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Ein dunkler Gesang

Ein dunkler Gesang

Titel: Ein dunkler Gesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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Wahrscheinlich ist das heute Abend schon Geschichte.»
    «Und was setzen Sie ein? Wasserkanonen? Gummigeschosse?»
    «Leute wie Sie machen mir wirklich Sorgen», sagte Pierce. «Kommt die Pfarrerin heute Abend zurück?»
    «Soweit ich weiß.»
    «Es ist nur so, dass die Leute sagen, sie wäre zurzeit so oft weg, dass es ist, als hätte man überhaupt keine Pfarrerin.»
    «Und wer genau sagt so etwas, Lyndon?»
    «Ich glaube ja, dass es unheimlich schwer für eine Gemeindepfarrerin ist, die Leute wieder auf ihre Seite zu ziehen, wenn das Vertrauen erst einmal weg ist. Ganz besonders, wenn ihre Tochter mit Schuleschwänzen und Ärgermachen für andere Kinder so ein schlechtes Beispiel ist.»
    Pierce legte die Hand auf den Knauf der Wohnzimmertür und drehte sich dann noch einmal mit einem minimalen Lächeln zu Lol um.
    «Oh … und wenn gewissen Zugezogenen unsere Politik hier nicht gefällt, können sie ja auch wieder wegziehen, nicht? Schließlich bekommt man hier für jedes Cottage einen guten Preis …»
    Die Tür öffnete sich, und Lyndon Pierce wurde zurück in den Raum geschoben. Jane stand an der Tür, das Gesicht so weiß wie die Bluse ihrer Schuluniform, und starrte Pierce eiskalt an.
    «Sie meinen, wenn den Leuten die Politik von korrupten Gemeinderäten nicht gefällt?»
    Pierce’ Lächeln war Geschichte.
    «Oder vielleicht», sagte Jane, «wenn sie Mistkerle nicht mögen, die früher mit dem Luftgewehr Blaumeisen vom Futterhäuschen geschossen haben?»
    «Sie …», Pierce hob den Zeigefinger, «… sollten genau aufpassen, was Sie da sagen.»
    «Lyndon», sagte Lol sanft. «Sie ist doch noch ein
Kind

    Piere wirbelte zu ihm herum.
    «Und was Sie betrifft … Weiß die Pfarrerin, dass Sie ihre Tochter bei sich haben? Sieht nämlich so aus, als würde sie es bald erfahren. Aber keine Sorge, Laurence, von mir hört sie es nicht. Nicht direkt jedenfalls, nicht
direkt

    Lol musste Jane festhalten, damit sie sich nicht auf Pierce stürzte. Oder vielleicht war es auch umgekehrt.

39 Klangtempel
    In der Ausgabe der
Malvern Gazette
, die auf Raji Khans Ebenholzschreibtisch lag, befand sich anstelle des Fotos von Leonard Holliday ein Loch.
    Erneut stach Mr. Khan mit seinem Goldfüller auf die Stelle ein.
    «Warum tun die mir das an, Mrs. Watkins? Können
Sie
mir das erklären?»
    Er trug ein Crickethemd, eine cremefarbene Hose und weiße Schuhe. Sein schwarzes Haar hing im Musketierstil offen über die Schultern. Im linken Ohr trug er einen Smaragd. Merrily saß auf der anderen Seite seines Schreibtischs auf einem bedeutend niedrigeren Stuhl.
    «Vielleicht haben die Leute von dem hier eine ganz falsche Vorstellung.»
    Mr. Khans Büro im ersten Stock des
Royal Oak
hätte aus einem Sherlock-Holmes-Film stammen können. Draperien und Messinglampen, tiefbraune Wände und graue Bilderrahmen.
    «Wissen Sie, ich habe sogar einmal diese Bürgerinitiative eingeladen», sagte Mr. Khan. «Aber die wollten nicht kommen. Anscheinend bin ich für sie die Ausgeburt des Satans.»
    «Ich habe das Weihwasser im Auto vergessen.»
    Mr. Khan strahlte. Zuerst hatte Merrily gedacht, wie surreal all das war, wie anders, als man sich die Höhle eines Drogenbarons vorstellte. Andererseits war es vielleicht einfach nur die Höhle eines
traditionsbewussten
Drogenbarons, und Mr. Khan benahm sich genau wie die städtischen, gebildeten Edelverbrecher, die man in alten Filmen sah.
    «Also.» Mr. Khan lehnte sich in seinem ledernen Drehsessel zurück und verschränkte die Finger hinter dem Kopf. «Was wollen Sie noch mal abhalten? Eine …»
    «Seelenmesse.»
    «Eine Seelenmesse?»
    «Das ist eine Messe mit Kommunionsfeier für die Toten, Mr. Khan. Ich war aber nicht sicher, ob Ihr eigener Glaube es Ihnen vielleicht verbietet …»
    «Oh, kein Problem, Mrs. Watkins. In meiner Eigenschaft als Förderer der Künste und der Popkultur habe ich schon an einigen christlichen Bestattungen teilgenommen. Meine Bedenken gehen eher dahin, dass ich diese armen Menschen überhaupt nicht kannte. Kannten
Sie
den jungen Mr. Cookman, der bei dem Unfall umgekommen ist?»
    «Nein.»
    «Und dennoch schlagen Sie eine Messe zum Gedenken an ihn und seine Freundin vor.»
    «Das trifft es nicht genau. Oder nicht
ganz
. Es geht mir auch um die Umstände ihres Todes und die Auswirkungen, die all das auf die Gemeinde hatte.»
    «All das?»
    «Es gab noch eine Reihe anderer Unfälle. Sie waren vergleichsweise harmlos, aber es herrscht ein

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