicht … jedenfalls nicht auf diese Art.»
    «Oh, das denke ich aber doch, Robinson. Du wolltest dich nicht einmischen, weil das deine Beziehung zu ihrer Mutter hätte stören können, die dir anscheinend mehr wert ist als dein Leben.»
    «Sie sind wirkliche eine sehr gute …»
    «Wag bloß nicht, mich als Psychologin zu bezeichnen. Und was hat das alles mit Margaret Pole zu tun?»
    «Jane glaubt, eine vergessene Ley-Linie entdeckt zu haben, auf die jetzt jemand eine Wohnsiedlung bauen will. In Ledwardine. Das Gebiet heißt Coleman’s Meadow. Wir haben erfahren, dass Margaret Pole die Weide von ihrer Mutter geerbt hat, die sie offenbar unberührt lassen wollte. Ich habe mich gefragt, weshalb sich Maggie Pole anders entschieden hat. Als ich gehört habe, dass sie in
The Glades
war, dachte ich, wenn überhaupt jemand etwas darüber wissen könnte, dann Sie.»
    Miss White zog sich in ihre Kissenhöhle zurück wie ein kleiner englischer Guru.
    «Ah …», kam aus ihrem Mund wie ein weißes Rauchwölkchen. «Eine Ley-Linie.
Darum
könnte es gegangen sein.»
    «Ergibt das für Sie irgendeinen Sinn?»
    «Sie wollte, dass ich mit ihrer Mutter Kontakt aufnehme.»
    «Sie meinen, im …»
    «In dem Land, in dem die Toten in einem endlosen Garten zwischen endlosen Springbrunnen sitzen, über Belanglosigkeiten plaudern und Feenkuchen essen. Sie wollte, dass ich mit ihrer Mutter Kontakt aufnehme, um zu erfahren, ob sie das Richtige tut. Sie hatte vor allem in ihrem letzten Jahr häufig Besuch von einem Mann. So etwas kommt ständig vor. Man muss nicht lange hier sein, um einen Aasgeier im Anzug zu erkennen. Es war ein Verwandter.»
    «Ein Neffe?»
    «Manchmal habe ich Pole im Aufenthaltsraum mit den anderen Bewohnerinnen reden hören. Sie hat ihnen erzählt, es könnte sein, dass er den Bauernhof aufgeben müsse, der seit Generationen von der Familie betrieben wird. Sinkende Gewinne, billige Importe, das Übliche. Und ich habe mich gefragt, was er wohl von ihr will.»
    «Vielleicht ein Stück Land, das er für viel Geld

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